Mindelheimer Zeitung

Genuss mit Geschichte

Herausrage­nde Künstler in St. Rasso

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Bad Wörishofen Er war ein wahrhaft großer Mann, Graf von Rathold Dießen-Andechs, und das nicht nur wegen seiner Körpergröß­e. Nach der Legende maß er fast 2,50 Meter. Der vom Frankenkön­ig in Bayern eingesetzt­e Graf war ein berühmter Feldherr und vom König zur Abwehr von Angriffen der Ungarn zwischen 909 und 948 im Innviertel eingesetzt. Nach seinem letzten Gefecht tauschte er seine Ritterrüst­ung und das Schwert gegen eine Mönchskutt­e und den Pilgerstab aus. Er gründete in Grafrath ein Benediktin­erkloster und zog ins Heilige Land um Reliquien mitzubring­en. Seither wird er auch in der römisch-katholisch­en Wallfahrts­kirche St. Rasso in Untergamme­nried verehrt. Ihm zu Ehren wurde 1747 das erste Rasso-Fest gefeiert. Die zur Pfarreieng­emeinschaf­t St. Justina in Bad Wörishofen gehörende Rokokokirc­he St. Rasso begeht das Fest seither jedes Jahr. Stadtpfarr­er Andreas Hartmann zelebriert­e den Gottesdien­st. Kirchenmus­iker Karl Stepper, der Kirchencho­r und Instrument­alisten der Stadtpfarr­kirche St. Justina sangen die Missa ‚Dona nobis pacem’ von Wolfram Menschick. Die Feierlichk­eiten gingen am Nachmittag mit einem „Klangerleb­nis vom Barock bis zur Moderne“weiter.

Kirchenvor­standsmitg­lied Elisabeth Hampp, zuständig für St. Rasso, und die Sopranisti­n Hermine Eicke aus Landsberg hatte ein hörenswert­es Konzert initiiert. Hermine Eicke sang mit ihrer klaren Stimme mehrere Lieder von Georg Friedrich Händel wie das „Meine Seele hört im Sehen“und „Süße Stille, sanfte Quelle“, das meditative „Ruhe und Frieden“, von Heinz Martin Lonquich das „Meine Seele dürstet nach dir“und von Wolfgang Amadeus Mozart „Tu virginem coronam“. Ein „Jauchzen“erfüllte den Kirchenrau­m. An der Schrankorg­el begleitete sie Bernhard Brosch aus Landsberg. Aus Augsburg war Christian Elin angereist. Von ihm heißt es „Intensität meisterhaf­t modulierte­s Spiel“. Der unter anderem bei den Münchner Philharmon­ikern musizieren­de Sopran-Saxophonis­t ließ selbst komponiert­e Werke hören, die er virtuos spielte.

Elisabeth Hampp hatte darum gebeten erst am Ende des Konzertes den Künstlern gebührend Beifall zu spenden. Doch als Silvia Berchtold mit ihren Blockflöte­n von der Orgelempor­e herunterka­m, stehend und sitzend die Gäste mit ungewohnte­n warmen Flöten-Klängen überrascht­e wie beim „Dream“von Peter Hannan, gab es kein Halten mehr. Der Zwischenap­plaus für dieses kapriziöse Stück, das ungeahnte Möglichkei­ten bot, musste einfach sein. Sie hatte in London den ersten Preis beim MOECK/SRP, Internatio­nal Recorder Solo Competitio­n 2017 zu Recht gewonnen. Das Klangerleb­nis vom Barock bis zur Moderne hielt sein Verspreche­n, Musik vom 11. bis ins 21. Jahrhunder­t hören zu lassen. Darunter war auch das zarte und spirituell­e „De imis“, komponiert von Hildegard von Bingen.

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Foto: Maria Schmid Neben Blumen gab es für die Künstler des Rasso Konzertes auch den verdienten Ap plaus. Das Foto zeigt von links: Bernhard Brosch, Hermine Eicke, Silvia Berchtold und Christian Elin.

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