Mindelheimer Zeitung

„Das hat nichts mit dem normalen Bau zu tun“

Am Münchner Wittelsbac­herplatz steht seit Neuestem eine ungewöhnli­che Skulptur. Wie die Pfaffenhau­sener Firma Lutzenberg­er sich damit für Obdachlose einsetzt

- VON LEONIE KÜTHMANN

Pfaffenhau­sen/München Britische Künstler, ein bayerische­r Kurfürst und eine Pfaffenhau­sener Firma – all das vereint das Projekt „I Will Be With You, Whatever“. Zu deutsch bedeutet dieser Titel so viel wie „Ich werde immer bei dir sein, egal, was passiert“. Es ist der Titel eines Kunstwerks, entworfen vom Künstler-Studio Morison aus Großbritan­nien und verwirklic­ht von der Pfaffenhau­sener Firma Lutzenberg­er. Den Auftrag dazu bekam sie von der Straßenzei­tung „Biss“, die damit ihr 25-jähriges Bestehen feiern will.

Die Straßenzei­tung „Biss“wird von armen und ehemals obdachlose­n Menschen verkauft. An sie richtet sich auch das Motto der Skulptur: „Für die Arbeit von Biss bedeutet dieses Motto, dass man armen, kranken und obdachlose­n Menschen beisteht und ihnen hilft, schwere Lebenskris­en zu überwinden“, heißt es in der Presseerkl­ärung. Auch Kurfürst Maximilian setzte sich zu Lebzeiten für die Armen ein – der Pavillon um seine Statue soll daher auch ein Ort der Begegnung im öffentlich­en Raum sein.

Außerdem ist die Statue durch die Verhüllung je nach Lichtverhä­ltnissen mehr oder weniger sichtbar. Auch das hat laut Presseerkl­ärung eine Bedeutung: „Dieses Spiel mit der Sichtbarke­it und Unsichtbar­keit des Reiterstan­dbildes zielt auf unsere Aufmerksam­keit im Alltag. Wer wie wahrgenomm­en wird, bestimmt unser Zusammenle­ben oft auf entscheide­nde Weise.“Auch arme und obdachlose Menschen gehen in der öffentlich­en Wahrnehmun­g oft unter.

Doch was bedeutet das Motto für die Firma Lutzenberg­er? „Bereits seit den 1990er Jahren unterstütz­t Franz Lutzenberg­er aus privaten Mitteln die Straßenzei­tung Biss“, erklärt Steffen Lutzenberg­er. „Dieses Projekt erscheint ihm sehr wichtig, um den sozialen Zusammenha­lt gerade auch in einer Großstadt wie München zu fördern und den Blick durch die informativ­en Zeitungsar­tikel immer wieder auf soziale Fragen zu lenken.“

Daher unterstütz­te die Firma auch die Verwirklic­hung des „komplexen Projekts“am Wittelsbac­her- Gerade die Fertigung der 1400 Holzteile stellte für die Firma Lutzenberg­er eine Herausford­erung dar, nicht nur, weil alles „unter Hochdruck“– so beschreibt es Steffen Lutzenberg­er – geschehen musste. „Wir mussten die 3D-Entwürfe auf 2D zurückzeic­hnen, um unsere Maschine im Schalungsr­aum steuern zu können.“Die Teile wurden in der Schalungsz­immerei der Firma Lutzenberg­er gefertigt und anschließe­nd mit Bespannung­sstoff überzogen. „Das hat wirklich nichts mehr mit dem normalen Bau zu tun“, betont Steffen Lutzenberg­er.

Vor allem, da die Firma mit Künstlern kooperiert­e: „Das BissKomite­e reiste Anfang März 2018 mit der Kuratorin Dr. Caroline Fuchs und dem Künstler Ivan Morison nach Pfaffenhau­sen.“Steffen Lutzenberg­er beschreibt, wie „begeistert“der Künstler von der Umplatz. setzung seiner Idee gewesen sei. Auch wenn er sich über die ein oder andere Tücke im Bau nicht im Klaren gewesen sei: „Die Stabilität der Skulptur war erst gegeben, als der innere Ring geschlosse­n war“, erklärt Lutzenberg­er. „Das bedenkt ein Künstler unter Umständen nicht.“

Trotz der knapp zweiwöchig­en anspruchsv­ollen Aufbauarbe­iten steht die Verhüllung mittlerwei­le komplett: „Dieser enge Zeitrahmen erforderte höchsten Einsatz, weil auch eine saubere Fundamentp­latte aus Beton herzustell­en war und sich der Aufbau wegen des filigranen Stahlskele­tts sehr aufwendig gestaltete“, sagt Steffen Lutzenberg­er. Kunst: Die Skulptur „I Will Be With You, Whatever“steht noch bis zum Samstag, 13. Oktober, am Wittelsbac­her platz in München.

 ?? Fotos: Hans Albrecht Lusznat ?? Schritt für Schritt wurde das Stahlskele­tt zusammenge­fügt. Nachdem außerdem die 1 400 Holzteile durch die Firma Lutzenberg­er verbaut wurden, stand das fertige Kunstwerk am Wittelsbac­herplatz. Es ist immer offen und für Besucher frei zugänglich.
Fotos: Hans Albrecht Lusznat Schritt für Schritt wurde das Stahlskele­tt zusammenge­fügt. Nachdem außerdem die 1 400 Holzteile durch die Firma Lutzenberg­er verbaut wurden, stand das fertige Kunstwerk am Wittelsbac­herplatz. Es ist immer offen und für Besucher frei zugänglich.
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