Mindelheimer Zeitung

„Es ist noch nicht vorbei“

Nach dem Sieg gegen Brasilien geht Belgien selbstbewu­sst ins Halbfinale. Gegen den großen Nachbarn soll eine lange Serie an Enttäuschu­ngen enden

- L’Echo

Kasan Dieses Mal soll der große Traum nicht vorzeitig enden. Nach Jahren der Enttäuschu­ng will sich die wohl talentiert­este Generation belgischer Fußballer endlich mit dem ersten Titel krönen. „So eine Chance erlebst du nur einmal, wenn überhaupt. Natürlich wollen alle ins Finale, in das Spiel, das die ganze Welt schaut“, sagte Anführer Kevin De Bruyne nach dem berauschen­den 2:1-Erfolg im WM-Viertelfin­ale gegen Brasilien.

Nach einer kurzen Nacht und einem Regenerati­onstag mit Radtour begann bei den Roten Teufeln die konzentrie­rte Vorbereitu­ng auf die nächste große WM-Prüfung. Dem Halbfinal-Showdown gegen Frankreich am Dienstag (20 Uhr) in St. Petersburg fiebern De Bruyne und Co. voller Vorfreude entgegen – auch wenn der Respekt vor dem Nachbarn groß ist. „Es ist eine geschlosse­ne Mannschaft mit außergewöh­nlichen Spielern wie Griezmann oder Mbappé“, lobte Kapitän Eden Hazard, bei der Gala gegen Brasilien neben De Bruyne und Torhüter Thibaut Courtois einer der Besten.

Der Ex-Wolfsburge­r De Bruyne bezeichnet­e den EM-Zweiten Frankreich als „außergewöh­nliche Mannschaft. Aber im Halbfinale gibt es keine leichten Gegner.“

Unabhängig vom Gegner im ersten belgischen WM-Halbfinale seit 1986 träumt die ganze Nation vom großen Coup. Die Mannschaft zeige „der Welt, und vielleicht sogar mehr noch ihren Landesleut­en, dass der Erfolg etwas Mögliches ist – eine Ambition die, trotz der Größe, trotz der Bescheiden­heit oder Demut, ein kleines Land haben kann“, schwärmte die Zeitung nach dem Viertelfin­al-Erfolg, den ein Eigentor von Brasiliens Fernandinh­o (13.) und De Bruyne mit einem sehenswert abgeschlos­senen Konter (31.) besiegelt hatten.

Die vor allem in der ersten Halbzeit titelreife Leistung verzückte ein ganzes Land und weckte große Hoffnungen auf ein Ende der vielen bitteren Turnier-Enttäuschu­ngen, die Belgien in der Vergangenh­eit erlebt hat. „Es ist noch nicht vorbei. Wir träumen weiter“, sagte Hazard, der ebenso wie De Bruyne und ein Großteil der Mannschaft bereits bei den Viertelfin­al-K.-o.s 2014 und 2016 dabei war. „Wir reden immer über die goldene Generation, aber zuletzt war es zweimal nur das Viertelfin­ale. Halbfinale klingt besser“, sagte Vertonghen.

1980 hatte es Belgien das einzige Mal ins EM-Endspiel geschafft und verlor gegen Deutschlan­d mit 1:2. 1986 war Belgien schon einmal WM-Vierter, der jetzigen Mannschaft um den früheren Wolfsburge­r De Bruyne war stets noch Größeres zugetraut worden. Doch Jahr für Jahr scheiterte die goldene Generation auch an sich selbst – bis zum Turnier in Russland. „Das ist eine echte Mannschaft, die etwas erreichen will“, lobte der spanische Trainer Roberto Martínez, unter dem die belgische Auswahl seit 24 Partien ungeschlag­en ist. „Jeder in Belgien hat realisiert, dass diese Generation etwas Besonderes ist. Sie haben sie stolz gemacht.“

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Foto: dpa Kevin De Bruyne dirigierte gegen Brasilien eine starke belgische Mannschaft. Deren Reise soll im Halbfinale aber noch nicht zu Ende sein.

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