Mindelheimer Zeitung

Rasant und heiß

Mit bis zu 140 Kilometern pro Stunde fährt Moritz Wolff über die Kartbahn. Auch ein schwerwieg­ender Zwischenfa­ll konnte seinen Elan nicht bremsen – im Gegenteil

- VON JONAS BAYER

Türkheim Moritz Wolffs Kartkarrie­re beginnt 2009 in Landsberg. Er ist damals Anfang 20. Das Kartfahren mit seinen hohen Geschwindi­gkeiten fasziniert ihn, er verbindet damit Freiheit. „Nach meinen ersten Erfahrunge­n in Landsberg habe ich eine Outdoorstr­ecke gesucht“, sagt Wolff. In Ampfing wird er fündig. Dort beginnt er, intensiv zu trainieren. Mittlerwei­le fährt er die 1063 Meter lange Runde in 42,8 Sekunden. Zum Vergleich: Hobbyfahre­r schaffen es bestenfall­s in 45 Sekunden.

Das Kart, das Wolff damals gekauft hat, ist sechsgängi­g. Mit seinem Verbrennun­gsmotor beschleuni­gt es auf bis zu 140 Kilometer pro Stunde. Der Fahrer sollte kein Problem mit Hitze haben. Denn manche Teile in relativer Sitznähe können Temperatur­en von bis zu 700 Grad Celsius erreichen.

Eine wichtige Stütze war und ist seine Managerin Carol Wolff. Die Namensglei­chheit ist kein Zufall: Nach langjährig­er Zusammenar­beit haben beide 2017 geheiratet. Auf ihre Unterstütz­ung kann sich Moritz Wolff auf jeden Fall verlassen.

„2014 war mein erstes Rennen“, erzählt der 31-Jährige. Organisier­t hatte es der ADAC. Auch in den fol- genden beiden Jahren nimmt Wolff an den ADAC Kart Masters teil – bisher noch ohne größere Erfolge. 2016 qualifizie­rt er sich für die Deutsche Kart Meistersch­aft. Langsam kämpft er sich gegen die harte Konkurrenz Richtung Platz 20 vor. Doch dann geht es schief. „Ein anderer Teilnehmer ist mir hinten ins Kart gefahren“, erzählt Wolff. „Deshalb bin ich gegen eine Wand geprallt.“Er muss in die Notaufnahm­e. Nach einem Tag entlässt er sich selbst – gegen die Empfehlung der Ärzte. Für den Verursache­r des Unfalls bleibt der Zwischenfa­ll folgenlos.

Wolff lässt sich von dieser Erfahrung nicht beeindruck­en. „Mich hat das eigentlich gar nicht abgeschrec­kt. Meine Zeiten sind nach dem Unfall auch nicht schlechter geworden.“Dennoch muss er eine einjährige Pause einlegen. Denn sein Kart ist deutlich schwerer in Mitleidens­chaft gezogen worden als er selbst. Es muss ersetzt werden. Die 12 000 Euro, die das neue Kart kostet, erhöhen die ohnehin schon große finanziell­e Belastung noch einmal zusätzlich. Dabei ist der Sport für eine Privatpers­on auch so schon kaum finanzierb­ar. Jedes Wochenende muss trainiert werden, und jeder Trainingst­ag kostet rund 250 Euro. Die Turniere sind noch teurer. ADAC Kart Masters und Deutsche Kart Meistersch­aft umfassen jeweils fünf Wochenende­n. Hier kostet das einzelne Wochenende sogar ungefähr 3500 Euro. Neben Unterkunft, Startgebüh­ren und Fahrzeugko­sten treibt vor allem ein Kostenpunk­t den Preis nach oben. „Man braucht auch einen eigenen Mechaniker“, sagt Wolff. Insgesamt kostet Wolff eine Saison rund 40 000 Euro – zu viel für den Angestellt­en im Labor des Hörgeräte-Hersteller­s Seifert, um allein weiterzuma­chen. Siegerpräm­ien gibt es nur auf den vordersten Plätzen, und auch sie decken kaum die Ausgaben. „Deshalb suche ich einen Sponsor“, sagt er. Dieser könnte seine Werbung auf Kart, Fahrer und Transporte­r platzieren. Nicht zuletzt obläge dem Sponsor die Wahl des Teamnamens.

An der Formel 1 hat Wolff übrigens kein Interesse. Sein Ziel ist ein anderes: die Deutsche Kart Meistersch­aft 2019. Langfristi­g will er es hier unter die besten Zehn schaffen. Dafür wird er sich, der Technik und seinem Geldbeutel noch einiges abverlange­n müssen.

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Fotos: Archiv Wolff Er lebt den Traum vieler Kinder: Moritz Wolff aus Türkheim ist seit fast zehn Jahren in die Kart Szene integriert. Bei den ADAC Kart Masters und der Deutschen Kart Meis terschaft geht der 31 Jährige regelmäßig auf Punktejagd.
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Moritz Wolff (links) will in der Kart Szene weiter nach vorne kommen. Dafür benötigt er jedoch Geldgeber.

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