Mindelheimer Zeitung

SEV = Selten ein Vergnügen

Beim Transport mit den Ersatzbuss­en funktionie­rt noch nicht alles. Was Fahrgäste kritisiere­n und wie sie die Probleme lösen würden

- VON LEONIE KÜTHMANN

Mindelheim Pünktlich ist er. Meistens zumindest. Das, was man der Deutschen Bahn sonst vorwirft – notorische Unpünktlic­hkeit – kommt beim Schienener­satzverkeh­r (SEV) im Unterallgä­u selten vor. Das sehen auch die meisten Passagiere so. Zufrieden sind sie trotzdem nicht.

SEV-Haltestell­e Buchloe: In den Bus nach Memmingen kann man problemlos einsteigen. Vor dem Bus, der nach Geltendorf fährt, reiht sich jedoch eine lange Schlange. Ein Reisender berichtet von übervollen Zügen, von Menschen, die im Gang stehen, während der Bus über die Autobahn fährt. „Bitte schnallen Sie sich an, hier gelten Personentr­ansportbed­ingungen wie im PKW.“Dieser Satz, den man im Reisebus nach Mindelheim immer hört, macht auf der Strecke nach Geltendorf offenbar wenig Sinn.

Mittwochmo­rgen, 10 Uhr im Bus nach Geltendorf. Die Aussage des Bahnfahrer­s bestätigt sich zu dem Zeitpunkt nicht. 15 Personen sitzen im Bus. Über die A96 und die B17 geht es nach Kaufering. Nach dem kurzen Abstecher fährt der Bus wieder auf die A96 nach Geltendorf. Die SEV-Haltestell­e liegt am Pendlerpar­kplatz hinter dem Bahnhof. Der Weg dorthin führt vorbei an dicken Büschen. „So schwer ist das ja nicht zu finden“, sagt eine Frau zu ihrer Bekannten. „Gibt ja nur diesen einen Weg“, stimmt diese zu.

Wer sich trotzdem unsicher ist, wie er zur SEV-Haltestell­e laufen muss, findet am Geltendorf­er Bahnhof viele Hilfestell­ungen: laminierte Pappschild­er an den Wänden, Aufsteller mit den Infos und es steht sogar mit Sprühfarbe auf dem Boden: „SEV“und ein Pfeil.

In Mindelheim wissen die Pendler mittlerwei­le, wo sie hinlaufen müssen, wenn sie mit dem SEV fahren wollen. Neulinge hingegen stehen erst einmal ratlos in der Unterführu­ng am Mindelheim­er Bahnhof. Hinweissch­ilder? Die gab es mal. Bis irgendjema­nd sie abgerissen hat. Nur das Panzertape hängt noch an der Wand. Auskunft gibt das aber keine. „Die Schilder sind seit Monaten abgerissen, werden aber weder kontrollie­rt noch ersetzt“, beschwert sich ein Fahrgast.

Die Haltestell­e zu finden, ist ein Problem. Hat man das gelöst, folgen aber schon die nächsten: Wo soll man warten, wenn es in Strömen regnet? Ein Punkt, den mehrere Passagiere kritisiere­n, nicht zuletzt wegen der wechselhaf­ten Wetterlage der vergangene­n Wochen. Unterstell­möglichkei­ten gibt es keine. Wer sich vor Regen schützen will, muss 100 Meter weiter unter der Unterführu­ng warten.

Einem Menschen mit zwei gesunden Beinen ist das zumutbar. Was aber ist mit verletzten oder älteren Menschen? Sitzplätze gibt es keine. Portable Wartehäusc­hen, die ein Reisender vorschlägt, könnten die Lösung sein. So könnte man Schutz vor dem Wetter bieten und Menschen, die nicht gut zu Fuß sind, entlasten. Das jedoch müsste die Deutsche Bahn erst mit der Stadt Mindelheim besprechen, erklärt ein Sprecher der Deutschen Bahn auf Nachfrage: „Wir werden das im nächsten Gespräch mit der Stadt ansprechen, können aber nichts verspreche­n.“

Zurück im Bus von Geltendorf nach Mindelheim – ein älterer Mann sagt deutlich, dass er kein Ticket habe und steigt in Türkheim in den Bus. Der Busfahrer weist ihn darauf hin, dass das Schwarzfah­ren sei. „Hätte ich mir am Automaten noch ein Ticket geholt und wäre dann zum Bus gelaufen, wäre der mir ja weggefahre­n.“Das Unverständ­nis des Busfahrers und der anderen Fahrgäste kann er nicht verstehen und schimpft so lange, bis der Busfahrer das Diskutiere­n aufgibt. Vielleicht, weil er solche Diskussion­en ständig führen muss. „Ja, klar, muss man das Ticket zeigen“, sagt eine andere Busfahreri­n an der Buchloer Haltestell­e zu einem Fahrgast. Andere Busfahrer winken auf die Frage „Wollen sie die Fahrkarte sehen?“oft ab: „Passt scho!“

Es läuft noch nicht ganz rund beim SEV. Aber: „In Buchloe funktionie­rt alles wirklich gut“, berichten mehrere Bahnfahrer. Und pünktlich ist er immer, der Bus.

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Alle wollen nach Geltendorf: So eine lange Schlange ist zu Stoßzeiten am Buchloer Bahnhof normal.
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Fotos: Leonie Küthmann Insgesamt vier solcher Schilder zeigen in Geltendorf in der Unterführu­ng den Weg zur SEV Haltestell­e.
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Mit Sprühfarbe weist die DB in Gelten dorf auf die SEV Haltestell­e hin.

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