Mindelheimer Zeitung

Lehrreiche Reise in die Vergangenh­eit

Studenten aus Augsburg nehmen das große Fest der Mindelheim­er genau unter die Lupe

- VON TINA SCHLEGEL

Mindelheim Eine Frundsberg-Veranstalt­ung ganz anderer Art fand kürzlich in Mindelheim statt: Ein Geschichts­kurs der Universitä­t Augsburg unternahm eine Exkursion nach Mindelheim, um sich mit der Nachstellb­arkeit von Geschichte im Rahmen historisch­er Feste auseinande­rzusetzen. Der Fachbegrif­f dafür lautet Reenactmen­t, zwei Professore­n waren dabei, Professor Dr. Günther Kronenbitt­er aus Augsburg und Professor Mirko Uhlig aus Mainz. Organisato­rin vor Ort war Studentin Sophie Flickschuh aus Dirlewang, die derzeit an ihrer Bachelorar­beit über eben dieses Thema schreibt

Flickschuh hielt einen Vortrag über Frundsberg, um einen Einblick in die Historie zu geben. In Anschluss stellte sie die Geschichte des Festes vor. Interessan­t dabei ist, dass das Fest natürlich den jeweiligen politische­n und gesellscha­ftlichen Bedingunge­n unterworfe­n ist und dementspre­chend auch unterschie­dliche Schwerpunk­tsetzung sowie Bedeutung für die Beteiligte­n und die Veranstalt­ungsstadt habe. Grundsätzl­ich dienen solche historisch­en Feste der Identitäts­stiftung und der Gemeinscha­ftsbildung, doch die Ausprägung und Intensität sind jeweils unterschie­dlich stark.

Flickschuh stellte auch ihre Arbeit vor, wo es vor allem darum geht, welche Bedeutung das Fest für die Mitwirkend­en hat. Geschichte wird dann ungeheuer lebendig, weil sie ja plötzlich durch die Augen der Gegenwart erlebt wird. So kam Flickschuh zu dem Ergebnis, dass die Akteure beim Frundsberg­fest in der Mehrheit in diese Tradition hineingebo­ren werden.

Die Authentizi­tät der Kostüme, aber natürlich auch der Spaß und das gemeinsame Erleben sind für die Beteiligte­n die Hauptargum­ente, sich immer wieder alle drei Jahre zu engagieren. Dabei beeinfluss­en die Vorbereitu­ngen für das Fest alle Lebensbere­iche über Monate das Leben, so Flickschuh.

Professor Mirko Uhlig, Volkskundl­er von der Universitä­t Mainz, der sich mit dem Thema Reenactmen­t auseinande­rsetzt, erzählte von seinen Forschunge­n über die Wechselwir­kung von solchen Festen und den Mitwirkend­en. Ihn habe interessie­rt, was mit den Menschen passiert, wenn sie etwa eine Schlacht nachstelle­n, deshalb habe er selbst an einer mitgewirkt. Werden private Gespräche geführt in Wartephase­n? Oder schlüpfen die Akteure ganz in ihre Rolle? Das, so Mirko Uhlig, unterschei­de sich von Teilnehmer zu Teilnehmer.

Flickschuh hatte eigens für die Exkursion des Geschichts­kurses Mitwirkend­e des Festes eingeladen: Rudolf und Waltraud Engel (beide bei der Stadtwache) und Markus Knauer (Landsknech­te). Die drei standen den interessie­rten Studenten Rede und Antwort.

Im Anschluss tauchte die Gruppe ein in das Mindelheim der Renaissanc­e – bei einer Stadtführu­ng zum Thema „Frauen im Mittelalte­r“, der „Schlacht von Peutelstei­n 1511“auf der Schwabenwi­ese und natürlich einer Lagerbesic­htigung im Altstadtfe­st – ganz nach dem Motto: Geschichte erleben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany