„Baum unserer Heimat 2018“ist fast noch ein Teenie
Die 30 Meter hohe Eiche im Garten von Ingrid Krumm ist erst um die 200 Jahre alt. Ein Infoschild des BN Türkheim/Ettringen erklärt Interessierten, was es mit dem Türkheimer Baumriesen auf sich hat
Türkheim Sie steht da wie ein Monument, die 30 Meter hohe Eiche in Türkheim, am hinteren Ende des Epple-Grundstücks an einem Fußweg, und sie gehört Ingrid Krumm. Unter der mächtigen Krone ist es angenehm schattig. Diesem Riesen, mit dem beachtlichen Stammumfang von vier Metern, ist eine besondere Ehre zuteil geworden, als „Baum unserer Heimat 2018“.
Dieser Wettbewerb war ausgeschrieben worden von den Landkreisen Unterallgäu und Lindau, von der Stadt Memmingen und der Sparkasse Memmingen-LindauMindelheim. Es ging dabei nicht nur um besonders mächtige oder alte Bäume, sondern um den Baum als Bestandteil einer geschichtlichen und kulturellen Entwicklung, soll heißen: wie das Erbe früherer Generationen weitergegeben wurde und wird. Unter 62 Teilnehmern hat nun diese 190 bis 250 Jahre alte Stieleiche, mitten im Ort, das Rennen gemacht.
Der Bund Naturschutz mit dem Ortsverband Türkheim/Ettringen hat diese Auszeichnung zum Anlass für eine Feier genommen. Von der Vorsitzenden Gudrun KissingerSchneider erfährt man Erstaunliches über diesen altehrwürdigen Baum.
1850 erstmals auf einer alten Katasterkarte verzeichnet, war der heutige Fußweg, an dem die Eiche steht, eine Straße und die Grenze zwischen dem Dorf und dem vier Meter tiefer liegenden und nicht bebauten Überschwemmungsgebiet der Wertach. Ortsansässige Großeltern konnten sich noch daran erinnern, wie sie als Kinder im Winter von diesen höher gelegenen Terrassen mit dem Schlitten hinuntergesaust waren.
Ab 1900 wanderte die Siedlungsgrenze, ausgehend von der Frühlingstraße, immer weiter nach Osten, und die Terrassen verschwanden durch Bautätigkeit. Diese Eiche hat also schon viel gesehen über die Jahrzehnte und Jahrhunderte.
Außer Schatten an heißen Tagen hat eine Eiche noch mehr zu bieten: Schweres Holz, das gut zu bearbeiten ist und das man für Wasserräder und Parkett verwenden kann. Eicheln sind nicht nur willkommen zum Basteln, sondern es gilt auch: „Auf den Eichen wächst der beste Schinken“.
Wenn der Blitz nicht einschlägt und auch sonst alles gut geht, können Eichen über 1000 Jahre alt werden. So gesehen, ist die Türkheimer Eiche noch ein Teenie. Sie hat ihre endgültige Höhe mit 30 Metern wohl erreicht, aber der Stamm wird jedes Jahr ein winziges bisschen dicker. Vom 2. Bürgermeister Walter Fritsch wird noch eine Infotafel enthüllt, mit kurzer Beschreibung der Eiche und einem QR-Code für Wissbegierige. Aber es geht nicht nur um Wissen, sondern vor allem ums Bewahren - und um Wertschätzung, so das Fazit der Veranstalter.