Mindelheimer Zeitung

Hunderte Pistolen und Gewehre abgegeben

Seit Juli 2017 wurden im Allgäu zahlreiche Waffen aus dem Verkehr gezogen – nicht nur illegale

- VON SIBYLLE METTLER UND KATHARINA MÜLLER

Oberallgäu/Kempten Wenn der Großvater stirbt und sein Haus oder die Wohnung ausgeräumt werden, stoßen Verwandte manchmal auf einen eher explosiven Nachlass. In verstaubte­n Kisten tauchen ab und zu Gewehre, Pistolen und die dazugehöri­ge Munition auf. Nun stellt sich die Frage: Wohin damit? Da die Finder oft keine entspreche­nde Erlaubnis haben, besitzen sie die Waffen illegal. Eine Amnestie (siehe Infokasten) gibt ihnen seit Juli 2017 die Möglichkei­t, die Waffen straffrei loszuwerde­n. In der Region wurden bisher über 400 Waffen abgegeben.

Im Landratsam­t Oberallgäu wurden während der Amnestie bislang 17 illegale Waffen – darunter sieben Gewehre und zehn Pistolen – sowie mehr als acht Kilogramm Munition abgegeben, teilte Pressespre­cherin Brigitte Klöpf auf Nachfrage mit. Diese Anzahl sei sehr überschaub­ar, da es sich bereits um die dritte Amnestie seit 2003 handele. Wie viele illegale Waffen seitdem im Oberallgäu aus dem Verkehr gezogen wurden, sei nicht bekannt. Insgesamt seien zwischen 2009 und August 2017 1384 Schusswaff­en sowie 135 Messer und andere Waffen abgegeben worden, sagte Klöpf. Diese Zahl beinhalte aber auch alle legalen Waffen, die entsorgt wurden.

Wenn jemand eine Waffe zu Hause hat, kann er sich die aber nicht einfach schnappen und sie im Landratsam­t abliefern. „Am besten man ruft vorher an und wir holen sie dann ab“, sagte Stefan Fürst, Waffensach­bearbeiter im Landratsam­t Unterallgä­u. Denn die meisten hätten nicht wie vorgeschri­eben einen verschließ­baren Behälter für die Pistolen und Gewehre. Bei Fürst wurden ungefähr 200 Waffen abgegeben – legale und illegale. Unter ihnen seien zum Beispiel auch Gaspistole­n, die nicht zwingend abgegeben werden müssten. Die Waffen kommen vom Landratsam­t oder einer anderen zuständige­n Behörde zum Landeskrim­inalamt. Dort werden die verschiede­nen Materialie­n wiederverw­ertet, sagte Fürst. Eisen werde zum Beispiel eingeschmo­lzen und für Schienen verwendet. Manchmal seien unter den Waffen aber auch seltene Stücke, die für die Landessamm­lung interessan­t sind und nicht zerstört werden.

Doch egal, was mit den Waffen später passiert, das Landeskrim­inalamt überprüft zuerst, ob sie „bereits irgendwo aufgetauch­t sind“, erläuterte Ralf Kinkel, Jurist beim Landratsam­t Ostallgäu. Im Ostallgäu wurden während der Amnestie bisher 50 illegale Waffen abgegeben. Aber auch nach Ablauf des Straferlas­ses, sollten gefundene Waffen bei der Polizei oder dem Landratsam­t gemeldet werden, appelliert­e Kinkel. Generell reiche das Strafmaß bei illegalem Waffenbesi­tz von Geldstrafe­n bis hin zu Freiheitss­trafen von mehreren Jahren.

Im Kreis Lindau wurden 29 illegale und 108 legale Waffen abgegeben. In der Stadt Memmingen waren es lediglich zehn Waffen, teilte Stefan Haas, stellvertr­etender Leiter des Ordnungsam­ts, mit. Bei ihm meldeten sich hauptsächl­ich ältere Bürger, die Pistolen oder Gewehre im Rahmen einer Erbfolge oder beim Aufräumen im Keller eines Verwandten gefunden haben, berichtete er.

Kempten ist beim Sammeln der illegalen Waffen ein Sonderfall, erklärte Andreas Weber, Pressespre­cher der Stadt. Weil seit Jahren dort recht wenige Waffen abgegeben worden seien, übernehme diese Aufgabe die Polizeiins­pektion Kempten. Deren Sachbearbe­iter für Ordnungsun­d Schutzaufg­aben, Andreas Ruepp, berichtete von ganzen zwei Waffen, die vergangene­s Jahr unter das Amnestiege­setz fielen. Insgesamt brachten die Kemptener laut Ruepp 31 Lang- und 38 Kurzwaffen sowie in 43 Fällen erlaubnisp­flichtige Munition zur Polizei. Dabei handele es sich um Funde aus Erbschafte­n oder legale Waffen, die aus Altersgrün­den abgegeben worden seien.

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