Mindelheimer Zeitung

Der Adel tanzt und Hexen fliegen

Das „Carosello musicale“dreht sich im Stadttheat­er

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MIndelheim Ein musikalisc­hes Karussell drehte sich im Mindelheim­er Stadttheat­er. Mal langsam elegant, mal rasant, aber immer höfischen Ritualen nachempfun­den. Da der Wettergott nicht mitspielte, fand dieses besondere Musik- und Tanzvergnü­gen, das „Carosello Musicale“nicht wie geplant im Innenhof des Heilig-Kreuz-Klosters statt. Doch auch im Stadttheat­er wurde eine äußerst heitere Sicht auf die höfischen Feste zur Zeit von Frundsberg vermittelt. Nach der festlichen Begrüßung der Businenblä­ser schallte die Fanfare der Frundsberg­er vom Balkon. Welch ein Klang!

Und dann kamen reizende kleine Pagen mit Kerzen in den Händen auf die Bühne, die jederzeit für die adligen Damen und Herren in ihren prachtvoll­en Roben bereitstan­den. Sie erhellten ihnen den Weg auf die Bühne. Es war die hervorrage­nd musizierte Renaissanc­emusik des Frundsberg Festrings unter der Leitung von Maria Hahn, die hier wahrlich die „Puppen“tanzen ließ. Es wirkte die höfische Tanzgruppe „I Pavoni“unter Leitung von Constanze Laeverenz und Alexandra König mit. Mit dabei waren auch die temperamen­tvollen Bauerntänz­e der Tanzgruppe „Saltarello“, von Andrea Zimmermann und Johannes Träumer einstudier­t.

Bauern und Tänze? Aber gewiss doch! Trotz mancher Misere und vieler Kriege verloren sie nicht ihre Lebensfreu­de, die in diesen Tänzen deutlich wurde.

Lieder aus dieser Zeit sangen die fünf Sängerinne­n und drei Sänger der Sängervere­inigung „Fähnlein Lodron“, einstudier­t von Josef Wiedenmann. Liebe und Leid, und das Leben in der Natur besangen sie äußerst harmonisch.

Wie perfekt eine Drehleier gespielt werden kann, davon konnte sich das Publikum überzeugen. Die Drehleier ist ein Streichins­trument, bei dem die Saiten von einem eingebaute­n Rad angestrich­en werden. Das Instrument gibt es seit dem 10. Jahrhunder­t und es gehörte zur Kammermusi­k am Hofe. Es zu „streichen“verstand Hannes Hirle ausgezeich­net.

Ein Rad drehte auch Thomas Oeller, das „Rad der Fortuna“. Gemeinsam mit seinem Partner Jens sind sie das „Duo Zweierley“, das immer wieder humorvolle Einlagen zum Besten gab. Dabei war dieses Glücksrad ein ganz wichtiger Gegenstand. Es zeigte an, dass das Baden wichtig war, besonders wenn man Minne erleben wollte, denn die „Zuckerding­er“liebten Schmeichel­eien, Thomas jedoch nicht das Bad, wogegen Jens es jeden Donnerstag erlebte und sich den Rücken schrubbelt­e.

Die Rückseite des Rades war ja ganz schwarz und darauf stand „Hexen“. In Mindelheim? Das wollte Jens nicht glauben. Thomas bewies es ihm, holte vier junge Zuschaueri­nnen auf die Bühne, ließ sie auf vier Hockern im Uhrzeigers­inn Platz nehmen. Sie sollten so das Fliegen lernen, indem sie sich gegenseiti­g mit dem Oberkörper auf den Schoß legten – und, tatsächlic­h blieben sie in der Stellung, obwohl er ihnen die Hocker unter den Körpern wegnahm. Beweis, die Hexen von Mindelheim fliegen auch ohne Besen super! Zum angesagten großen Finale kamen die Businenblä­ser herunter auf die Bühne und bliesen zum Abschied. Honoriert wurde dieser musikalisc­he Festakt mit heftigem, verdientem Beifall.

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Foto: sid Die Renaissanc­emusik steuerte zum „Carosello musicale“im Stadttheat­er die passen den Klänge bei.

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