Mindelheimer Zeitung

Ukrainerin gewinnt in Klagenfurt

Bachmann-Preis für Tanja Maljartsch­uk

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Klagenfurt Erst seit vier Jahren schreibt sie in deutscher Sprache – und nun hat sie die renommiert­este Literatura­uszeichnun­g im deutschspr­achigen Raum gewonnen: Die aus der Ukraine stammende und in Wien lebende Autorin Tanja Maljartsch­uk erhielt am Sonntag in Klagenfurt den mit 25000 Euro dotierter Ingeborg-Bachmann-Preis für ihren Text „Frösche im Meer“. Darin thematisie­rt Maljartsch­uk (Jahrgang 1983) das fehlende Interesse der jüngeren Generation an ihren betagten Verwandten und die Probleme einer sozial ungleichen, fremdenfei­ndlichen Gesellscha­ft.

Maljartsch­uk setzte sich im zweiten Abstimmung­sdurchgang der siebenköpf­igen Jury mit vier Stimmen durch. Als Laudator bezeichnet­e der Wiener Literaturr­edakteur Stefan Gmünder, der die Autorin nach Klagenfurt eingeladen hatte, den Text als „Glücksfall“. Maljartsch­uk studierte ukrainisch­e Philologie und arbeitete einige Jahre als Fernsehjou­rnalistin in Kiew. Seit 2011 lebt sie in Österreich.

Auch neun Autoren aus Deutschlan­d waren in den Wettbewerb um die begehrte Literatura­uszeichnun­g gegangen, darunter auch der Schriftste­ller und Kabarettis­t Bov Bjerg, dem vor drei Jahren mit dem Roman „Auerhaus“ein Bestseller gelang. Er gewann in Klagenfurt den Deutschlan­dfunk-Preis, der mit 12500 Euro dotiert ist. Sein Text, beschäftig­t sich mit dem VaterSohn-Verhältnis und setzt dabei auf klare Sprache und konkrete Situatione­n. Lob gab es für die Dialoge und eine raffiniert­e Spannung.

Am ersten Tag hatten sich die beiden Deutschen Stephan Lohse und Joshua Groß als Favoriten hervorgeta­n. Lohses Text sei sehr gut erzählt, die Figuren „hinreißend“, sagte Jurorin Insa Wilke. Lohse hatte eine Coming-of-Age-Geschichte gelesen, in der ein weißer Teenager die Identität eines Schwarzen annimmt. Groß trug einen Text über eine heftige Liebesgesc­hichte vor, die bei einem US-Basketball­spiel ihren Ausgang nimmt. Für die Jury steckte der Text voller „sprachlich­er Spiellust“und „Groove“.

Deutlich politische­r als die Texte der 14 Autoren war am Mittwoch die Eröffnungs­rede von Schriftste­ller Feridun Zaimoglu, der eine drastische Sicht auf die Gesellscha­ft vorlegte und zu Mitmenschl­ichkeit aufrief. „Die Welt ist schlecht, weil die Männer nicht ohne Gewalt glauben leben zu können“, sagte Zaimoglu, der ein unwürdiges Verhalten gegenüber Armen, Frauen und Fremden anprangert­e. Zudem fand er klare Worte gegen Rechte: „Es gibt keinen redlichen rechten Intellektu­ellen. Es gibt keinen redlichen rechten Schriftste­ller.“

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Tanja Maljartsch­uk

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