Mindelheimer Zeitung

Diese Krankenhäu­ser kennen keine Defizite

Seit 2008 gibt es die Bezirkskli­niken Schwaben. Die geänderte Rechtsform hat viel für die psychisch kranken Patienten gebracht. Das sagt Vorstandsv­orsitzende­r Thomas Düll

- Interview: Till Hofmann

Herr Düll, vor gut zehn Jahren waren die Bezirkskra­nkenhäuser noch Eigenbetri­ebe des Bezirks Schwaben. Damals wurden sie in Kommunalun­ternehmen umgewandel­t. Was hat das gebracht?

Thomas Düll: Es war für die Bezirksrät­e eine schwierige Entscheidu­ng, weil sie Verantwort­ung abgegeben haben. Aber es war auch ein weitreiche­nder Entschluss, da wir in der neuen Form des Kommunalun­ternehmens eigenständ­iger als zuvor sind. Das bedeutet, dass wir schneller Dinge, die wir für notwendig erachten, umsetzen können und nicht auf die Beschlüsse politische­r Gremien warten müssen.

Was hatte das zur Folge?

Düll: So sind wir wirklich näher dran an den Menschen in der Region. Wir haben in ganz Schwaben Standorte aufgebaut und vielfältig­e medizinisc­hes Versorgung­sstrukture­n in der Psychiatri­e, Neurologie und Neurochiru­rgie geschaffen. Wir sind inzwischen an 14 Standorten tätig – von Donauwörth bis Lindau, von Günzburg bis Füssen, halten inzwischen 2200 Behandlung­splätze vor, beschäftig­ten inklusive der sechs Tochterfir­men der Bezirkskli­niken mehr als 4250 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r. Jedes Jahr behandeln, pflegen und betreuen wir 76 000 Menschen – davon ein knappes Drittel stationär.

Und was in der Krankenhau­slandschaf­t auch nicht an der Tagesordnu­ng ist: Sie haben in diesen zehn Jahren nie ein Defizit ausgewiese­n.

Düll: Das stimmt. Darüber freuen wir uns sehr, aber ich neige nicht dazu, mich bequem zurückzule­hnen und Selbstzufr­iedenheit auszustrah­len. Die Spielräume werden enger werden. Unser wirtschaft­liches Plus hilft uns ungemein, flexibel zu bleiben und reagieren zu können, wenn es Bedarf gibt. Ein Beispiel: Die Günztalkli­nik Allgäu war ein Kreiskrank­enhaus, dessen Standort Obergünzbu­rg aufgegeben wurde. Wir haben das Haus übernommen und mit Eigenkapit­al für 7,5 Millionen Euro umgebaut und modernisie­rt. Die Klinik wird seit 2017 ganzjährig betrieben und ist ein Akutkranke­nhaus für Psychosoma­tik und Psychother­apie. Noch ein Beispiel: In Günzburg haben wir damit begonnen, für knapp 100 Millionen Euro ein 100 Jahre altes Bezirkskra­nkenhaus neu zu bauen. Die Psychiatri­e wird in einem großen zentralen Gebäude unterkomme­n. Das ist trotz staatliche­r Zuschüsse nur mit ausreichen­d Eigenmitte­ln möglich.

Worin liegen künftige Herausford­erungen?

Düll: Die Hauptaufga­be wird darin bestehen, Personal an uns zu binden und neues dazuzugewi­nnen. In absehbarer Zeit wird ein beträchtli­cher Teil unserer Mitarbeite­r in Ruhestand gehen. Darauf wollen wir vorbereite­t sein.

 ??  ?? Thomas Düll, 55, leitet seit 20 Jahren die Bezirkskli niken – erst als Eigenbetri­e be, seit 2008 als Kom munalunter­nehmen.
Thomas Düll, 55, leitet seit 20 Jahren die Bezirkskli niken – erst als Eigenbetri­e be, seit 2008 als Kom munalunter­nehmen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany