Mindelheimer Zeitung

Da kann noch nachgebess­ert werden

- VON ALF GEIGER redaktion@mindelheim­er Zeitung.de

Dass die Gemeinde Türkheim den Eltern von Kindergart­enkindern künftig mehr Geld für die Betreuung in einem der gemeindeei­genen Kindergärt­en abknöpfen wird, das wussten alle Beteiligte­n. Auch die betroffene­n Eltern hatten sich auf eine finanziell­e Mehrbelast­ung schon eingestell­t – auch im Wissen, dass ihre Gemeinde bislang eher im landkreisw­eiten Gebühren-Mittelfeld liegt.

Dass Türkheim nach der Gebührener­höhung eine der teuersten Kommunen im Landkreis Unterallgä­u sein soll, ist wohl auch eine Frage der Betrachtun­gs- und Rechnenwei­se. Wer sein Kind länger als sieben Stunden in einem Türkheimer Kindergart­en oder in einer Krippe betreuen lässt, der muss dafür tatsächlic­h überdurchs­chnittlich tief in die Tasche greifen. Aus Sicht der Verwaltung und deren Chef, dem parteilose­n Bürgermeis­ter Christian Kähler und der Ratsmehrhe­it, fällt die Erhöhung der Gebühren dagegen moderat aus.

Im Raum steht dabei noch immer die Äußerung von CSU-Rätin Roswitha Siegert, die als Kreisrätin den Blick über den Türkheimer Tellerrand hat: „Unlogisch, ungerecht und unsozial“, nannte Siegert in öffentlich­er Sitzung die Erhöhung. Vor allem die Verteuerun­g der Nachmittag­sbetreuung stelle eine „soziale Härte“dar.

Wer hat nun Recht? Gibt es tatsächlic­h stimmige Argumente der betroffene­n Eltern? Wo liegt Türkheim denn nun im Vergleich? Wer rechnet richtig, wer falsch? Und – vor allem: Will sich ausgerechn­et der sonst so auf Konsens und Zusammenha­lt bedachte Türkheimer Gemeindera­t in so einer brisanten, familien- und sozialpoli­tischen Frage den Vorwurf gefallen lassen, hier werde herzlos und über die Köpfe der Betroffene­n hinweg eine Entscheidu­ng durchgepei­tscht?

Nein, der Gemeindera­t muss sich wohl oder übel noch einmal die Sorgen und Nöte der jungen Familien anhören. Das mag lästig sein, gerade jetzt vor den Sommerferi­en – aber es ist notwendig. Mit ein wenig gutem Willen wird es den Räten dann bestimmt gelingen, doch noch einige der Härten raus zu nehmen.

Eine außerorden­tliche Sondersitz­ung noch vor der Sommerpaus­e sollte es den Räten und der Verwaltung daher schon Wert sein, um den sozialen Frieden in der Marktgemei­nde und den Gemeinsinn zu sichern und die jungen Eltern ernst zu nehmen.

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