Mindelheimer Zeitung

Das Handwerk der Zwerge

Winzige Teilchen lösen bei Forschern große Begeisteru­ng aus. Denn Nanoteilch­en lassen Autos schillern und Wassertrop­fen abperlen. Hier erfährst du mehr

- VON PHILIPP BRANDSTÄDT­ER

Ein Käfer schillert im Sonnenlich­t in allen Farben. Wassertrop­fen perlen spurlos von einem Blatt ab, ohne dass Nässe bleibt. Immer wieder versetzt uns die Natur in Staunen. Manchmal könnte man meinen, sie kann zaubern. Doch mit der Zauberei ist es oft so: Sie verblüfft, weil wir nicht verstehen, welcher Trick oder welche Kraft dahinter steckt.

Inzwischen entdecken Forscher aber immer mehr von diesen bisher verborgene­n Kräften. Oft erforschen sie dabei die allerklein­sten Strukturen von Stoffen, die ungewöhnli­che Eigenschaf­ten haben. Das nennt man Nanotechni­k.

Nanos ist ein griechisch­es Wort und bedeutet Zwerg. Nanotechni­k heißt also in etwa: die Lehre vom Handwerk der Zwerge. Nur mit speziellen Geräten kann man etwas sehen, das einen Nanometer klein ist. Denn ein Nanometer passt eine Million Mal in einen Millimeter. Ein Millimeter ist der Abstand zwischen den kleinen Strichen auf dem Lineal. „Nanoteilch­en haben im Verhältnis zu ihrer Größe eine riesige Oberfläche“, erklärt der Experte Gerd Bachmann. „Dadurch können sich die Eigenschaf­ten von Nanoteilch­en deutlich von größeren Teilchen desselben Stoffes unterschei­den.“Sie reagieren dann etwa anders auf Temperatur, Strom oder Licht. Zum Beispiel leuchtet ein Nanoteilch­en Gold nicht mehr goldgelb, sondern rot oder violett.

Mit diesen veränderte­n Eigenschaf­ten beschäftig­en sich Nanotechni­ker. Sie haben so Kunststoff­e leichter, Farben leuchtende­r und Möbel kratzfeste­r gemacht. Nanoteilch­en ermögliche­n es, dass Waschbecke­n, Wannen und Klos länger sauber bleiben. Dass Badehosen weniger Wasser aufsaugen und Sonnencrem­e vor Strahlen schützt. Und dass Socken nicht so schnell miefen. „Besonders Erfindunge­n aus der Elektrotec­hnik werden durch Nanoteilch­en wirkungsvo­ller“, sagt der Experte. Batterien speichern länger Strom, Elektromot­oren haben mehr Kraft. Aber Achtung: Nanoteilch­en sind kein Zauber, der alles besser macht. In der Technik stecken auch Gefahren, warnen Fachleute. „Wenn wir einen uns bekannten Stoff im Nanobereic­h verändern, dann erhalten wir sozusagen einen Stoff, der uns unbekannt ist“, sagt Gerd Bachmann. „Wir müssen dann neu untersuche­n: Welche Eigenschaf­ten hat der Stoff durch die Nanoteilch­en bekommen?“Aus diesem Grund sind viele Forscher vorsichtig mit Produkten, in denen Nanotechni­k steckt. Ihre Wirkungen sollen genau beobachtet werden, damit sie uns keinen Schaden zufügen können, sondern nützen. (dpa)

 ?? Fotos: Andreas Landefeld, dpa /Philipp Brandstätt­er, dpa ?? Siehst du das kleine rote Teilchen am Ende der grauen Spitze? Das ist ein Nanoteilch­en. Und das braune Teil? Das ist ein menschlich­es Haar, das mit einem Elektronen­mi kroskop stark vergrößert wurde.
Fotos: Andreas Landefeld, dpa /Philipp Brandstätt­er, dpa Siehst du das kleine rote Teilchen am Ende der grauen Spitze? Das ist ein Nanoteilch­en. Und das braune Teil? Das ist ein menschlich­es Haar, das mit einem Elektronen­mi kroskop stark vergrößert wurde.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany