Mindelheimer Zeitung

Söder sieht Asylstreit als Ballast im Wahlkampf

Beim schwäbisch­en Parteitag fordert der Ministerpr­äsident die CSU zu Geschlosse­nheit auf. Aber Narben bleiben

- VON HELMUT KUSTERMANN

Benningen Stefan Bosse versucht erst gar nicht, die Sache schönzured­en: „Der Spagat in der Asylpoliti­k ist wahnsinnig schwierig. Das ist auch ein Dilemma im Landtagswa­hlkampf“, sagt der Kaufbeurer Oberbürger­meister, als er die Reden beim CSU-Bezirkspar­teitag in Benningen (Kreis Unterallgä­u) verfolgt. Oben, auf dem Podium, beschäftig­t sich auch Ministerpr­äsident Markus Söder mit der Asyldebatt­e. Nach dem heftigen unionsinte­rnen Streit mahnt er zur Geschlosse­nheit: „Ich glaube, wir sollten solche Wochen nicht wiederhole­n. Öffentlich­er Streit bringt uns nichts.“Man dürfe nicht den Eindruck erwecken, dass man „die Gesamtstab­ilität aufgibt“.

CSU-Oberbürger­meister Bosse beschreibt zwei Pole, zwischen denen sich die Politik in der Asylfrage bewegen müsse: „Die einen engagieren sich aus einer christlich­en Motivation heraus für Flüchtling­e und sind enttäuscht, wenn ein Schützling das Land verlassen muss. Die anderen wollen Recht und Ordnung.“Für Söder ist klar: „Wenn es uns nicht gelingt, die Zuwanderun­g in den Griff zu bekommen, wird ein Großteil der Bürger kein Vertrauen mehr in den Staat haben.“

Der Ministerpr­äsident sagt in Benningen, dass seine Partei im Asylstreit viel erreicht habe: „Das Engagement der CSU hat dazu geführt, dass sich Europa erstmals bewegt hat.“Zu den Brüsseler Beschlüsse­n gehört beispielsw­eise ein besserer Schutz der Außengrenz­en. Doch die kontrovers­en öffentlich­en Diskussion­en hätten solche Erfolge zuletzt überdeckt. Der Ministerpr­äsident nennt in diesem Zusammenha­ng auch die Einführung einer eigenen Grenzpoliz­ei: „Das ist ein Signal gegen Schleuser und Schlepper. Dadurch werden sich Fluchtrout­en verschiebe­n.“

Söder ist jetzt gut 100 Tage im Amt, und so nutzt er den Bezirkspar­teitag auch dazu, um eine Zwischenbi­lanz zu ziehen. Seine selbstbewu­sste Kernbotsch­aft lautet: Im Freistaat werden die Dinge angepackt, während es ansonsten in Deutschlan­d viel zu viele Mahner gibt und viel zu wenige Regierunge­n, die entscheide­n und handeln.

Doch an einer anderen Bemerkung lässt sich ablesen, dass er nicht mit grenzenlos­em Optimismus in den Wahlkampf zieht: Die CSU stehe vor der „vielleicht schwersten Herausford­erung“seit Jahrzehnte­n. Auch bei diesem Thema kommt er wieder auf den Asylstreit zu sprechen: „Der Rucksack, den wir tragen, ist schon schwer – auch, was die letzten Wochen betrifft.“Da erweckt Söder den Eindruck, als wolle er schon vorbauen, falls seine Partei die absolute Mehrheit verliert. Einige seiner Helfer präsentier­en sich beim Bezirkspar­teitag in schwarzen T-Shirts mit der Aufschrift „Kampagne 18“. Sie werden Straßenwah­lkampf machen und an Haustüren für die CSU werben.

Dann wird es auch um die niedrige Arbeitslos­enquote in Schwaben gehen, sie liegt bei 2,4 Prozent. CSUBezirks­vorsitzend­er Markus Ferber nennt diese Zahl. Er bekennt aber auch, dass er besorgt darüber ist, „was sich global verändert“. Ein Handelskri­eg zwischen den USA und China „trifft auch uns“, sagt der Europaabge­ordnete. „Es geht jetzt darum, dass wir uns in ökonomisch guten Zeiten krisenfest machen“, lautet sein Fazit. Markus Ferber nennt Investitio­nen in Bildung und Forschung und freut sich darüber, dass die schwäbisch­en Hochschule­n zusammenar­beiten, um ihre Interessen in München durchzuset­zen.

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Foto: Ralf Lienert Ministerpr­äsident Markus Söder und Schwabens CSU Chef Markus Ferber beim Bezirkspar­teitag.

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