Auch auf den Bundesstraßen wird jetzt kassiert
Seit Anfang des Monats müssen Lastwagen ab 7,5 Tonnen auf mehr Strecken Maut zahlen. Warum das auch der Supermarkt-Kunde spüren wird
Bei Verstößen droht ein Bußgeld
Allgäu Die meisten Autofahrer werfen einen nervösen Blick auf ihren Tacho, sobald sie auf einer Bundesstraße an einer blau-grünen Säule vorbeifahren. Die vier Meter hohen Pfosten sind aber keine Geschwindigkeitsmesser, sondern neue Mautkontrollstellen für Lkw. 600 gibt es davon seit Kurzem in Deutschland. Im Allgäu finden sich drei dieser Art. Zum einen an der B12 bei Betzigau (Oberallgäu), zum anderen auf der B16 bei Roßhaupten (Ostallgäu) sowie auf der B32 in Röthenbach (Westallgäu).
Grund ist die Mautpflicht für Lkw, die schwerer sind als 7,5 Tonnen, auf allen Bundesstraßen. Diese gilt seit dem 1. Juli. Bisher waren bereits alle Autobahnen und vierspurig ausgebauten Bundesstraßen mautpflichtig. Die Gebühren richten sich nach der Schadstoffklasse des Lastwagens und der Achszahl. Im Schnitt sind das 13,8 Cent pro gefahrenen mautpflichtigen Kilometer, erklärt Antje Schätzel von Toll Collect. Das Unternehmen mit Sitz in Berlin ist vom Bund mit der Mauterhebung beauftragt.
Die Säulen am Straßenrand überprüfen, ob die Lkw die Maut korrekt bezahlen. Beim Vorbeifahren werden ein Übersichts-, ein Seitenansichtsund ein Kennzeichenbild erstellt, erklärt Schätzel. Die Säule kontrolliert dabei, ob beispielsweise die Achszahl des Lkw mit den Daten des Fahrzeuggeräts übereinstimmt, das in jedem Lkw die Strecke aufzeichnet. Bei einem Mautverstoß droht ein Bußgeld. Ist der Lkw ordnungsgemäß registriert, werden die Bilddaten sofort in der Kontrollsäule gelöscht. Die tatsächliche Mautabrechnung erfolgt anhand der übermittelten GPS-Daten des Fahrzeuggeräts über Toll Collect.
Die Mauteinnahmen sollen jährlich etwa zwei Milliarden Euro in die Bundeskasse spülen. Das Geld wird laut Bund direkt in den Erhalt und den Ausbau des Straßennetzes fließen. „Für den Straßenbau ist das eine tolle Sache“, sagt Markus Kreitmeier, Bereichsleiter des Straßenbaus vom Staatlichen Bauamt in Kempten. Das Prinzip „Weg von der Steuer- hin zur Nutzerfinanzierung“findet er sinnvoll. „Alle, die fahren, zahlen.“Bisher hing die Finanzierung des Straßenbaus vom schwankenden Haushalt des Freistaates ab. Durch die Maut sei künftig konstant genügend Geld da. „Das macht es für uns plan- und berechenbarer.“
Nutzen die Lkw-Fahrer nun andere Routen, um das mautpflichtige Straßennetz zu umgehen? „Wir gehen nicht davon aus, dass es Ausweichverkehr gibt. Die Lkw-Fahrer versuchen auf dem schnellsten Weg von A nach B zu kommen“, sagt Kreitmeier. Lkw-Fahrer müssten schließlich Lenkzeiten einhalten. Auf der B12 beispielsweise fahren im Schnitt 1500 Lastwagen pro Tag. Da gebe es kaum Ausweichmöglichkeiten. Um das „Vorher-Nachher“genau zu beobachten, hat das Bundesverkehrsministerium Zählstellen eingerichtet – eine davon ist auf der B16 im Ostallgäu. Umwege fahren kommt nicht in Frage, sagt Wolfgang Thoma, Unternehmenschef von Ansorge-Logistik in Biessenhofen. „Für einen 40-Tonner ist das auch nicht einfach und der Zeitverlust zu groß.“Der direkte Weg sei der effizienteste. Dass die Maut auch ausländische Nutzer trifft und die Erträge in die Infrastruktur fließen, befürwortet Thoma: „Das ist verursachergerecht.“Für Spediteure und Logistiker entstehen durch die Maut höhere Kosten. Für Aufregung sorgt das nicht. „Die Mautkosten werden an die Kunden weitergegeben und die geben es an die Verbraucher weiter“, sagt Christian Weber, Sprecher des Logistikunternehmens Dachser in Kempten. Die Firma transportiert unter anderem Lebensmittel und Paletten für Su- permärkte. Gut möglich also, dass die Produkte in den Supermarktregalen künftig etwas teurer werden.