Neue Räume für das Recht
Anbau wird nach dreijährigen, teils problembehafteten Arbeiten eingeweiht. Sicherheit deutlich verstärkt
Memmingen Es war „weiß Gott kein leichtes Projekt“, das da seinen Abschluss gefunden hat: Dies betonte Cornelia Bodenstab, als der Teilneubau des Memminger Amtsgerichts nun mit einer Feierstunde offiziell seiner Bestimmung übergeben wurde. Die Leiterin des Staatlichen Bauamts Kempten erinnerte an Verzögerungen, eine Insolvenz und weitere Hiobsbotschaften. Dennoch sei es gelungen, einen hellen, modernen Neubau zu errichten, der nicht nur etwa 2000 Quadratmeter Nutzfläche biete, sondern auch Sicherheitsanforderungen und die hohen technischen Ansprüche an ein Justizgebäude erfülle.
Als einen Faktor für die Schwierigkeiten beim Bau nannte Bodenstab die Hochkonjunktur in der Baubranche, die nicht nur Kostensteigerungen mit sich bringe. Selbst wenn Firmen für die Ausführung gefunden sind, seien diese mitunter derart ausgelastet, „dass sie teils regelrecht zur Erfüllung ihres Vertrags gezwungen werden müssen“. Zurückgeworfen wurden die Arbeiten auch durch einen „gewaltigen Schaden“, der entstand, als ein Arbeiter eine Kabeltrasse anbohrte. Bei einer weiteren Episode der Pannenserie traten wie berichtet Schäden am Parkett auf.
Wie Bodenstab zeigte sich Reiner Egger, Direktor des Amtsgerichts, nun aber zufrieden mit dem Ergebnis der etwa dreijährigen Bauarbeiten. Der Neubau löse verschiedene Probleme – so herrschte Egger zufolge früher eine schwierige Parksituation und Zellen für Häftlinge waren nicht nutzbar. Auch habe die Polizei nun andere Möglichkeiten, Häftlinge ins Gebäude zu bringen, als für jedermann sichtbar über eine Eingangstreppe. Prägend waren auch die Sicherheitsanforderungen, die sich seit dem Mord an einem Staatsanwalt im Gerichtssaal im Januar 2012 in Dachau verschärft haben: Von 4,5 Wachtmeister-Stellen erhöhte sich die Zahl am Memminger Amtsgericht laut Egger auf fünf männliche und vier weibliche Angestellte. In der Folge wurde mehr Platz für die Wachtmeisterei benötigt, zudem wurde eine Trennung zwischen öffentlichem Bereich und Bürokratie umgesetzt. Ebenso schaffe die Gestaltung des Eingangsbereichs die Voraussetzungen für ausgeweitete Kontrollen, erklärte Egger und erwähnte etwa die durchschusssicheren Scheiben der Pforte.
Bei alldem besitze das Gebäude keinen abweisenden Charakter, betonte nicht nur Egger: Der bayerische Justizminister Winfried Bausback lobte die Gestaltung der Sitzungssäle, die zu einer „freundlichen und beruhigenden Atmosphäre beitragen, auch wenn’s um wichtige Dinge geht“. Die Räumlichkeiten erfüllten – auch durch nun hergestellte Barrierefreiheit – alle Anforderungen an eine bürgernahe und sichere Justiz. Die rund zwölf Millionen Euro, welche der Freistaat im Zuge von Neubau und Abriss des früheren Nebengebäudes in die Hand genommen habe, „sind hier bestens investiert“, so Bausback.