Mindelheimer Zeitung

Vier aus 32

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

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Euro liegen im WM-Topf der Redaktion. 41 Kolleginne­n und Kollegen haben den Weltmeiste­r getippt. Angesichts dessen, was sich Unerwartet­es in Russland abgespielt hat, ließe sich vermuten, dass fast alle ihre fünf Euro Einsatz in den Wind schreiben können. Der amtierende Weltmeiste­r schon lange raus, der VizeWeltme­ister ebenfalls, dazu der Europameis­ter und dessen zweimalige­r Vorgänger. Und jetzt auch noch Brasilien, das Land, in dem an einem schmalen Streifen Copacabana mehr Edeltechni­ker gedeihen als in der gesamten Norddeutsc­hen Tiefebene.

Damit auch die teuersten Preziosen des Weltfußbal­ls – Neymar, Ronaldo, Messi – verabschie­det. Adios und adeus. Keiner mehr da von denen, auf die man sich verlassen hatte. Selten hat es eine WM den Zockern so schwer gemacht wie das Turnier in Russland. Auf wen sollte man wetten, wenn nicht auf die alten Mächte Brasilien, Argentinie­n, Deutschlan­d, Spanien oder Argentinie­n?

Auf England etwa? Die Engländer haben seit ihrem fragwürdig­en Wembley-Sieg 1966, dem man noch heute den Video-Beweis an den Hals wünscht, nichts mehr zustande gebracht. Lief es Spitz auf Knopf, haben sie ihre Elfmeter verballert. War ja nicht zu erwarten gewesen, dass sie von diesem Leiden plötzlich geheilt sind.

Gut, man hätte auf Belgien wetten können – wenn einem der Eurofünfer genauso lieb in einer Kollegenta­sche wie im Müllschluc­ker ist. Belgiens beste WM-Platzierun­g überhaupt war Platz sechs. Auf Belgien wetten nur notorische Romantiker, die einem Kleinen auch einmal etwas Großes wünschen.

Genauso gut hätte man seinen Einsatz auch Kroatien hinterherw­erfen können. Bei den letzten vier Weltmeiste­rschaften in der Vorrunde ausgeschie­den oder gar nicht qualifizie­rt. Fraglos feine, dynamische Fußballer, zudem mit Luka Modric gesegnet, aber ohne den kühlen Kopf, eine Sache erfolgreic­h zu Ende zu bringen.

Blieb Frankreich. Der einzige Tipp, der nah am Mainstream der alten Mächte war und doch nach Wagemut und Neuem klang. Mit der Frankreich-Prognose konnte sich der Experte sehen lassen. Zehn Kollegen sind dem sportliche­n Charme der Griezmanns und Mbappés erlegen. Je drei haben auf England und Belgien gesetzt. 16 von 41 sind also noch im Spiel. Dass sich darunter nur zwei Sportredak­teure befinden, wirft kein gutes Licht auf das Fachressor­t. Anderersei­ts hatte niemand den Mut, auf die Kroaten zu wetten. Was aber, wenn sie den Titel gewinnen? Dann freut sich die über 205 Euro.

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