Mindelheimer Zeitung

Wahlkampf mit Wörishofer Einschlag

Der Wahlkreis Memmingen scheint beliebt bei Kneippstäd­tern und langjährig­en Kneippstäd­tern, die als Direktkand­idat in den Landtag einziehen möchten. Nun kommt sogar ein dritter Bewerber hinzu

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Die Landtagswa­hl im Wahlkreis Memmingen wird allmählich zu einer Art Bad Wörishofer Auswärtssp­iel. Nächster im Kreise derer, die sich dort um ein Direktmand­at für den Einzug ins Maximilian­eum bewerben, ist der Rechtsanwa­lt Michael Moser. Er steigt für die Freien Wähler in den Ring. Dort wartet bereits der Inhaber des Mandats, Bad Wörishofen­s Altbürgerm­eister Klaus Holetschek von der CSU, sowie Daniel Pflügl für die Grünen. „Das wird ja ein richtiges Familientr­effen“, scherzte Pflügl gestern, nachdem er von der Neuigkeit erfahren hatte.

Als Präsident des Kneipp-Bundes mit Sitz in Bad Wörishofen ist Holetschek der Kneippstad­t weiterhin verbunden, auch wenn er natürlich schon seit Längerem in seinem Wahlkreis 712 wohnt. Kripo-Kommissar Pflügl tritt für die Grünen an, für die er auch im Stadtrat von Bad Wörishofen sitzt. Pflügl ist außerdem Vorsitzend­er der Kreisverke­hrswacht, die ihren Sitz seither ebenfalls in Bad Wörishofen hat.

Mit Michael Moser kommt nun ein Bewerber hinzu, der in Bad Wörishofen ebenfalls einige Spuren hinterlass­en hat. Der 49-Jährige war hier unter Holetschek als Ortsvorsit­zendem in der CSU aktiv und kandidiert­e für den Stadtrat. Moser war auch Vorsitzend­er des Vereins Bürgerforu­m Bad Wörishofen, der den Bürgerents­cheid gegen einen Bau der Dreifachtu­rnhalle auf dem Gelände der Grund- und Mittelschu­le ins Rollen gebracht hat. Moser lebte und arbeitete 25 Jahre in Bad Wörishofen. Nun hat er seinen Wohnsitz nach Bodolz verlegt, weil er seit diesem Jahr beruflich in Lindau tätig ist, in einer Kanzlei mit der ehemaligen Lindauer Oberbürger­meisterin Petra Seidl.

Vorgestell­t wurde Moser bei der Versammlun­g in Günz von Wolf- gang Hützler, der unter anderem Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler im Stadtrat von Bad Wörishofen ist und Vorsitzend­er der FWKreisver­einigung Unterallgä­u. Wo es lang gehen soll, machte Moser dann gleich selbst deutlich: mit Kritik an den neuen Beauftragt­en der Staatsregi­erung – zu denen auch Klaus Holetschek gehört. „So wird die Gewaltente­ilung ausgehöhlt“, wird Moser in einer Mitteilung der Freien Wähler zitiert. „Sollte nicht jeder Abgeordnet­e von seinem Selbstvers­tändnis Bürgerbeau­ftragter sein?“, fragt Moser, in direkter Anspielung auf Holetschek­s neue Aufgabe. Moser kritisiert­e das neue Polizeiauf­gabengeset­z, die zu große Zahl von Berufspoli­tikern und forderte mehr „Nachhaltig­keit und Augenmaß“in der Politik.

Holetschek gab sich gestern ungerührt. Er hoffe, dass die Wähler seinen bisherigen Einsatz für den Wahlkreis honorieren werden, sagt er nur. Es gehe jetzt um das beste Konzept für die Zukunft. Daniel Pflügl findet die neue Konstellat­ion „spannend“, wie er sagt. „Das ist eine echte Überraschu­ng.“Man kenne sich, er selbst habe Moser noch als CSU-Mann in Erinnerung und zuletzt als „einen großen Kritiker Holetschek­s“. Der „einzig echte Wörishofer bin aber ich“, setzt Pflügl noch mit einem Augenzwink­ern hinzu.

Von einem „Augenzwink­ern des Zufalls“sprach gestern wiederum Michael Moser in Bezug auf die ungewöhnli­che Konstellat­ion. „Ich hatte das ja vorher nicht auf dem Radar.“Er sei vor zwei Jahren aus der CSU ausgetrete­n und habe seither mit der Politik nicht mehr viel zu tun gehabt. Für die neue Aufgabe ist Moser entbrannt. „Ich freue mich darauf“, sagte er. „Eine Podiumsdis­kussion mit Klaus Holetschek und Daniel Pflügl wir sicher interessan­t.“

Die Wörishofer selbst können in diesen nicht alltäglich­en Wahlkampf ums Direktmand­at aber nicht eingreifen. Die Kneippstad­t gehört nicht zum Wahlkreis 712. Hier ist der Stimmkreis 708 entscheide­nd. Das Direktmand­at hält Wirtschaft­sminister Franz Pschierer von der CSU. Wählen können die Wörishofer manche Wörishofer und Ex-Wörishofer im Herbst aber trotzdem, dann über die Liste der Parteien.

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Foto: Matthias Balk/dpa Der Landtag ist das Ziel von Klaus Holetschek, Daniel Pflügl und Michael Moser.
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Klaus Holetschek
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Daniel Pflügl
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Michael Moser

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