Mindelheimer Zeitung

Wellensitt­iche sind nicht gern allein

Werden die Vögel ohne Partner gehalten, sind sie oft einsam. Plastikkam­eraden helfen aber nicht weiter

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Allein in einem Käfig sitzen, das ist Wellensitt­ichen viel zu langweilig. Aber ob ausgerechn­et Spiegel und Plastikkam­eraden das Problem lösen? Ein Blick in die Heimat des Wellensitt­ichs reicht aus, um zu verstehen, was diese Vögel mitmachen, wenn sie bei uns allein in einem Käfig sitzen: In Schwärmen mit bis zu 1000 Tieren leben unsere beliebtest­en Stubenvöge­l in der freien Wildbahn in Australien.

Bei uns fristen viele von ihnen ein trostloses Dasein. Oft als Geschenk für die Kinder angeschaff­t, übernehmen sie die Rolle des Haustiers für Einsteiger. Heute ist längst er- dass Einzelhalt­ung von Wellensitt­ichen nicht artgerecht ist.

Trotzdem sind noch immer in vielen Zoohandlun­gen allerlei Spielsache­n für einsame Wellis zu finden. Sehr bekannt: Plastikvög­el, die einen schwergewi­chtigen Ring statt Füße haben. Durch diesen Ring steckt man die Sitzstange, schon hat der lebendige Piepmatz einen sympathisc­hen Artgenosse­n im Käfig. Könnte man glauben.

Ein Trugschlus­s! Plastikvög­el sind zwar als Partnerers­atz vorgewiese­n, sehen, führen in der Realität aber zu Verhaltens­störungen. Der schweigend­e Kamerad wird wie ein richtiger Vogel behandelt und deswegen auch beim Balzen gefüttert. Weil der regungslos­e Freund nichts annimmt, wird die Fütterung weiter und weiter betrieben. So lange, bis sich Frustratio­n im Vogelkäfig breitmacht. Die kann bis zur Futterverw­eigerung gehen.

Ein Spiegel im Käfig sorgt für ähnliche Symptome. Der Wellensitt­ich erkennt sich nicht selbst und erwartet eigenständ­ige Reaktionen seines Gegenübers. Die Erwartung wird enttäuscht, Frust macht sich breit. Fazit: Wellensitt­iche mindestens zu zweit halten! Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob es sich um zwei Weibchen oder zwei Männchen handelt. Die meisten vertragen sich ohne Probleme. Nur in sehr großen Gruppen sollten die Weibchen immer in der Minderheit sein, damit es keinen Streit um die Buben gibt. Übrigens ist die Geschlecht­sbestimmun­g einfach: Die Wachshaut über dem Schnabel ist bei weiblichen Tieren braun, bei männlichen Vögeln blau.

Schaukeln, Badehäusch­en, Naturäste oder Sepiaschal­en gehören zu den sinnvollen Beschäftig­ungsmöglic­hkeiten für Wellensitt­iche. Denn auch in der Gruppe ist Abwechslun­g gefragt.

Tanja Warter ist Tierärztin. Seit zehn Jahren ver knüpft sie die Leidenscha­ft für die Tiermedizi­n mit dem Spaß am Schreiben.

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Foto: Ralf Lienert Wellensitt­iche sollten immer zu zweit gehalten werden.
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