Siege am Fließband
Für den Gehörlosen-Sportler Christoph Bischlager ist es beinahe egal, ob er in der Männer- oder Altersklasse startet: Er gewinnt einen deutschen Meistertitel nach dem anderen
Hannover Man kann im Prinzip schon die Uhr danach stellen: Nimmt der Warmisrieder Christoph Bischlager an einer LeichtathletikMeisterschaft der Gehörlosensportler teil, dann ist sein Gepäck auf der Rückreise um ein paar Medaillen schwerer. So auch diesmal, als Bischlager an der deutschen Gehörlosen-Meisterschaft der Leichtathleten in Hannover teilnahm.
In sieben Disziplinen ging Bischlager, der im Trikot des GSV München antrat, an den Start – und sollte nach den zwei Wettkampftagen mit ebenso vielen Medaillen die Heimreise antreten: Sieben Goldund drei Silbermedaillen waren seine Ausbeute, die ihm zusätzlich noch einen Pokal für die Tagesbestleistung bescherte.
Dabei fuhr Bischlager diesmal eine Doppel-Strategie: Er nahm in mehreren Disziplinen nicht nur an in der Seniorenwertung seiner Altersklasse (M35) teil, sondern auch in der Aktivenklasse der Männer. Das bescherte ihm zugleich die Chance, sein Wurf-Triple (Sieg in allen drei Wurfdisziplinen) möglichst zwei Mal zu erreichen. Und tatsächlich: Bischlager gewann in der Männer- und der Seniorenklasse jeweils die Wettbewerbe im Kugelstoßen, Diskus- und Speerwurf. „Damit habe ich das Double vom Wurf-Triple gewonnen“, freute sich der Gehörlosensportler nach den Wettkämpfen.
Bei den Männern reichten ihm folgende Weiten zur Goldmedaille: Diskus (43,71 Meter), Speer (45,15 Meter) und Kugel (14,10 Meter). In der Seniorenklasse übertrumpfte er sogar seine Diskusweite um über 80 Zentimeter (44,57 Meter) und gewann deutlich mit einem Vorsprung von rund 15 Metern die Goldmedaille.
Der Speer landete bei Bischlager bei 41,24 Metern, die Kugel bei 13,95 Metern. „Im Kugelstoßen probierte ich in den ersten drei Versuchen die neue Drehstoßtechnik aus“, sagte Bischlager. Er führte zwar mit seinen 13,17 Metern klar, kehrte dann aber doch zur bewährten Technik zurück – und steigerte sich kontinuierlich auf letztlich 13,95 Meter. Zwar blieb er mit dieser Weiten wie auch im Speerwurf etwas hinter seinen Leistungen in der Männer-Konkurrenz zurück, zur Goldmedaille reichte es jedoch immer noch deutlich.
Allerdings bestand Bischlagers Teilnahme in Hannover nicht nur aus den Wurfdisziplinen. Praktisch nebenher nahm er in der Seniorenklasse noch an zwei Sprint-Läufen – über 100 Meter und 200 Meter – teil, sowie am Weitsprung. In der Männerkonkurrenz maß er sich noch im Hochsprung. Auch hier sollte es Edelmetall regnen.
Bei den Sprints musste sich Bischlager jeweils dem Altmeister Matthias Fischer geschlagen geben. Mit 12,55 Sekunden über die 100 Meter und 27,27 Sekunden über die 200-Meter-Distanz holte der Warmisrieder hier jeweils die Silbermenoch daille. Im Weitsprung der Klasse M35 reichten ihm 5,21 Meter zum Titelgewinn – auch weil mit Daniel Braun vom GSV Würzburg der ärgste Verfolger nach dem vierten Versuch wegen muskulärer Probleme aufgeben musste.
Praktisch nebenher nahm Bischlager auch noch am Hochsprung der Männer teil, übersprang die 1,58-Meter-Marke und holte die Silbermedaille hinter dem Sprungspezialisten Pierre-René Nadler (GSBV Halle/Saale).
Mit diesen Erfolgen trug Bischlager maßgeblich zur starken Ausbeute des GSV München bei: Insgesamt 20 Gold-, 20 Silber- und 22 Bronzemedaillen gingen nach München.
Die Aussichten für die deutsche Leichtathletik-Meisterschaft der Senioren, die in gut einer Woche in Mönchengladbach stattfinden, sind für Bischlager also durchaus gut. Er tritt in den Disziplinen Kugelstoßen und Diskuswerfen an und misst sich dann mit der „hörenden“Konkurrenz.