Comics lesen als Beruf
In Museen findet man spannende Sachen. Experten entscheiden, was sie Besuchern zeigen
Willi kennt diesen Witz:
„Ihre Bremsen sind nicht in Ord nung!“sagt der Polizist zu Herrn Meier. „Kostet 50 Euro.“„Habe ich es gewusst“, lacht er, „das ist viel billiger als in der Werkstatt dort hinten, die wollten glatt 90 Euro für die Di agnose und die Reparatur!“
» Kennst du auch einen guten Witz? Schreib einfach an: capito@augsburger allgemeine.de Du sammelst vielleicht Fußball-Karten oder Muscheln, weil du sie toll findest. Auch ein Museum sammelt Sachen, sogar sehr viele. Seine Aufgabe ist es dann, diese seltenen Dinge zu schützen. Das bedeutet: Sie werden von Profis gepflegt. Die erforschen außerdem Teile aus ihrer Sammlung. Dabei besitzt ein Museum meist viel mehr, als es gerade seinen Besuchern zeigt. Die übrigen Teile der Sammlung bewahrt es an einem besonders geschützten Ort auf: dem Depot (gesprochen: Depo). Im Landesmuseum der Stadt Mainz in Rheinland-Pfalz ist das Depot im Keller. Was man dort alles findet, weiß Eduard Sebald genau, er ist einer der Profis im Museum. Sein Beruf heißt Kurator. Er wählt aus, was in einer Ausstellung zu sehen ist.
„Wir haben sehr viel Porzellan“, sagt er. Aber auch chinesische Figuren und alte Stadtpläne. Und alte Disney-Comics! Die interessierten Herrn Sebald schon länger. Weil die DisneyFigur Mickey Maus in diesem Jahr ihren 90. Geburtstag feiert, hatte er die Idee für eine Ausstellung zum Thema Disney.
Als Kind hat Herr Sebald aber Asterix-Comics gelesen. Mit Disney-Figuren kannte er sich also noch nicht aus. „Ich musste erst mal viel lesen. Drei Monate lang. Ich hab mir jeden Comic aus dem Depot angeschaut. Wusstest du,…
…dass es Regeln gibt, wie Bilder in Museen aufgehängt werden? Zum Beispiel müssen die Bilder in einer be stimmten Höhe hängen. „Damit sie sowohl für große als auch für kleine Besucher gut anzuschauen sind“, erklärt Eduard Sebald. Er plant Aus stellungen im Museum. So werden Bilder, die zusammen gehören, enger nebeneinander gehängt. Das kön nen zum Beispiel Bilder vom selben Zeichner sein oder mit derselben Co mic Figur. Geht es um verschiedene Themen, sind die Abstände zwischen den Rahmen größer. „Ich schaue, was Und ich habe viel gelacht.“
Aber es waren so viele Hefte – in der Ausstellung ist nur zusammenpasst“, sagt Herr Sebald. Außerdem überlegt er sich, wie die Be sucher durch das Museum geführt werden. Bei der Disney Ausstellung bekommt ein besonderer Comic eine ganze Wand. Links zeigen Fotos den Zeichner, etwa den von Donald Duck. Rechts daneben wird die Figur beschrieben. In einem kleinen Text erklärt dann Herr Sebald, was ihm noch aufgefallen ist. Und im letzten Bil derrahmen an der Wand steckt der Co mic selbst. So erfahren die Besucher alles Wichtige rund um den gezeigten Comic. (dpa) Platz für einige. Die Frage ist: Welche? „Die Comics sind alle toll. Da muss man besondere Stücke aussuchen.“Zum Beispiel die erste Geschichte mit Tick, Trick und Track. „Die Schwester ruft an und die drei liegen auf der Türschwelle und hauen ihrem Onkel als erstes einen Eimer Wasser über den Kopf.“Herr Sebald lacht.
Er hatte dann die Idee, in der Ausstellung unbekannte Künstler vorzustellen. Denn der berühmte Walt Disney hat die Figuren nicht allein erfunden und gezeichnet. Tausende Künstler arbeiteten für ihn. Den Erfinder von Donald Duck etwa kennen die wenigsten. Er hieß Al Taliaferro. Zeichnungen von ihm hatte Herr Sebald nicht im Depot. Deshalb machte er sich im Internet und in Büchern auf die Suche nach Leuten, die wertvolle Disney-Sachen in ihrer Sammlung haben.
Herr Sebald fährt dann zu solchen Sammlern hin. „Ich schaue mir die Sachen an und entscheide, ob wir die für die Ausstellung haben wollen oder nicht.“Dann leiht er etwa ein Bild für das Museum aus. Auf Herrn Sebalds Lieblingszeichnung hängt Donald Duck ein Bild auf. „Das hängt er aber so schräg auf, dass es ihm dauernd wieder runterfällt. Das hat ja ein bisschen was mit meinem Beruf zu tun.“(dpa)