Coachella im Unterallgäu
Es ist zwar schon ein paar Wochen her, K!ar.Texterin Daniela ist aber immer noch begeistert vom Ikarus-Festival. Sie war zum ersten Mal dort und verrät, wie es als Neuling war
Memmingerberg „Größtes ElektroFestival in Süddeutschland“, bereits in den Vorankündigungen auf Facebook hat man gemerkt, diese Veranstaltung ist etwas Außergewöhnliches. Da ich selbst nur etwa 30 Minuten von Memmingen entfernt wohne, dachte ich mir, das kann man sich ja mal anschauen. Schließlich kommen die anderen Besucher aus ganz Deutschland. Ich selbst war noch nie wirklich auf einem Festival unterwegs. Auf Instagram sieht man immer viele bunte Bilder mit Sonnenbrillen und Blumenkränzen. Irgendwie hat es mich gereizt, so eine Veranstaltung selbst zu erleben. Schließlich hört man von vielen Leuten, wie cool und vor allem erlebnisreich so ein Festival sein kann. Auf jeden Fall kommt bei den meisten eine gute Geschichte für später heraus. Den Warm-Up-Rave am Donnerstag hab ich dann doch noch mal ausgelassen. Das war eher die Veranstaltung für die richtigen Fans. Ich war am Freitagabend unterwegs.
Erst gegen 23 Uhr kommen wir bei den Eingangszelten an. Trotzdem müssen wir anstehen und warten. Jede einzelne Tasche wird kon- trolliert und jeder, der rein will, erst einmal abgetastet. Schon irgendwie ein komisches Gefühl. Aber absolut richtig.
An der ersten Kontrolle vorbei geht unser Weg gleich am Anfang durch jede Menge Matsch. Noch ein paar Stunden zuvor hatte es geregnet und der Boden ist dementsprechend ziemlich nass. Zum Glück habe ich alte Schuhe an.
Bis wir auf dem eigentlichen Gelände sind, kommen wir noch am Campingplatz vorbei. In diesem Fall kann man allerdings von einer ganzen Camping-Region sprechen! Jede Menge Zelte nebeneinander, dazwischen Pavillons, Stühle und kleine Gaskocher. Für einen absoluten Nicht-Zelter wie mich etwas befremdlich anzusehen. Den Leuten gefällt es offensichtlich. Ein ganzes Wochenende – hoffentlich – in der Sonne sitzen, am Abend feiern, nicht kochen, nicht aufräumen, einfach nichts tun.
Vor allem nicht aufräumen. Über das ganze Gelände verteilt sammelt sich der Müll. Der Veranstalter versucht, die Ansammlung mit 15 Euro Pfand auf einen abgegebenen vollen Müllsack zu bremsen. Das ist den meisten aber nicht Anreiz genug. Sie gönnen sich diesen Lifestyle ohne Wenigstens für ein Wochenende.
Gleich nach den Zelten kommt die Essens-Meile. Ein Stand nach dem anderen. Döner, Indisch, Pizza, alles ist mit dabei. Fast wie ein eigener kleiner Street-Food-Markt. Dazwischen ein paar Läden mit Klamotten und sonstigem Festival-Zubehör. Bevor wir dann auf das Festival-Gelände können, stehen wir noch einmal in der Schlange. Wieder werden Taschen kontrolliert und jeder abgetastet. Nur Jute-Beutel dürfen mit aufs Gelände. Der Bass kommt von allen Seiten. Es gibt eine riesige Hauptbühne im Freien, daneben ein großes Zelt und weitere Locations in den Hangars des alten Flugplatzes. Überall ein eigener DJ und jede Menge Elektro-Musik. Zwischendrin Barzelte. Die meisten laufen mit einem Becher Bier in der Hand rum. Eindeutig nach dem Prinzip „Hauptsache günstig“.
Ansonsten ist die Stimmung richtig gut. Uns gefällt die Musik in einem der Hangars am besten. Also bleiben wir da erst mal. Beim Tanzen fällt auf, dass sich hier jeder frei bewegen kann. Genügend Platz und vor allem keine blöden Kommentare zum vielleicht ungewöhnlichen eigenen Tanzstil. Wunderbar für mich, ich falle also nicht großartig auf.
Etwas später entdecke ich dann das Riesenrad. Wie auf dem momentan so berühmten CoachellaFestival in den USA, dem Festival der Stars und Blogger. Einfach genial. Kostet zwar fünf Euro pro Person, aber ich möchte das Gelände unbedingt mal von oben sehen. Und es lohnt sich. Zahlreiche Lichter und ein sternenklarer Himmel.
Im Anschluss geht es von einer Location zur nächsten. Erst gegen drei Uhr morgens, als wir eigentlich auf dem Rückweg sind, entdecken wir einen etwas versteckten Bereich in einem kleinen Waldstück. Hier ist es eindeutig am coolsten! Die WaldStage ist etwas kleiner und man muss vor allem aufpassen, nicht über Wurzeln zu stolpern. Hier hält es uns also noch etwas. Man trifft überall entspannte Leute, kommt sofort ins Gespräch und keiner pöbelt. Auch wenn man im Nachhinein andere Geschichten hört, mir ist bei meinem Besuch jedenfalls nichts Derartiges aufgefallen. Unser Fahrer hat doch irgendwann genug von Elektro-Bässen und wir machen uns endgültig auf den Heimweg. Vorbei an den Essenständen. Da kann man aber nicht einfach so entVerpflichtungen. langlaufen. Deshalb kurzer Halt beim Inder, ein paar Samosas, weiter geht’s. Wieder zu den Zelten und durch den Matsch. Viele der Leute, die übernachten, haben die Party zu ihrem Zelt verlegt. Manche spielen noch Trinkspiele wie Flunkyball. Sieht alles ziemlich entspannt aus. Allgemein kann man sagen, dass die Klientel gut zusammenpasst. Jeder will das Wochenende ohne Stress genießen, keinen Ärger und vor allem nichts tun. Wer wie ich noch nie auf so einem Gelände unterwegs war, sollte sich das nicht entgehen lassen. Ein Festival ist eine eigene kleine Welt. Ganz wichtig sind in dieser Welt ein Jutebeutel, eine Sonnenbrille und alte Schuhe. Auch wenn es etwas Zeit in Anspruch nimmt, sollte man sich nach Möglichkeit als erstes einen Eindruck vom gesamten Gelände machen und danach entscheiden, wo es einem am besten gefällt. Ansonsten sitzt man irgendwo und hat das Beste noch gar nicht entdeckt. Wenn man dann noch Glück mit dem Wetter hat, ist das Wochenende perfekt. Für mich war es auf jeden Fall ein richtig cooler Abend. Viele bunte Lichter, Musik und ein Riesenrad – genau mein Ding. Meine Schuhe landen dann am nächsten Tag im Müll.