Da kann noch nachgebessert werden
Dass die Gemeinde Türkheim den Eltern von Kindergartenkindern künftig mehr Geld für die Betreuung in einem der gemeindeeigenen Kindergärten abknöpfen wird, das wussten alle Beteiligten. Auch die betroffenen Eltern hatten sich auf eine finanzielle Mehrbelastung schon eingestellt – auch im Wissen, dass ihre Gemeinde bislang eher im landkreisweiten Gebühren-Mittelfeld liegt.
Dass Türkheim nach der Gebührenerhöhung eine der teuersten Kommunen im Landkreis Unterallgäu sein soll, ist wohl auch eine Frage der Betrachtungs- und Rechnenweise. Wer sein Kind länger als sieben Stunden in einem Türkheimer Kindergarten oder in einer Krippe betreuen lässt, der muss dafür tatsächlich überdurchschnittlich tief in die Tasche greifen. Aus Sicht der Verwaltung und deren Chef, dem parteilosen Bürgermeister Christian Kähler und der Ratsmehrheit, fällt die Erhöhung der Gebühren dagegen moderat aus.
Im Raum steht dabei noch immer die Äußerung von CSU-Rätin Roswitha Siegert, die als Kreisrätin den Blick über den Türkheimer Tellerrand hat: „Unlogisch, ungerecht und unsozial“, nannte Siegert in öffentlicher Sitzung die Erhöhung. Vor allem die Verteuerung der Nachmittagsbetreuung stelle eine „soziale Härte“dar.
Wer hat nun Recht? Gibt es tatsächlich stimmige Argumente der betroffenen Eltern? Wo liegt Türkheim denn nun im Vergleich? Wer rechnet richtig, wer falsch? Und – vor allem: Will sich ausgerechnet der sonst so auf Konsens und Zusammenhalt bedachte Türkheimer Gemeinderat in so einer brisanten, familien- und sozialpolitischen Frage den Vorwurf gefallen lassen, hier werde herzlos und über die Köpfe der Betroffenen hinweg eine Entscheidung durchgepeitscht?
Nein, der Gemeinderat muss sich wohl oder übel noch einmal die Sorgen und Nöte der jungen Familien anhören. Das mag lästig sein, gerade jetzt vor den Sommerferien – aber es ist notwendig. Mit ein wenig gutem Willen wird es den Räten dann bestimmt gelingen, doch noch einige der Härten raus zu nehmen.
Eine außerordentliche Sondersitzung noch vor der Sommerpause sollte es den Räten und der Verwaltung daher schon Wert sein, um den sozialen Frieden in der Marktgemeinde und den Gemeinsinn zu sichern und die jungen Eltern ernst zu nehmen.