Frust und Freude liegen nah beieinander
Der ESV Türkheim veranstaltet ein Public Viewing in der Eishalle zum Spiel der deutschen Nationalelf gegen Schweden. Rund 200 Fußballfans kommen, leiden und feiern gemeinsam
Türkheim Dort, wo normalerweise die Kufencracks um Tore kämpfen, rangen am Samstagabend Fußballfans um Fassung. Das WM-Vorrundenspiel Deutschland gegen Schweden verlangte ihnen an diesem Abend einiges ab, doch am Ende war die Freude umso größer.
Knapp 200 Fußballbegeisterte waren zum Public Viewing des Eissportvereins Türkheim ins SiebenSchwaben-Eisstadion gekommen. Sie beobachteten das Treiben der deutschen Nationalelf auf einer großen Leinwand. Obwohl die Halle momentan eisfrei ist und der Belag in den Sommermonaten fürs InlineSkating ausgelegt ist, hatte man zeitweise das Gefühl, dass der Boden wieder gefriert. Schnell schlug die Anfangseuphorie der Zuschauer in Enttäuschung um – entgangene Chancen und ein Treffer der Schwe- den nach einer halben Stunde im russischen Sotschi ließen die Fans in Türkheim das eine oder andere Mal die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.
Michael „Mike“Ammann, Fußball-Abteilungsleiter des SV Salamander, feuerte die Fans in der Eishalle und natürlich die Nationalelf mit seiner mitgebrachten Trommel und einem Megafon an. Doch schon bald resignierte er: „Ich trommle unsere Jungs zur Höchstleistung und die reagieren nicht mal.“Es wurde immer ruhiger im Eisstadion. Manch einer rechnete schon mit dem vorzeitigen Aus der Nationalmannschaft.
Zum Glück gab es genügend Nervennahrung. Der Eissportverein kümmerte sich um die Bewirtung und so ließ man sich wenigstens die Bratwurst oder das Bier schmecken. Leo Weber, Vorsitzender des Vereins, freute sich über die vielen Gäste: „Toll, dass es so gut angenommen wird. Auch beim letzten Mal hatten wir viele Zuschauer.“Die werden auch benötigt, um die Kosten zu decken. Unterstützung für dieses Event in Türkheim kam aber auch von der Volks- und Raiffeisenbank Türkheim in Form einer Geldspende von 1000 Euro.
Dass die Veranstaltung dann auch noch ein gutes Ende nehmen würde, hätte wohl bis kurz vor Schluss keiner der Anwesenden mehr gedacht. Toni Kroos ließ die Besucher im Eisstadion mit seinem Freistoßtor zum 2:1 kurz vor Spielende jubeln. Die Fans sprangen von ihren Sitzen auf und lagen sich Sekunden später in den Armen. Jetzt kann das Sommermärchen 2018 beginnen. Die Zitterpartie fasste Mike Ammann dann nochmals in zwei Sätzen zusammen: „Spielerisch war die Mannschaft mittelmäßig, der Einsatz war in Ordnung. Aber die Stimmung hier im Eisstadion, besonders am Schluss, war sehr gut!“