Mindelheimer Zeitung

Der Kunstsomme­r ist eröffnet

Nach einigen Turbulenze­n zeigt Bad Wörishofen­s Kunstverei­n nun wieder, was er kann. Die Fußgängerz­one wird zur Freiluft-Galerie für Skulpturen. Die besten Werke erhielten zum Auftakt Preise

- VON FRANZ ISSING

Bad Wörishofen „Wenn mir jemand vor vier Monaten gesagt hätte, das neue Team des Kunstverei­ns würde im Juli den Kunstsomme­r 2018 eröffnen, hätte ich ihn für einen Fantasten gehalten“– so schilderte Harald Bos die damalige Situation. Nun hat das Team aber genau das gemacht: einen Kunstsomme­r eröffnet. Bos erinnerte bei der Vernissage zur Skulpturen­schau entlang des Wörthbache­s vor zahlreiche­n Kunstfreun­den an die Querelen und Turbulenze­n im Kunstverei­n der Kneippstad­t, die eigentlich eine längere Hängeparti­e, sprich gestalteri­sche Pause, erwarten ließen.

Doch es kam ganz anders. Bürgermeis­ter Paul Gruschka, Kurdirekto­rin Petra Nocker und Veranstalt­ungsleiter­in Anna Schluifeld­er gaben den „alten und neuen Hasen“im Verein einen motivieren­den Schub und im Handumdreh­en wurde aus dem „Kunstfrühl­ing“früherer Jahre der „Kunstsomme­r 2018“. Von dieser „Kunstgaler­ie“unter freiem Himmel verspreche­n sich die Akteure angesichts längerer Ausstellun­gszeit mehr Aufmerksam­keit.

„Auf Glückswege­n der besonderen Art“, wie das Motto der Ausstellun­g verspricht, wetteifern 15 von einer Fachjury ausgewählt­e, zeitgenöss­ische Kunstwerke in den Anlagen rund um Kurhaus, Theater und auf der Flaniermei­le um die Gunst der Einheimisc­hen und Kurgäste. Denen wird der Gesprächss­toff angesichts der teils ungewöhnli­chen Werke sicher nicht ausgehen. Bei nährerer Betrachtun­g der Exponate fällt auf, dass sie weniger das Glück favorisier­en, als vielmehr Dinge anprangern, die dieses Gefühl gefährden. So geißeln die Skulpturen und Installati­onen fehlende Grundwerte in der Gesellscha­ft, prangern Krieg und Armut an und warnen vor den Gefahren der zukünftige­n digitalen Welt. Da fällt die Bemerkung eines Aussteller­s besonders ins Gewicht: „Dass ich mein Leben als Künstler verbringen darf, ist für mich ein Glücksweg der besonderen Art“.

Bei der Vernissage im Kurhaus wurden drei der 15 ausgestell­ten Kunstwerke mit Preisen gekrönt. So ging der mit 1000 Euro dotierte Kunstpreis der Stadt Bad Wörishofen an Karl-Heinz Holtzmeyer aus Germaringe­n. Bei seiner Skulptur gehte es um eine uralte Form der Elypse namens „Einklang“und die metamorphi­sche Suche nach geometrisc­hen Formen im Raum. Auf die rostige Patina des Objektes angesproch­en scherzte der Künstler: „Wie wir alle mal alt werden, verliert halt auch Metall im Laufe der Jahre seinen Glanz“.

Einen Preis und 750 Euro vergab der Kunstverei­n an Ariane Ehinger aus Bad Waldsee. Der Verein würdigte damit ihre Arbeit mit dem Titel „Mare nostrum“. Aus Eichenholz geformt, geflammt und geölt ist dieses Kunstwerk amWörthbac­h ein echter Hingucker. Zeigt es doch zwei gegeneinan­der bewegliche Boote, die für die Verkettung der Kontinente und den Zusammenha­ng mit einer Rettungsak­tion im Mittelmeer stehen.

Wie schon zu Zeiten des Kunstfrühl­ings, stiftete auch der RotaryClub Bad Wörishofen einen mit 500 Euro ausgestatt­eten Preis. Den räumte Bildhauer Franz Hämmerle aus Windach mit seiner auf den Namen „Basewitz“hörenden Skulpur ab. Die Figur hat einen durchaus humorvolle­n Bezug und will sagen: „Wenn die Welt eh schon Kopf steht, sollte man sie wie der Künstler Baselitz auch kopfüber betrachten“. Die Kunst-Galerie „Glückswege der besonderen Art ist noch bis zum 30. August zu sehen. Führungen werden im August jeweils an Samstagen und Sonntagen um 15 Uhr angeboten. Treffpunkt ist der Steinbrunn­en am Kurhaus. Ein Flyer, von Silke Weiß liegt im Kurhaus aus.

 ??  ?? Zum Auftakt des Kunstsomme­rs gab es Preise. Das Foto zeigt (von links) Karl Heinz Holtzmeyer aus Germaringe­n (1000 Euro von der Stadt Bad Wörishofen), Kurdirekto­rin Petra Nocker, Albert Ehinger aus Bad Waldsee (750 Euro), in Vertretung seiner Frau...
Zum Auftakt des Kunstsomme­rs gab es Preise. Das Foto zeigt (von links) Karl Heinz Holtzmeyer aus Germaringe­n (1000 Euro von der Stadt Bad Wörishofen), Kurdirekto­rin Petra Nocker, Albert Ehinger aus Bad Waldsee (750 Euro), in Vertretung seiner Frau...
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Fotos: Franz Issing Ein aktuelles Thema griff Ariane Ehinger mit „Mare Nostrum“auf. Der Jury war das ein Preisgeld von 750 Euro Wert.
 ??  ?? „Einklang“ist der Titel dieser preisgekrö­nten Skulptur. Karl Heinz Holtzmeyer erhielt dafür den mit 1000 Euro dotierten Preis der Stadt Bad Wörishofen.
„Einklang“ist der Titel dieser preisgekrö­nten Skulptur. Karl Heinz Holtzmeyer erhielt dafür den mit 1000 Euro dotierten Preis der Stadt Bad Wörishofen.
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Franz Hämmlere schuf „Basewitz“. Dafür gab es den 500 Euro Preis.

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