Gute Noten für Wasser im Allgäu
Sämtliche Proben liegen deutlich unter dem Grenzwert. Dennoch sind die Folgen der Düngung messbar
Allgäu Das fließende Wasser aus der Leitung zu trinken, ist in Deutschland dank strenger Kontrollen kein Problem. Dennoch hatte die EU– Kommission gegen Deutschland geklagt, weil die Belastung des Grundwassers mit Nitrat im Jahr 2012 an 28 Prozent aller Messstellen zu hoch war. Der Grenzwert liegt bei 50 Milligramm Nitrat pro Liter. Das Urteil vor wenigen Wochen: Deutschland muss mehr für sauber– es Wasser tun. Das sorgt für Verunsicherung bei Verbrauchern.
Die gute Nachricht: Das Allgäu hat keine Probleme mit der Nitratbelastung des Wassers. „Es gibt keine Grenzwertüberschreitungen“, sagt Bettina Haas vom Wasserwirtschaftsamt in Kempten. Nicht einmal die 37,5 Milligramm pro Liter werden überschritten. Ab diesem Wert bestehe Handlungsbedarf.
Grundsätzlich gilt: Das Wasser aus dem Hahn ist nahezu immer trinkbar. Ist die Nitratkonzentration zu hoch, verdünnen die Wasserversorger das belastete Wasser mit nitrat-armem Wasser. In den meisten Fällen kann das Grundwasser sogar ohne weitere Behandlung als Trinkwasser verwendet werden. Für die Nitratkonzentrationen im Grundwasser spielen viele Faktoren eine Rolle. Darunter fallen die Bodenund Gesteinszusammensetzung, die Bewirtschaftung und das Klima. „In Südbayern gibt es mehr Niederschlag als in Nordbayern, dadurch ist die Konzentration des Nitrats im Wasser grundsätzlich niedriger“, erklärt Haas.
Dennoch gibt es auch vereinzelte Gebiete im Allgäu, wo der Nitratgehalt höher ist. Beispielsweise im Leubastal (Oberallgäu, 20 mg/l), in Buchloe (Werte zwischen 22 und 27 mg/l) und in Memmingen (Werte zwischen 21 und 26 mg/l). „Bei Werten über 10 Milligramm pro Liter im südlichen Allgäu sowie 20 Milligramm im Unterallgäu wird deutlich, dass dort eine Beeinflussung des Grundwassers vorliegt“, sagt
Haas. Beispielsweise spiele die Düngung der landwirtschaftlichen Flächen eine Rolle.
Die Gülle zu verteufeln, hält die Oberallgäuer Kreisbäuerin Monika Mayer aber für den falschen Ansatz. „Gülle ist ein hochwertiger Dünger und genauso wertvoll wie die Milch der Kuh.“In der Landwirtschaft gehören die Ausscheidungen der Tiere zum Nährstoffkreislauf. In Regionen mit viel Ackerland sei der Nitratwert in der Regel höher, da dort die Stickstoffe bei starkem Regen leichter ausgewaschen werden, sagt Haas. Ein Trugschluss sei es dagegen, dass die Regionen mit der größten Viehdichte die höchsten Nitratwerte haben, meint Erich Krug vom Bayerischen Bauernverband mit Sitz in Kempten. Auch Verkehr und Tourismus spielten eine Rolle für die Nitratbelastung.
Was können nun die Landwirte machen, damit möglichst wenig Nitrat ins Grundwasser gelangt? Die Gülle sollte nicht auf wassergesättigten oder schneebedeckten Böden ausgetragen werden, rät Ulrike Angermeier, Leiterin des Fachzentrums für Agrarökologie in Krumbach. Zusätzlich sei es wichtig, den Abstand zu Gewässern einzuhalten, möglichst viele Grünflächen stehen zu lassen und die maximale Düngemenge von 170 Kilo Stickstoff pro Hektar nicht zu überschreiten.