Doppelt erfolgreich
Zwei Schreinergesellen punkten bei den Prüfungsergebnissen und bei der Ausstellung „Die gute Form“
Mindelheim Handwerker werden dringend gesucht. Wer als Schreiner außer Geschicklichkeit bei der Handarbeit wie auch mit modernster CNC-Technik noch zeichnerisches Können, eine besondere Vorstellungsgabe und viel Kreativität mitbringt, ist damit erst recht gefragt. All diese Eigenschaften zeichnet die frisch „geschreinerten“Gesellen aus, die alle ihren Abschluss erfolgreich bestanden haben. „Alle sind Sieger“, sagte Stefan Aumüller, Kulturwart der Schreinerinnung Memmingen/Mindelheim bei der Eröffnung der Ausstellung der Gesellenstücke in der Mindelheimer Technikerschule, bei der auch die besten Prüfungsergebnisse und die Gewinner des Wettbewerbes „Die gute Form“ausgezeichnet wurden.
Zwei Gesellen punkteten dabei gleich doppelt: Samuel Honold, der bei der Schreinerei Wagner gelernt hat, hatte nicht nur das beste Prüfungsergebnis, sondern erreichte auch bei der „guten Form“den ersten Platz. Sein Wohnzimmertisch in Eiche „besticht durch die ansprechende Form, ist haptisch sehr angenehm, die Details sind gut ausgedacht – ein wunderschönes, schlichtes, feines Stück“, lobte Innenarchitekt Tillmann Fischbach, der die Fachjury zusammen mit seinen Kolleginnen Constanze Laeverenz und Rita Holzheu unterstützte.
Timm Kasten, der seine Ausbildung bei der Schreinerei Hölzle in Tussenhausen absolviert hat, konnte das zweitbeste Prüfungsergebnis vorweisen – und erhielt bei der „guten Form“den Publikumspreis für seine Garderobe in Balkeneiche. 48 der 268 Gäste, die abgestimmt hat- ten, waren von seinem Werkstück besonders überzeugt.
Auf Platz drei der besten Prüfungsergebnisse schaffte es Armin Stegmaier, der bei der Schreinerei Preisinger in Markt Rettenbach ausgebildet wurde. Noch besser als er und seine beiden Kollegen war aller- dings Jakob Hörmann, der als Gastschüler aus Baden Württemberg jedoch von der Innungs-Bestenliste ausgeschlossen war.
Bei der „guten Form“belegte Raphael Degle von der Schreinerei Thauer in Apfeltrach den zweiten Platz. Er fertigte einen Schreibtisch in Eiche. „Schlicht und schön, gut durchdacht“, lobte Tillmann Fischbach. Drei weitere junge Schreiner erhielten für ihre Arbeiten Belobigungen: Elias Mayr (Haus und Holzbau im Allgäu) für sein Eichen-Sideboard, Jakob Hörmann (Schreinerei Daiber) für sein Kirschbaum-Schreibtablo und Julian Stecher von der Schreinerei Becker in Rammingen. Sein HomeOffice Schreibtisch aus Nussbaum, Glas und Leder war zwar das am besten bewertete Möbelstück. Weil sein Ausbildungsbetrieb aber nicht Mitglied der Innung ist, war sein Möbelstück von einem Podestplatz bei der „guten Form“ausgenommen.
Innenarchitekt Tillmann Fischbach lobte die gekonnte Materialkombination und die hervorragende Verarbeitung. Trotz seiner Größe wirke das Möbelstück zierlich. Als Schubladengriff dient eine Metallschraube. Die hat Julian Stecher für seinen Bruder angebracht: „Der freut sich, weil er in der Metallbranche arbeitet“, sagte er.
Die stellvertretende Landrätin Marianne Preißinger zitierte in ihrer Rede den alten Spruch „Nur ein Schreiner kann Frauen glücklich machen!“. „Das galt früher und gilt heute noch“sagte Preißinger, was allgemeine Heiterkeit zur Folge hatte. Den Spruch griff sogleich Josef Müller auf, selbst Schreiner, der über 32 Jahre Prüfungen abgenommen hatte bei den jungen Schreinern. Er bekam einen Geschenkkorb zum Abschied und gab etwas wehmütig zu „Mein Herz ist immer noch bei den Schreinern. Ich hab’ Euch alle gemocht!“
Die hervorragende Ausbildung in den Schreinerbetrieben, wie an der Berufsschule hat aus allen Auszubildenden geschickte und versierte Handwerker gemacht, die alle wunderbare Werke aus Holz fertigten und damit auf einen sicheren Berufsweg geschickt werden, unabhängig davon, wie sie diesen in Zukunft gestalten.