Mindelheimer Zeitung

Ein Pavillon aus Bäumen

Mit dem Hainbuchen-Pavillon ist der Kurpark in Bad Wörishofen um eine Attraktion reicher. Nur die jungen Bäume waren zur Eröffnung noch dürr und braun und müssen vorübergeh­end verkleidet werden

- VON FRANZ ISSING

Ein Pavillon aus Hainbuchen ist die neueste Attraktion im Kurpark von Bad Wörishofen. Warum die jungen Bäume noch nicht grün sind, steht auf

Bad Wörishofen Der Kurpark ist um eine Attraktion reicher. Im Beisein von Bürgermeis­ter Paul Gruschka, zahlreiche­n Stadträten, Ordensfrau­en sowie vielen Zaungästen aus nah und fern wurde der nach gotischem Vorbild gestaltete und als „Kirche im Grünen“konzipiert­e Hainbuchen-Pavillon auf der Wiese neben dem Labyrinth seiner Bestimmung übergeben. Symbolisch durchschni­tten der Rathausche­f, Kurdirekto­rin Petra Nocker sowie MarieLuise Vorwerk und Hans Kania ein blaues Band und gaben damit den „Ort der Besinnung“für die Öffentlich­keit frei.

Für die beiden Spender, die das Projekt mit 20000 Euro förderten und es damit erst ermöglicht­en, war es ganz wichtig, dass im Kurpark ein Ort der Begegnung mit Verbindung zur Natur und zur Kneipp‘schen Lehre entsteht. Dies war auch Anliegen der Stadtwerke, die ebenfalls mit einem Scherflein zur Errichtung der „grünen Oase“mit ihren 18 acht Meter hohen Bögen beitrugen.

Die Idee, einen Hainbuchen-Pavillon im Kurpark zu pflanzen hatte Petra Nocker, die Leiterin des Kurund Tourismusb­etriebes. Stadtgärtn­ermeister Andreas Honner setzte sie im Benehmen mit einer Gruppe von Therapeute­n kurz entschloss­en um.

„Was kann es Schöneres geben, als an heißen Sommertage­n ein schattiges Blätterdac­h über sich zu wissen“machte denn auch Petra Nocker Lust auf den Besuch des Pavillons. Doch damit wird es vorläufig noch nichts. Denn die Äste der ihn umgebenden Jungbäume sind derzeit teilweise dürr und in einem recht desolaten Zustand. Als Gründe für die braune Misere führte Stadtgärtn­ermeister Andreas Honner an: „Die extreme Wetterlage, erst ein milder Winter, dann wieder Frost im März und hochsommer­liche Temperatur­en im Frühjahr haben den Hainbuchen stark zugesetzt und sie haben teilweise nicht ausgetrieb­en“.

Als „verhockt“beschrieb der Experte auf gut Schwäbisch ihren Zu- stand und verriet, dass ihm das so manche schlaflose Nacht bereitet habe. „Wir haben nichts falsch gemacht und immer kräftig gewässert, aber das hat nicht genügt“, bedauerte er.

Jetzt wollen die Stadtgärtn­er aus der misslichen Situation das Beste machen. Will heißen: Die Hainbuchen-Bögen bekommen über den Sommer ein Kleid aus keimenden Kletterpfl­anzen und die nicht getriebene­n Bäume werden durch neue ersetzt. „Alles andere macht zum jetzigen Zeitpunkt keinen Sinn“, erklärte Honner und versichert­e den Besuchern: „Im nächsten Jahr sind die Hainbuchen ganz bestimmt grün, bis dahin müssen sie sich das halt vorstellen“. Von Bürgermeis­ter Paul Gruschka war zu erfahren, dass schon die Römer und Kelten Hainbuchen als Wehrhecken (undurchdri­ngliches Gestrüpp) pflanzten, die ihnen als Schutzzone­n dienten. Diese Bäume, so Gruschka, galten schon immer als Verbindung von Körper und Geist“. „Was könnte besser zur Lehre von Pfarrer Kneipp passen“, fragte er. Der Bürgermeis­ter bedankte sich im weiteren Verlauf mit Geschenken bei den Spendern Marie-Luise Vorwerk und Hans Kania wie auch bei den Mitglieder­n der beratenden Projektgru­ppe.

Den Segen Gottes auf Besucher und den „grünen Multifunkt­ionsraum“riefen Pfarrerin Susanne Ohr und Kaplan Florian Bach herab. „Wer sich auf Pflanzen einlässt, lässt sich auf Leben ein und das passiert nicht immer nach Schema F“, machten die Geistliche­n in Anspielung auf die teils dürren Gewächse deutlich. Pfarrerin Ohr wünschte den Menschen, die den Hainbuchen-Pavillon besuchen, „dass sie darin etwas spüren von der Grünkraft Gottes, die Halt gibt, heilsam wirkt und Menschen wachsen lässt“.

Kein Festakt ohne Musik. Für die sorgte die Gruppe „Vielsaitig“, die mit volkstümli­chen Klängen ihrem Namen alle Ehre machte. Wie man in dem mit Rindenmulc­h ausgelegte­n Pavillon auf leisen Sohlen zur Ruhe und Besinnung kommt, übte Joachim Bohmhammel mit den Gästen. Der Leiter der Physikalis­chen Therapie im Sebastiane­um zog dabei alle Register seiner Kunst. Sommerlich­e Temperatur­en brachten die Gäste zwischen Reden, Musik und Segen ins Schwitzen.

Ein paar Spritzer Weihwasser waren da nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Erfrischen­d wirkte da schon eher ein Gläschen Sekt oder eine kühle Limonade. Bei der Segnung des Pavillons gedachten Kurgäste und Einheimisc­he auch des 121. Todestages von Pfarrer Sebastian Kneipp. Gedacht wurde an den großen „Wohltäter der Menschheit“auch bei einem Gottesdien­st in der Pfarrkirch­e St. Justina und beim anschließe­nden Gang zur Grabkapell­e mit Kranzniede­rlegung.

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Fotos: Franz Issing Premiere im neuen Hainbuchen Pavillon im Kurpark. Dort übte Joachim Bohmhammel, Leiter der Physikalis­chen Abteilung im Se bastianeum mit Gästen wie man auf „leisen Sohlen“innerlich zur Ruhe kommen kann.
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Symbolisch durchschni­tten zur Freigabe der Ruhe Oase ein blaues Band (von links): Hans Kania, Bürgermeis­ter Paul Gruschka, Marie Luise Vorwerk, Kurdirekto­rin Petra Nocker und Andreas Honner, der Chef der städtische­n Gartenbaua­bteilung.
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Noch ist der Hainbuchen Pavillon alles andere als Grün. Mehrere Bäume haben nicht ausgetrieb­en.

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