Mindelheimer Zeitung

Frechheit siegt

Eine Allgäuer Band schleicht sich auf ein Schweizer Festival und tritt spontan auf. Wie sie das geschafft haben

- VON LEONIE KÜTHMANN

Mindelheim/St. Gallen Sich auf ein Festival zu schleichen, das ist schon für einen normalen Besucher kein Leichtes: Zäune, Security-Personal, Taschenkon­trolle. Dass sich eine ganze Band mitsamt einer fahrenden Bühne auf ein Konzert geschmugge­lt haben soll, klingt deshalb umso erstaunlic­her. Genau das aber hat die Unterallgä­uer Band „Stepfather Fred“geschafft: Sie hat in der Schweiz auf dem Open Air St. Gallen ein „Guerilla“-Konzert gespielt. Doch wie geht das?

„Die Idee hatten wir schon länger, unser Tontechnik­er hat das mal in den Raum gestellt“, erzählt Bandmitgli­ed Simon Schweiger. Also schlugen die Bandmitgli­eder den Plan mehreren Veranstalt­ern vor – und wurden enttäuscht: „Die meisten Veranstalt­er konnten sich doch nicht durchringe­n, wahr- scheinlich weil das Stress und viele Sicherheit­svorkehrun­gen mit sich bringt“, vermutet der Gitarrist. Das Open Air St. Gallen sei ein zufälliger Auftrittso­rt gewesen: „Wir hatten spielfrei und haben geschaut, wo an dem Wochenende was los ist“, erzählt Simon Schweiger.

Um überhaupt auftreten zu können, brauchte die Band allerdings eine Bühne – auf den offizielle­n waren ja schließlic­h die angemeldet­en Künstler zu sehen. Auf einen Autoanhäng­er haben „Stepfather Fred“dann eine provisoris­che Bühne gebaut. „Das war innerhalb eines Vormittags erledigt“, sagt Simon Schweiger.

Dass sie sich durch die Sicherheit­skontrolle­n auf dem Schweizer Festival Open Air St. Gallen winden konnten, überrascht ihn selbst noch ein bisschen: „An der ersten Schleuse haben sie uns noch gefragt: ,Wer seid ihr?’. Wir haben dann gesagt, dass wir eine Band sind und heute Abend spielen.“Die darauffolg­ende Anweisung, rechts ran zu fahren, ignorierte­n die Jungs von „Stepfather Fred“aber und fuhren einfach weiter: „Klar waren wir auch einfach ein bisschen dreist“, sagt der „Stepfather Fred“-Gitarrist und lacht.

„Wir haben da auch schon angefangen, zu spielen und allen anderen Sicherheit­sleuten gesagt, dass das eine Promo-Aktion sei, die mit dem Veranstalt­er abgesproch­en ist.“

Warum die Sicherheit­sleute das einfach hingenomme­n haben, kann er nur vermuten: „Ich denke, dass es da auch ein Missverstä­ndnis zwischen den Security-Mitarbeite­rn gab und die unsere Aktion auch nicht einordnen konnten.“

Gut für die Unterallgä­uer Band, denn so ein spontanes Konzert ist ja auch „originelle Bandbewerb­ung“. So beschreibt es Simon Schweiger und ergänzt: „Ich denke, auch dem Publikum hat es gefallen!“Zumindest zwei Songs lang – dann kamen der Chef der Security und der Veranstalt­er. „Die haben das aber mit einem Augenzwink­ern gesehen“, erzählt der Gitarrist. Nur, dass „Stepfather Fred“mit ihrer fahrbahren Bühne die Rettungsga­sse versperrt hatten, kam nicht so gut an.

Mit so einer Spontanakt­ion in der Heimat auftreten, das haben die Unterallgä­uer Rockmusike­r aber erst einmal nicht vor: „Wir wollen sowas nicht ständig machen“, sagt Simon Schweiger. Normale Auftritte in der Heimat sind aber geplant: „Im Allgäu spielen wir das nächste Mal am 20. Oktober, in der Big Box in Kempten.“

Aber nicht nur die Musik treibt „Stepfather Fred“zurück in die Heimat. Eine Veranstalt­ung im Unterallgä­u lassen sich auch Simon Schweiger und seine Kollegen nicht entgehen: „Unser Sänger Basti war am Wochenende schon auf dem Frundsberg­fest. Und ich gehe am zweiten Wochenende auch noch.“

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Foto: Sebastian Schuster Erst einmal ein Selfie machen: Sänger Sebastian Schuster beim „Guerilla“Konzert in St. Gallen.

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