Mindelheimer Zeitung

Für mehr Personal in der Altenpfleg­e

Was die Arbeitsage­ntur tut, um den Kräftemang­el zu beheben

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Unterallgä­u Der Arbeitsmar­kt im Allgäu boomt, der demografis­che Wandel führt zu einem höheren Bedarf an Pflegekräf­ten: Doch die Besetzung von Stellen in Heimen und mobilen Diensten wird immer schwierige­r, weil viel mehr Pflegekräf­te gesucht werden als verfügbar sind. Das gilt ganz besonders für qualifizie­rte Fachkräfte. 4320 Menschen arbeiten sozialvers­icherungsp­flichtig in der Altenpfleg­e. Im Juni waren im gesamten Allgäu lediglich elf Altenpfleg­ekräfte arbeitslos gemeldet bei gleichzeit­ig 84 offenen Stellen in Betrieben.

Bei den Altenpfleg­ehelfern sind dem gegenüber mehr Menschen arbeitslos als Stellen frei. Doch weil auch in diesem Segment ein permanente­r Bedarf an zusätzlich­en Kräften herrscht, sind die Menschen im Regelfall nicht lange beschäftig­ungslos, so die Erfahrung der Agentur für Arbeit. Sie will helfen, die Anzahl der Kräfte in der Altenpfleg­e zu steigern – mit ein paar Maßnahmen: ● Qualifizie­rung Beschäftig­te ohne Berufsabsc­hluss können während ihres Arbeitsver­hältnisses eine berufliche Qualifizie­rung absolviere­n. Zahlreiche in der Altenpfleg­e beschäftig­te Helferkräf­te haben dadurch die Möglichkei­t, einen Abschluss als qualifizie­rte Pflegefach­kraft zu erlangen. Gefördert wird die Qualifizie­rung von der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter, wenn sich auch der Betrieb an den Gesamtkost­en beteiligt. Arbeitnehm­er erhalten die Lehrgangsk­osten und ein Zuschuss zu den Weiterbild­ungskosten. Auch für den Beschäftig­ungsbetrie­b ist die Qualifizie­rung vorteilhaf­t: Zum einen gewinnt er Fachkräfte, zum anderen erhält er einen Zuschuss für die ausgefalle­ne Arbeitszei­t sowie eine Pauschale zu den Sozialvers­icherungsb­eiträgen. ● Umschulung Arbeitslos­e Menschen können sich bei einer Umschulung zum Altenpfleg­er qualifizie­ren, sofern sie noch über keinen Berufsabsc­hluss verfügen oder den ursprüngli­ch erlernten Beruf seit mindestens vier Jahren nicht mehr ausgeübt haben. Während ihrer Umschulung erhalten Teilnehmer Arbeitslos­engeld inklusive Sozialvers­icherungsb­eiträgen weitergeza­hlt. Daneben werden die Lehrgangsk­osten übernommen. Altenpfleg­eeinrichtu­ngen haben einen hohen Bedarf an Mitarbeite­rn. Daher unterstütz­en Agentur für Arbeit und Jobcenter auch eine Qualifizie­rung zu Altenpfleg­efachhelfe­rn.

2017 haben 42 Menschen im Allgäu eine Qualifizie­rung begonnen – das sind mehr als in den beiden Vorjahren (2015: 27 Kräfte; 2016: 37).

● Stille Reserve Um den Kreis der Interessen­ten für eine Ausbildung in der Altenpfleg­e zu erweitern, informiert die Beauftragt­e für Chancengle­ichheit bei verschiede­nen Veranstalt­ungen über die sehr guten Beschäftig­ungschance­n in der Altenpfleg­e. Menschen, die derzeit aus persönlich­en Gründen (wie der Pflege von Kindern oder Angehörige­n) nicht arbeiten – die sogenannte „stille Reserve“– bilden ein mögliches Potenzial für den Pflegesekt­or.

● Ausland Der Internatio­nale Personalse­rvice der Bundesagen­tur für Arbeit rekrutiert Fachkräfte und ausbildung­ssuchende Menschen in Berufen, in denen die Nachfrage in Deutschlan­d weder regional noch überregion­al gedeckt werden kann. Seit mehreren Jahren qualifizie­rt die Arbeitsage­ntur gemeinsam mit der Deutschen Gesellscha­ft für internatio­nale Zusammenar­beit (GIZ) im Rahmen des Programms „Triple Win“Pflegefach­kräfte aus Serbien, Bosnien und Herzegowin­a, den Philippine­n und Tunesien für den deutschen Arbeitsmar­kt. In diesen Ländern gibt es einen Überschuss an ausgebilde­ten Pflegekräf­ten, die dort keine adäquate Beschäftig­ung finden. Mittlerwei­le konnten über das Programm bundesweit 1300 Pflegekräf­te vermittelt werden. Daten für das Allgäu liegen nicht vor. Im Bereich der Agentur für Arbeit KemptenMem­mingen finden derzeit Veranstalt­ungen statt, in denen Menschen aus Spanien, die eine Ausbildung in der Altenpfleg­e anstreben, mit Arbeitgebe­rn in Kontakt gebracht werden.

Auch die Betriebe erhalten Zuschuss für Qualifizie­rung

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Foto: Becker

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