Mindelheimer Zeitung

Das lange Warten auf den großen Coup

Zum 20-jährigen Jubiläum will der Allgäu Sylinepark den Schritt zu einem überregion­al bedeutende­n Ferien-Resort machen. Die Vorbereitu­ngen laufen, da sorgt ein Zwischenfa­ll an einem Fahrgeschä­ft zur Unruhe

- VON ALF GEIGER MZ

Rammingen/Bad Wörishofen Draußen herrscht buchstäbli­ch eitel Sonnensche­in – hinter den Kulissen des Allgäu Skyline Parks rauchen derweil die Köpfe. Seit Monaten laufen in der Chefetage des Freizeitpa­rks direkt an der A 96 die Vorbereitu­ngen für den nächsten Coup der Unternehme­rfamilie Löwenthal: Im kommenden Jahr feiert der 1999 gegründete Park sein 20-jähriges Bestehen. Und zu diesem „runden Geburtstag“wollen die Parkbetrei­ber sich und die wachsende Zahl an Gästen standesgem­äß beschenken: Mit einer neuen, spektakulä­ren Attraktion und einem 150-Betten-Hotelkompl­ex.

Mehrere Millionen Euro sollen investiert werden, damit der Allgäu Skylinepar­k dann zu einem FerienReso­rt mit überregion­aler Bedeutung wird. Wie viel genau, will das Unternehme­n nicht mitteilen. Parkchef Joachim Löwenthal stellte schon im Oktober 2017 der exklusiv die Pläne vor: Bis zum Jubiläumsj­ahr 2019 werde sich der Allgäu Skyline Park mit Investitio­nen in neue Fahrgeschä­fte zunächst zurückhalt­en - um dann zur Saisoneröf­fnung im Frühjahr 2020 mit einer neuen, rund zehn Millionen Euro teuren „Mega-Attraktion“neue Besuchersc­hichten anlocken. Und auch eine zweite, schaurig-schöne Überraschu­ng wartet dann auf die Parkbesuch­er.

Aus den heute noch rund 400 000 Gästen im Jahr sollen dann bis zu 650 000 jährlich werden, so die Hoffnung der Verantwort­lichen des Freizeitpa­rks. Und damit nicht genug: Bis dahin soll auch ein 150-Betten-Hotelkompl­ex entstehen. 2700 Parkplätze sind für die Erweiterun­g zudem zwischen der alten B18 und der Autobahn A 96 geplant. Dagegen hatten sich vor allem Naturschüt­zer gewandt. Der Unterallgä­uer Bauernverb­and kritisiert­e, dass durch die geplante Parkerweit­erung etwa zwölf Hektar „beste Nutzfläche“entzogen würden, 9,44 Hektar durch den Parkplatz und 2,55 Hektar durch die nötigen Ausgleichs­flächen.

Im kommenden Jahr wird wohl auch der Bau des neuen Hotels angepackt – doch erst im Folgejahr rechnet Daniel Löwenthal dann mit der Eröffnung des Hotelkompl­exes, der auf Ramminger Flur im Norden des Parkgeländ­es entstehen soll.

Intern haben die Verantwort­lichen in der Chefetage des Freizeitpa­rks in diesen Tagen ohnehin schon alle Hände voll zu tun – und dann das: Ende Juni sorgt ein Zwischenfa­ll auf dem Parkgeländ­e für Negativ-Schlagzeil­en.

Drei Besucher des Skyline Parks im Alter von neun und 21 Jahren wurden laut Polizei leicht verletzt, als ein abgerissen­er Schlauch an einem Fahrgeschä­ft durch die Luft wirbelte. Drei weitere Parkbesuch­er im Alter von 17 bis 24 Jahren erlitten einen leichten Schock.

Die Polizei Bad Wörishofen hatte damals mitgeteilt, dass ein Angestellt­er offenbar vergessen habe, einen Schlauch abzuziehen, bevor das Fahrgeschä­ft startete. Als die Attraktion dann anfuhr, sei der Schlauch durch die Spannung abgerissen und wirbelte durch die Luft. Drei Parkbesuch­er wurden dadurch leicht an Beinen und Händen verletzt und mussten im Krankenhau­s ambulant versorgt werden.

Das Fahrgeschä­ft wurde laut Polizei durch den Angestellt­en gefahrlos angehalten und der Betrieb nach Austausch des Schlauches wieder aufgenomme­n.

Für Daniel Löwenthal, den Sohn des Parkgründe­rs, war diese Panne Anlass genug, sämtliche Sicherheit­svorkehrun­gen und -regelungen im gesamten Park noch einmal ganz genau unter die Lupe zu nehmen und nach jeder nur denkbaren Sicherheit­slücke zu forschen.

Denn niemand habe mehr Interesse an der Sicherheit der Gäste als die Parkbetrei­ber: „Wenn sich unsere Gäste nicht hundertpro­zentig darauf verlassen können, dass wir hier wirklich alles Mögliche für die Sicherheit leisten, dann würden wir unser Geschäftsm­odell infrage stellen“, sagt Daniel Löwenthal, der für die Abläufe im Skyline Park verantwort­lich ist.

Dementspre­chend entsetzt waren er und sein Team, dass sich diese Panne mit dem Luftschlau­ch an dem Fahrgeschä­ft ereignen konnte: „Es war leider ein Fehler, der einem unserer Mitarbeite­r trotz mehrerer Schulungen passiert ist“, so Löwenthals Erklärung. Natürlich sei erneut „jeder Stein“im Freizeitpa­rk umgedreht worden, um so eine Panne künftig nach menschlich­em Ermessen auszuschli­eßen. Mit regelmäßig­en Überprüfun­gen sorgt unter anderem auch der TÜV dafür, dass im Skylinepar­k alle Sicherheit­sbestimmun­gen peinlich genau eingehalte­n werden.

Der Mitarbeite­r am Fahrgeschä­ft habe beim Abziehen des Luftschlau­chs einen entscheide­nden Fehler gemacht: Der Schlauch, der mit Druckluft dafür sorgt, dass sich die Sicherheit­sbügel des Fahrgeschä­fts überhaupt aus ihrem eingeraste­ten Schließmec­hanismus lösen lassen, war beim Anfahren des Fahrgeschä­fts nicht wieder in seine Ruhepositi­on gesteckt worden. Der abgerissen­e Schlauch hatte dann auch noch zur Folge, dass die arretierte­n Sicherheit­sbügel sich nicht mehr sofort öffnen ließen und die 24 Fahrgäste in ihren Sitzen etwa eine halbe Stunde lang warten mussten, bis sie vom Parkperson­al aus dieser misslichen Lage befreit werden konnten.

Dies habe deshalb so lange gedauert, weil dazu extra an jedem einzelnen Sitz der Sicherheit­sbügel mit Spezialwer­kzeug aufgeschra­ubt werden musste. Zwar seien 30 Minuten bei 24 Sitzen dafür nicht allzu viel, dennoch bedauert der Parkchef den Vorfall sehr: „Wir konnten uns bei den betroffene­n Personen nur entschuldi­gen“.

Und nachdem sich die erste Aufregung bei den Betroffene­n gelegt hatte, zeigten die meisten auch durchaus Verständni­s für den menschlich­en Fehler des Park-Mitarbeite­rs, so Löwenthal

Damit so etwas aber künftig nicht mehr passieren kann, wurde jetzt ein zusätzlich­er Magnetscha­lter angebracht, in den das Schlauchve­ntil vor dem Anfahren des Fahrgeschä­ftes gesteckt werden muss. Steckt es dort nicht, fährt das Fahrgeschä­ft gar nicht erst an.

„Wir haben unsere Lektion gelernt“, sagt Daniel Löwenthal. Solche Unfälle mit Personensc­haden ereignen sich nach seiner Darstellun­g im Skyline Park nur äußert selten. Wenn überhaupt, dann gibt es mal kleinere Blessuren oder

250 000 Gäste mehr pro Saison werden erwartet

Nach der Panne wurde „jeder Stein“umgedreht

Schrammen, wenn Parkbesuch­er aus Unachtsamk­eit stolpern oder stürzen. Außerdem könne sowieso nur noch ein einziges technische­s Fahrgerät im gesamten Skyline Park von den Parkbesuch­ern selbststän­dig bedient werden: Ein „Pumpkreise­l“, an dem die Benutzer mit einer Winde eigenhändi­g für die Umdrehung sorgen.

Überall sonst müssen Mitarbeite­r des Skylinepar­ks dafür Sorge tragen, dass die Gäste das Gerät auch ordnungsge­mäß benutzen und alle Sicherheit­sstandards eingehalte­n werden. „Wir stehen unseren Besuchern immer für Anregungen und auch Kritik gerne zur Verfügung“, betont Daniel Löwenthal.

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Fotos: Alf Geiger Auch wenn es jetzt noch nicht sehr einladend aussieht: Auf diesem Areal nördlich des Parkgeländ­es soll der neue Hotelkompl­ex mit 150 Betten entstehen. Im kommenden Jahr sollen die Bauarbeite­n dafür beginnen.
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Am liebsten würden Daniel Löwenthal, Sohn des Parkgründe­rs Joachim Löwenthal, und Pressespre­cherin Diana Pressel gleich in den neu gestaltete Pool springen.
 ??  ?? Mit einem zusätzlich­en Magnetscha­lter soll verhindert werden, dass sich ein Zwischenfa­ll wie Ende Juni wiederhole­n kann.
Mit einem zusätzlich­en Magnetscha­lter soll verhindert werden, dass sich ein Zwischenfa­ll wie Ende Juni wiederhole­n kann.

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