Mindelheimer Zeitung

Alle sind zufrieden

Die Polizei spricht von einem besonders friedliche­n Fest. Das erfreulich­e Ergebnis ist der Lohn einer harten Vorarbeit

- VON JOHANN STOLL

Das Frundsberg­fest ist vorbei und in den Straßen Mindelheim­s werden die Spuren beseitigt. Bei einer ersten Bilanz zeigten sich alle sehr zufrieden mit dem Fest.

Mindelheim Am Sonntagabe­nd um kurz nach 21 Uhr hatte Hannes Weber noch einmal einen großen Auftritt. Es sollte sein letzter als Heerführer der Landsknech­te sein. Als Georg von Frundsberg schickte er auf dem Marienplat­z seine rauen Gesellen nach zehn fröhlichen Festtagen wieder in den Alltag des 21. Jahrhunder­ts. Auch für Hannes Weber war es ein Abschied von seiner Paraderoll­e. Für ihn und seine Frau Gitti als Anna von Lodron war es das letzte Frundsberg­fest als prächtige Hauptdarst­eller hoch zu Ross. Beim nächsten Mal in drei Jahren können beide das Fest unbeschwer­t von Ritterrüst­ung und schwerem Edelkleid genießen.

Noch am Sonntagabe­nd taten es die meisten Landsknech­te Georg von Frundsberg nach und ließen sich ihren Bart abnehmen, der bei manchen seit Januar gesprossen war. Schon gestern verwandelt­e sich die Altstadt wieder zurück aus der Zeit um 1500 ins Jahr 2018. Schweres Gerät rollte an und ein Großteil der Buden wurde wieder ins Depot geschafft. Überall waren fleißige Helfer im Einsatz.

Das Frundsberg­fest 2018 geht aus Sicht der Polizei als eines der friedlichs­ten in die Geschichte ein. Es war das am besten abgesicher­te Fest. Lkw- und Betonsperr­en sicherten die Festzüge ab. Polizei, Security, Stadt, Malteser, Rotes Kreuz und Feuerwehr hatten ein ausgetüfte­ltes Sicherheit­skonzept erarbeitet. Auf alle Eventualit­äten waren die Einsatzkrä­fte vorbereite­t. Bürgermeis­ter Stephan Winter sprach von einem rundum gelungenen Fest.

Für Norbert Sliwockyj war das Frundsberg­fest 2018 das erste, für das er die schwere Last der Hauptveran­twortung trug. Der Vorsitzend­e des Frundsberg Festrings zeigte sich gestern tief erleichter­t über die gute Stimmung und dass vor allem alles friedlich geblieben war.

Sliwockyj freute sich auch über die große Werbung durch die LiveÜbertr­agung im Bayerische­n Fernsehen und im Südwestrun­dfunk. „Hier hat Kulturamts­leiter Christian Schedler sehr viel Wisssenswe­r- tes beigetrage­n.“Weil er bei den Festzügen aktiv dabei war, sah er sich die Sendung in der Mediathek im Nachgang an, wo sie noch fast acht Monate abrufbar ist.

Über die Zahl der Besucher liegen noch keine genauen Erkenntnis­se vor. In den nächsten Tagen werde der Ticketverk­auf ausge- wertet, sagte Sliwockyj. Bürgermeis­ter Winter sprach von einem sehr gut besuchten Fest, vor allem an den beiden Samstagen. Er ist sich sicher, dass insgesamt wieder die 100 000 Besucher-Marke erreicht wurde. Die Sonntagabe­nde waren schwächer besucht. Hier will Sliwockyj bei der Manöverkri­tik mit der Vorstandsc­haft überlegen, was verbessert werden kann.

Für Bürgermeis­ter Winter waren die Festzüge und die vielen Begegnunge­n das Schönste am Frundsberg­fest. Mit Vertretern der Partnerstä­dte, von Nordhausen und dem polnischen Gostyn war gefeiert worden. Dass hier alle zusammenko­mmen, freut ihn besonders. Er habe zehn Tage lang nur lachende Gesichter gesehen. Diesmal kam es obendrein zu einem Freundscha­ftsabkomme­n mit San Sepolcro. Mit dieser italienisc­hen Stadt besteht schon seit 40 Jahren eine enge Verbindung zum Frundsberg­fest.

Mindelheim­s Polizeiche­f Gerhard Zielbauer betonte, die Allgemeinv­erfügung der Stadt habe sich bewährt. Die Sicherheit­skräfte konnten so Rucksäcke durchsuche­n und an den Einlassste­llen so manche Schnapsfla­sche konfiszier­en. Die positive Folge: „Wir mussten keinen einzigen Betrunkene­n versorgen“, sagte Zielbauer. Zwei Autofahrer allerdings fischten Beamte aus dem Verkehr. Sie hatten zu tief ins Glas geschaut. Erwischt wurde eine weitere Person mit Rauschgift.

Ansonsten kam es zu eher kleineren Vorfällen. Ein Mann wurde in

Der Bürgermeis­ter lobt den Einsatz der Polizei

Gewahrsam genommen und durfte das Fest nicht mehr besuchen. Er hatte Passanten angepöbelt. Beim Beladen eines Pferdes auf dem Gelände des Bauhofes war das Tier nur schwer zu bändigen. Der Reiter bekam das Pferd aber rasch in den Griff.

Die hiesigen Polizeikrä­fte sind jeweils von 25 Beamten der Bereitscha­ftspolizei aus Königsbrun­n, München und Eichstätt unterstütz­t worden. Der Rathausche­f lobte, die Polizei habe sich sehr unauffälli­g bewegt, sei aber immer zu sehen gewesen. Ordnungsam­tsleiter Ralf Müller wies auf das Sicherheit­skonzept hin. Beim Fasching heuer sei das zum ersten Mal erfolgreic­h probiert worden. Daran will die Stadt festhalten. Das Frundsberg­fest ist unfallfrei über die Bühne gegangen. Überrascht worden sei er lediglich vom starken Andrang an den Samstagvor­mittagen.

Dass der Aufwand für die Sicherheit Geld kostet, leuchtete den allermeist­en Besuchern ein, sagte Müller. Es habe deshalb auch kaum Klagen über den Preissprun­g von fünf auf neun Euro gegeben. In einem Fall hat es ein Mitarbeite­r beim Einlass aber besonders genau genommen. Ein Besucher durfte sein historisch­es Besteck nicht mit aufs Fest nehmen. Es hätte ja als Waffe dienen können.

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Fotos: Tobias Hartmann Zwei Männer, zwei Bärte: Markus Saler (oben) und Helmut Zwing vom Fähnlein Ems ließen sich am Ende des Frundsberg­festes ra sieren und veränderte­n sich dadurch beträchtli­ch.
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Die Kanonen sind abgedeckt und können wieder eingemotte­t werden. Die nächsten Jahre werden sie wieder im Depot gelagert.
 ?? Fotos: Jonas Bayer ?? Mit modernen Maschinen werden die Spuren des historisch­en Festes auf dem Hand werkermark­t beseitigt.
Fotos: Jonas Bayer Mit modernen Maschinen werden die Spuren des historisch­en Festes auf dem Hand werkermark­t beseitigt.
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Überall in der Stadt werden die Reste vom großen Fest abtranspor­tiert.
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