Mindelheimer Zeitung

Sagan stürmt an die Spitze

Slowake gewinnt die zweite Tour-Etappe und schlüpft ins Gelbe Trikot. Ein Sturz kurz vor Schluss zerstört Kittels Siegchance. Favorit Froome hat einen schweren Stand bei den Fans

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La Roche sur Yon Am Vortag stoppte Marcel Kittel ein Tour-Neuling, am Sonntag in La Roche-sur-Yon eine Reifenpann­e im Finale: Im Ziel der zweiten Etappe der 105. Tour de France war der Weg damit frei für Weltmeiste­r Peter Sagan. Der Slowake schlug zurück und reagierte damit auf seine Weise auf den Tour-Ausschluss vom Vorjahr. Der Kapitän des Bora-hansgrohe-Teams gewann nach 182,5 Kilometern, revanchier­te sich für die Niederlage am Vortag gegen den am Sonntag im Finale gestürzten Fernando Gaviria und nahm dem Novizen aus Kolumbien das Gelbe Trikot ab. Allerdings gab es einen Protest.

Marcel Kittel, im Vorjahr in Frankreich nach seiner Siegesseri­e als „Le Kaiser“verehrt, hatte nach seinem dritten Platz vom Vortag Pech und ist jetzt Gesamtvier­ter. 7,6 Kilometer vor dem Ziel zerstörte eine Reifenpann­e seine Hoffnungen. „Da kannst du nichts machen, ich hatte keine Chance“, war seine erste Reaktion. André Greipel beendet die Etappe als Vierter. Der Vorjahress­ieger Chris Froome versuchte, sich am Sonntag von seinem – gesundheit­lich folgenlose­n – Sturz und den 51 Sekunden Rückstand auf die Mitfavorit­en Tom Dumoulin und Vincenzo Nibali zu erholen. „So ist der Radsport – niemand trifft eine Schuld“, reagierte der erst am Montag vom Doping-Verdacht freigespro­chene Brite relativ relaxt auf seinen unfreiwill­igen Ausflug auf ein Stoppelfel­d. Der Nervenkrie­g am Straßenran­d mit Pfiffen und Schmähplak­aten setzt ihm dagegen weiter zu. Das Ziel der 2. Etappe in Roche-sur-Yon erreichte Froome aber wenigstens zeitgleich mit dem Tagessiege­r. Kittel, im Vorjahr mit fünf Etappenerf­olgen der TourÜberfl­ieger, trug am Sonntag das Grüne Trikot für den Punktbeste­n nur in Vertretung. Eigentlich gehörte es Gaviria, aber der trug Gelb. Der 30 Jahre alte Sonnyboy aus Arnstadt, mit 14 Siegen erfolgreic­hster deutscher Radprofi in der Tour-Geschichte nach Etappensie­gen gerechnet, sah sich beim Etappensta­rt in einer aktuellen Form-Skala von eins bis zehn „auf Position acht“. Da ist noch Luft nach oben – auch in der Sprint-Abstimmung im Team. „Wir kriegen das alles noch besser auf die Reihe, das weiß ich“, versprach der Katusha-Alpecin-Kapitän. Am Sonntag konnte er sein Vorhaben nicht umsetzen. So früh und so heftig war der Seriensieg­er Froome in einer Rundfahrt noch nie unter Druck.

Der Sturz war Ausdruck dafür. Knapp fünf Kilometer vor dem Ziel wollte der Sky-Kapitän am Samstag an einer engen Passage in höchstem Tempo an Rick Zabel vorbei, landete bei dem Versuch aber im Gras abseits der Piste. „Man kann auf den Aufnahmen des Onboard-Videos gut sehen: Chris versucht nach vorne zu kommen, und ich halte meine Position. Da ist aber nicht viel Platz. Die Straße wird dann noch mal enger durch die Werbeplane­n“, sagte der Kittel-Anfahrer Zabel. „Ich bin froh, dass Chris sich nicht schwerer verletzt hat, aber ich habe mir nichts vorzuwerfe­n.“Nach der für ihn glimpflich ausgegange­nen Salbutamol-Affäre verneigt sich Frankreich nicht gerade aus Zuneigung vor ihm. Als sein Sturz auf den Videoleinw­änden im Zielbereic­h in Fontenay-le-Comte flimmerte, jubelten einige Zuschauer.

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Foto: Marco Bertorello, afp Im Zielspint der zweiten Etappe setzte sich der Slowake Peter Sagan durch und setzte sich auch in der gesamtwert­ung an die Spitze.

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