Der Kunstsommer ist eröffnet
Nach einigen Turbulenzen zeigt Bad Wörishofens Kunstverein nun wieder, was er kann. Die Fußgängerzone wird zur Freiluft-Galerie für Skulpturen. Die besten Werke erhielten zum Auftakt Preise
Bad Wörishofen „Wenn mir jemand vor vier Monaten gesagt hätte, das neue Team des Kunstvereins würde im Juli den Kunstsommer 2018 eröffnen, hätte ich ihn für einen Fantasten gehalten“– so schilderte Harald Bos die damalige Situation. Nun hat das Team aber genau das gemacht: einen Kunstsommer eröffnet. Bos erinnerte bei der Vernissage zur Skulpturenschau entlang des Wörthbaches vor zahlreichen Kunstfreunden an die Querelen und Turbulenzen im Kunstverein der Kneippstadt, die eigentlich eine längere Hängepartie, sprich gestalterische Pause, erwarten ließen.
Doch es kam ganz anders. Bürgermeister Paul Gruschka, Kurdirektorin Petra Nocker und Veranstaltungsleiterin Anna Schluifelder gaben den „alten und neuen Hasen“im Verein einen motivierenden Schub und im Handumdrehen wurde aus dem „Kunstfrühling“früherer Jahre der „Kunstsommer 2018“. Von dieser „Kunstgalerie“unter freiem Himmel versprechen sich die Akteure angesichts längerer Ausstellungszeit mehr Aufmerksamkeit.
„Auf Glückswegen der besonderen Art“, wie das Motto der Ausstellung verspricht, wetteifern 15 von einer Fachjury ausgewählte, zeitgenössische Kunstwerke in den Anlagen rund um Kurhaus, Theater und auf der Flaniermeile um die Gunst der Einheimischen und Kurgäste. Denen wird der Gesprächsstoff angesichts der teils ungewöhnlichen Werke sicher nicht ausgehen. Bei nährerer Betrachtung der Exponate fällt auf, dass sie weniger das Glück favorisieren, als vielmehr Dinge anprangern, die dieses Gefühl gefährden. So geißeln die Skulpturen und Installationen fehlende Grundwerte in der Gesellschaft, prangern Krieg und Armut an und warnen vor den Gefahren der zukünftigen digitalen Welt. Da fällt die Bemerkung eines Ausstellers besonders ins Gewicht: „Dass ich mein Leben als Künstler verbringen darf, ist für mich ein Glücksweg der besonderen Art“.
Bei der Vernissage im Kurhaus wurden drei der 15 ausgestellten Kunstwerke mit Preisen gekrönt. So ging der mit 1000 Euro dotierte Kunstpreis der Stadt Bad Wörishofen an Karl-Heinz Holtzmeyer aus Germaringen. Bei seiner Skulptur gehte es um eine uralte Form der Elypse namens „Einklang“und die metamorphische Suche nach geometrischen Formen im Raum. Auf die rostige Patina des Objektes angesprochen scherzte der Künstler: „Wie wir alle mal alt werden, verliert halt auch Metall im Laufe der Jahre seinen Glanz“.
Einen Preis und 750 Euro vergab der Kunstverein an Ariane Ehinger aus Bad Waldsee. Der Verein würdigte damit ihre Arbeit mit dem Titel „Mare nostrum“. Aus Eichenholz geformt, geflammt und geölt ist dieses Kunstwerk amWörthbach ein echter Hingucker. Zeigt es doch zwei gegeneinander bewegliche Boote, die für die Verkettung der Kontinente und den Zusammenhang mit einer Rettungsaktion im Mittelmeer stehen.
Wie schon zu Zeiten des Kunstfrühlings, stiftete auch der RotaryClub Bad Wörishofen einen mit 500 Euro ausgestatteten Preis. Den räumte Bildhauer Franz Hämmerle aus Windach mit seiner auf den Namen „Basewitz“hörenden Skulpur ab. Die Figur hat einen durchaus humorvollen Bezug und will sagen: „Wenn die Welt eh schon Kopf steht, sollte man sie wie der Künstler Baselitz auch kopfüber betrachten“. Die Kunst-Galerie „Glückswege der besonderen Art ist noch bis zum 30. August zu sehen. Führungen werden im August jeweils an Samstagen und Sonntagen um 15 Uhr angeboten. Treffpunkt ist der Steinbrunnen am Kurhaus. Ein Flyer, von Silke Weiß liegt im Kurhaus aus.