Mindelheimer Zeitung

ARD setzt Kommissar Kluftinger nicht mehr fort

Wegen schlechter Quoten wird die Reihe abgesetzt. Die beiden Autoren haben dazu eine klare Meinung

- VON SVEN KOUKAL

Augsburg Für viele Fans der Kultreihe rund um den Allgäuer Kommissar Kluftinger wird diese Nachricht überrasche­nd kommen: Die

ARD will nach fünf Verfilmung­en der Buchreihe keine weiteren Filme mehr nachschieb­en. „Da die letzten Kluftinger-Krimis die hohe Zuschauerr­esonanz der ersten beiden leider nicht erreicht haben, wurde die Reihe nicht fortgesetz­t“, bestätigte­n die ARD-Filmtochte­r Degeto und der Bayerische Rundfunk am Freitag auf Anfrage.

Nicht überrascht davon war Volker Klüpfel, der mit seinem Autorenkol­legen Michael Kobr die Kluftinger-Bücher geschriebe­n hat: „Wir wussten von der sportliche­n Quotenvorg­abe. Diese Entscheidu­ng der ARD lag für uns im Bereich des sehr Möglichen“, sagte er am Freitag.

Während die Verkaufsza­hlen der mittlerwei­le zehn Bücher zuverlässi­g steigen, nahm der Zuschauerz­uspruch zusehends ab. Die vorletzte Folge „Schutzpatr­on“(2016) hatte laut Quotenmete­r.de 3,71 Millionen Zuschauer (11,7 Prozent Marktantei­l). Die Entscheidu­ng der ARD sei dann nach Ausstrahlu­ng des letzten Kluftinger-Films Ende 2016 gefallen. „Die Quote war zu niedrig. Schon einen Tag später kam die Entscheidu­ng“, sagte Klüpfel. Zum Vergleich: „Milchgeld“(2012) erreichte 4,44 Millionen Zuschauer.

Über die filmische Umsetzung ihrer Bücher hatten sich die Autoren bereits kritisch geäußert: Sie hätten kein inhaltlich­es Mitsprache­recht, „und trotzdem sind wir von unseren Lesern für die Filme in Haftung genommen worden“. Hohe Wellen schlug beispielsw­eise „Seegrund“(2013), der nach Meinung vieler Zuschauer an Satire grenzte. Hauptdarst­eller Herbert Knaup machen die Autoren dabei keinen Vorwurf. Er habe gut zur Figur gepasst.

Knaups Management wollte sich zur Entscheidu­ng der ARD nicht äußern. Auf die Frage, ob es Anfragen von anderen Sendern nach neuen Kluftinger-Folgen gebe, hieß es nur: Es liege nichts vor. Geht es nach Volker Klüpfel, könnte die Reihe durchaus fortgesetz­t werden. „Wir führen Gespräche, stellen aber klare Bedingunge­n auf“, sagte er. So fordern die Autoren Entscheidu­ngsgewalt über das Drehbuch und die Hauptrolle­n. Klüpfel sei vor allem wichtig, „dass die Filme nicht so weit weg von den Büchern sind“. Die Filmrechte für die fünf noch unverfilmt­en Romane liegen bei den beiden Autoren.

Derzeit arbeiten diese an einem neuen Projekt. „Aber es wird kein Kluftinger“, betonte Klüpfel. Spekulatio­nen über einen Wechsel Kluftinger­s von der ARD zu Sat.1 trat er entgegen. Auch Sat.1-Sprecherin Diana Schardt erklärte: „Aktuell gibt es keine konkreten Pläne für Verfilmung­en.“Am Mittwoch läuft auf Sat.1 um 20.15 Uhr die Show „Das Krimiduell – Der perfekte Mord“. Nach einem Fall, den sich die Autoren ausgedacht haben.

„Wir wussten von der sportliche­n Quotenvorg­abe der ARD für die Filme.“Volker Klüpfel, „Kluftinger“Mitautor

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Foto: Karl Josef Hildenbran­d, dpa Herbert Knaup (Mitte) spielte den Kluftinger – jenen kultigen Kommissar des Auto renduos Volker Klüpfel (rechts) und Michael Kobr.

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