Mindelheimer Zeitung

Schuss in die europäisch­e Spitze

Mit Talida Chrubasik und Domenic Kiehl vertraten zwei Bogenschüt­zen des BSV Pfaffenhau­sen die deutschen Farben bei der EM – mit beeindruck­enden Ergebnisse­n

- VON AXEL SCHMIDT

Pfaffenhau­sen So ganz hat sie ihren Realschula­bschluss noch nicht in der Tasche, sagt Talida Chrubasik. „Eine Prüfung muss ich noch nachschrei­ben“, sagt die 16-jährige Derndorfer­in. Diese hatte sie nämlich verpasst, weil sie sich zu der Zeit in Griechenla­nd, in Patros aufgehalte­n hat.

Mitnichten jedoch, um Urlaub zu machen. Vielmehr vertrat sie Deutschlan­d bei einem internatio­nalen Sportwettb­ewerb: bei der Europameis­terschaft der Bogenschüt­zen. Für Talida Chrubasik, die seit ihrem siebten Lebensjahr bereits mit Pfeil und Bogen schießt, war es der zweite internatio­nale Wettkampf in ihrer Karriere. „Im Mai war ich beim Eurpean Youth Cup in Italien“, erzählt die Noch-Schülerin. Die Europameis­terschaft nun war jedoch das sportliche Highlight bisher – aller deutscher und bayerische­r Meistersch­aften zum Trotz, die sie schon gewonnen hat. Und es war der Lohn für harte Arbeit. Denn der Weg vom Talent zum Athleten mit internatio­nalen Ambitionen wird einem Sportler in einer Nischenspo­rtart wie Bogenschie­ßen nicht leicht gemacht. „In den vergangene­n Monaten musste ich einmal pro Monat zum Kadertrain­ing nach Berlin“, sagt sie. Von Donnerstag bis Sonntag war sie dann unterwegs. „Das war manchmal schon recht anstrengen­d.“

Auch ihr Teamkolleg­e vom Bogensport­verein Pfaffenhau­sen, Domenic Kiehl, war in Griechenla­nd dabei. Kiehl, der mit dem Compound-Bogen schießt, hatte sich über die guten Leistungen bei der deutschen Meistersch­aft eine Nominierun­g verdient. „Als einziger Compound-Schütze“, sagt er. Er belegte im Einzelwett­kampf mit dem Bogen mit dem „Flaschenzu­gPrinzip“den neunten Platz. „Es war eine tolle Erfahrung. Die Stimmung im deutschen Team war top“, sagt der 16-jährige angehende Forstwirt. Seine Leistung dürfte auch dem Bundestrai­ner nicht entgangen sein. Es kann sein, dass auch er einen Platz im Junioren-Nationalka­der bekommt. Auch wenn diese rar sind. „Im vergangene­n Jahr gab es nur einen“, sagt Kiehl.

Sollte er dennoch aufgenomme­n werden, dann wird es jedoch noch zeitintens­iver. Das zeigt das Beispiel seiner Teamkolleg­in Talida. Doch dank der Unterstütz­ung seitens ihrer Familie und auch der MariaWard-Realschule in Mindelheim, die sie dafür immer freistellt­e, konnte Talida Chrubasik ihren Platz im Nationalka­der behaupten – und nun in Patros um eine EM-Medaille kämpfen.

Im Einzel klappte es jedoch nicht so gut. Der Modus sah vor, dass sich die besten 56 Schützinne­n nach der erfolgreic­hen Qualifikat­ionsrunde in einem K.o.-System ähnlich wie im Skispringe­n gegenübers­tehen: Der Erste aus der Qualifikat­ion trifft auf den 56., der Zweite auf die Nummer 55 und so weiter. Als 16. nach der Qualifikat­ion verlor Talida Chrubasik dann unglücklic­h gleich in der ersten K.o.-Runde und belegte am Ende Rang 33.

Deutlich besser dagegen lief es im Team-Wettbewerb. Zusammen mit Charlene Schwarz (Feucht), mit der sie sich seit Jahren auf nationaler Ebene die Titelgewin­ne teilt, und mit Clea Reisenwebe­r aus Berlin holte sich Talida Chrubasik hier die Goldmedail­le. Im Finale hieß der Gegner Frankreich – und es war nicht nur der Wettkampf um eine Medaille, der das Ganze spannend machte. „Zum Finale sind wir umgezogen, das fand nämlich in der Finalrena am Strand statt“, sagt Chrubasik. Kameras, Zuschauer und ein Moderator waren die eine Sache, das andere war der Wind, der die Bedingunge­n erschwerte.

Doch die deutschen Nachwuchss­chützinnen behielten die Nerven und stellten schnell klar, dass die Goldmedail­le an sie gehen sollte. „Ich habe erst gar nicht mitbekomme­n, ob wir gewonnen haben. Die Zwischenst­ände werden zwar immer durchgesag­t, aber ich habe das gar nicht so realisiert. Ich war im Tunnel und habe mich auf mein Schießen konzentrie­rt“, erzählt Chrubasik.

Anschließe­nd kannte der Jubel keine Grenzen. Und doch geht der Blick schon wieder nach vorn. Durch den Erfolg bei der EM haben die Deutschen ein Ticket für die Youth Olympic Games im kommenden Jahr sicher. Wer dieses lösen darf, ist allerdings noch nicht klar. Außerdem geht es für Talida Chrubasik nun in eine höhere Altersklas­se. Im kommenden Jahr schießt sie nicht mehr in der weiblichen Jugend, sondern bei den Juniorinne­n. Statt der 60 Meter sind es dann 70 Meter zum Ziel. „Ich vergleiche die Ergebnisse schon jetzt. Und ich schieße auch schon die 70 Meter. Im Moment läuft das auch ganz gut“, sagt sie.

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Foto: Axel Schmidt Talida Chrubasik und Domenic Kiehl waren mit dem deutschen Jugend Kader jüngst bei der Europameis­terschaft der Bogenschüt zen in Griechenla­nd.

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