Millionen sparen mit Elektroautos
Ein schwabenweites Vorzeigeprojekt in Türkheim beginnt mit Empfehlungen. Im Marktrat hätte man sich wohl mehr erhofft
Türkheim Der Markt Türkheim gehört zu einem Kreis von 15 Gemeinden in Schwaben, die sich an dem Projekt „Energiecoaching Plus“des bayerischen Wirtschaftsministeriums beteiligen. Ingenieur Markus Veh von der Beraterfirma Steinbacher Consult legte nun dem Marktrat erste Ergebnisse vor. Er warb für den Umstieg auf das Elektroauto, dies würde Geld in die Region bringen, weil man dann nicht mehr teuren Kraftstoff zu kaufen brauche. Allerdings müsse die Infrastruktur hierfür verbessert werden, derzeit mangele es – auch in Türkheim – vor allem an Ladestationen.
Bereits im Januar hatten sich diese 15 Gemeinden auf Einladung der Regierung von Schwaben in Türkheim für einen Erfahrungsaustausch getroffen. Der damalige Staatssekretär im Wirtschaftsministerium und heutige Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer (CSU) hatte für eine Energiewende geworben.
Dass sich die Energiewende lohne, machte Veh an Hand folgender Zahlen deutlich: In Türkheim gebe es rund 7100 Autos. Pro Jahr fallen für sie Benzinkosten in Höhe von 9,3 Millionen Euro an. Würden diese mit Strom bewegt, dann käme man auf Energiekosten in Höhe von 4,8 Millionen Euro und somit auf eine Einsparung von 4,5 Millionen Euro. Geld, das dann in der Region bliebe.
Für den Einzelnen sehe die Bilanz noch besser aus: Ein Arbeitnehmer fahre rund 13 500 Kilometer im Jahr. Hierfür werden Benzinkosten in Höhe von 1325 Euro fällig. Bei Umstieg auf ein E-Auto würden bei Normalstrom nur 648 Euro gespart anfallen, bei Solarstrom sogar 999 Euro. Es gebe auch noch günstige Rechenmodelle, wenn der Arbeitgeber den Strom bereitstelle und weiter gebe. Voraussetzung für den Umstieg seien aber genügend Ladestationen. Für Türkheim würde er vier Stationen vorsehen.
Die wichtigste wäre eine große Station auch mit Schnellladevorrichtungen am Autobahnkreuz. Diese könne dann auch vom Fernverkehr genutzt werden, also ein zukunftsfähiges Projekt.
Eine weitere Station sollte im Gewerbegebiet Nord eingerichtet werden sowie eines im Zentrum, die dann zum Beispiel während des Einkaufens genutzt werden könnte.
Und die vierte Station könne er sich auf dem Gelände der Salamander-Werke vorstellen. Allerdings habe das E-Auto nur dann Erfolg, wenn man sich mit den Vorurteilen auseinandersetze. Eines sei, dass E-Autos eine zu kurze Reichweite hätten. 90 Prozent der Fahrten der Bürger seien unter 100 Kilometer. Für E-Autos kein Problem. Die heutigen E-Autos würden ohne Probleme 500 Kilometer laufen, ehe sie aufgetankt werden müssten. Viele Hersteller würden den Käufern sogar anbieten, für den Urlaub Benzinautos zur Verfügung zu stellen, damit man damit ins Ausland fahren könne.
Ein paar Vorurteile würden aber auch stimmen: So gebe es in der Tat noch zu wenige Ladestationen und weiter seien die E-Autos noch zu teuer. Es gelte hier alle Fördermöglichkeiten auszuschöpfen.
In diesem Zusammenhang kündigte Bürgermeister Christian Kähler an, dass man mit der LEW übereingekommen sei, auf der Westseite der Bücherei eine Ladestation einzurichten. Dazu müsse man zwei Parkplätze „opfern“.
Im zweiten Teil seines Vortrages beschäftigte sich Veh mit den bisherigen Maßnahmen der Gemeinde
Viel zu tun bei Privathäusern, Industrie und Bauern
in Sachen Energieeinsparung, denn die Energiewende sei nicht nur mit dem E-Auto nicht zu schaffen. Er listete alle Maßnahmen auf und lobte besonders die Energiesparmaßnahmen am Eisstadion, auch die meisten öffentlichen Gebäude und Schulen (Heizung, Dämmung) seien auf dem neuesten Stand.
Noch viel zu tun gebe es mit Privathäusern, Industrie und Landwirtschaft. Hier gebe es noch ein großes Einsparpotenzial. Er regte eine Informationskampagne und die Gründung eines kommunalen Energieverbandes an. Der Vortrag enthielt zwar eine Fülle von Informationen, dennoch zeigten sich einige Räte enttäuscht.
So meinte Agnes Sell, man wisse von den Vorteilen des E-Autos. Und auch Irmgard Schäffler meinte, dass das Papier wenig Neues enthalte, schließlich zahle das Wirtschaftsministerium nicht wenig für dieses Coaching Projekt. Rätin Gudrun Schneider-Kissinger erinnerte daran, dass der Markt schon 2012 ein Energiekonzept erstellt habe, das die meisten Punkte bereits enthalte. Und auch Franz Haugg zweifelte an dem Sinn des Projektes, auch er sah zwischen Kosten und Ergebnis eine Diskrepanz.