Die Zeche zahlen die Eltern
Zum Artikel „Hat Türkheim kein Herz für Familien?“in der MZ vom 9. Juli: „Türkheim - Der Markt mit Herz“. So wird Türkheim auf seiner Internetpräsenz beworben. Ein Herz haben die Verantwortlichen im Gemeinderat offenbar für die Renovierung eines baufälligen Waaghauses. Kinder und deren Betreuung sind aber für die Räte offenbar nur Kostenfaktoren in der Haushaltsplanung. Kitas sind teuer, also sollen die Eltern gefälligst dafür bezahlen. Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Berufstätige Mütter? Ein Trend, den man nicht unterstützen will.
Eine Situation, von der wir als berufstätige Eltern selbst betroffen sind. Da interessiert es auch nicht, dass von anderen Stellen mit Kopfschütteln auf den Türkheimer Beschluss reagiert wird. Schließlich stört das nur bei der scheinbar einfachen und schnellen Lösung für ein hausgemachtes Problem. Über Jahre haben Verwaltung und Gemeinderat das Thema Kinderbetreuung verschlafen. Zu spät wurde der Mehrbedarf erkannt, dem jetzt (endlich) mit Neubauplänen Rechnung getragen wird. Und zu lange blieben die Kita-Gebühren unangetastet. Dieses Versäumnis will man jetzt auf einen Schlag beheben. Die Zeche zahlen die Eltern.
Dass es auch anders geht, zeigt Mindelheim, wo der Stadtrat die Teuerung der Kita-Beiträge aus Rücksicht auf die Eltern bei fünf Prozent beließ. Das Haushaltsdefizit von 1,65 Millionen Euro für die Kinderbetreuung nannte Bürgermeister Stefan Winter einen „sozialen Beitrag der Stadt für die Familien“. In Türkheim haben wir zwar keine soziale Gemeinde, dafür aber bald ein renoviertes Waaghaus, wofür das Geld offensichtlich da ist. Wenn es mal wieder eng wird, kann dort wenigstens eine Kindergarten-Gruppe einziehen. Arndt Winkler, Türkheim
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