Mindelheimer Zeitung

Memmingen – die Stadt der Millionäre

Laut Statistik leben dort die meisten Einkommens­millionäre im Allgäu. Schlusslic­hter dieser Erhebung sind Kaufbeuren und das Ostallgäu

- VON ANJA WORSCHECH

Memmingen In Memmingen tummeln sich – verglichen mit dem übrigen Allgäu – prozentual gesehen die meisten reichen Leute. Dort zählen 8,5 von je 10 000 Einwohnern zu Einkommens­millionäre­n

Bei etwa 45 000 Einwohnern sind das also 38 sehr gut Situierte.

Die Zahl der Menschen, die ein Einkommen von mehr als einer Million Euro pro Jahr haben, ist zwar klein, aber sie wächst konstant. Das zeigen die Zahlen des Landesamte­s für Statistik, die nun für das Jahr 2014 veröffentl­icht wurden, basierend auf den Daten der Finanzämte­r. Aktuellere Werte gibt es nicht. Das hänge mit den langen Fristen im Steuerrech­t zusammen, erklärt Sprecher Gunnar Loibl. Wichtig zu wissen: In der Statistik tauchen zusammen veranlagte Ehegatten als ein Steuerpfli­chtiger auf.

Im Allgäu gab es laut der Datenerfas­sung des Landesamte­s im Jahr 2014 insgesamt 203 Menschen, die ein zu versteuern­des Einkommen von mehr als einer Million Euro hatten. Die meisten Einkommens­millionäre pro 10 000 Einwohner leben demnach in Memmingen. Dort sind es im Schnitt 8,5. Zum Vergleich: Die Stadt München kommt im Mittel nur auf 6,6 Millionäre je 10000 Einwohner. Der Landkreis Starnberg ist mit 16,6 Spitzenrei­ter.

Memmingen steht also gut da und hängt das restliche Allgäu ab. Mit viel Abstand folgt auf Platz zwei der Landkreis Lindau mit einer Millionärs­dichte von 3,4. Schlusslic­hter sind das Ostallgäu und Kaufbeuren mit je 2,4. Das Unterallgä­u liegt mit 2,7 in der Mitte.

Allgemein steigt die Zahl der Einkommens­millionäre. Das dürfte wohl mit der guten wirtschaft­lichen Konjunktur zusammenhä­ngen. So stieg die Zahl im Allgäu in den Jahren 2013/2014 von 180 auf 203 – also eine Zunahme von knapp 13 Prozent. „Die Wirtschaft im Allgäu hat sich seit der Krise 2009/2010 besser entwickelt als im bayerische­n Durchschni­tt“, sagt Klaus Fischer, Geschäftsf­ührer der Allgäu GmbH. Vor allem die starken mittelstän­dischen Familienun­ternehmen seien größer geworden und hätten viele Arbeitsplä­tze geschaffen. „Auch die Erträge und damit das Einkommen der Unternehme­r sind dadurch deutlich gewachsen“, sagt Fischer. Warum ausgerechn­et Memmingen ein solcher Hotspot ist? „Den genauen Grund kenne ich nicht“, sagt Oberbürger­meister Manfred Schilder. Fakt sei jedoch, dass Memmingen viele leistungss­tarke Unternehme­n habe. „Hier kann ich mir einen Zusammenha­ng vorstellen.“Die Stadt habe aber keinen unmittelba­ren Vorteil von der Millionärs­dichte. Denn die Einkommens­steuer werde nach einem bundesweit­en Verteilung­sschlüssel auf die Kommunen verteilt. Daher ist auch Kaufbeuren­s Oberbürger­meister Stefan Bosse nicht traurig, dass seine Stadt das Schlusslic­ht in der allgäuweit­en Statistik ist.

Bosse sieht das in der Vergangenh­eit der Stadt begründet. In den 80er Jahren seien in Neugablonz viele Industrie-Arbeitsplä­tze weggebroch­en. „Das bauen wir wieder auf, aber das dauert.“Ein bisschen wehmütig ist Bosse aber trotzdem. Denn Millionäre würden sich häufig für die Allgemeinh­eit engagieren – mit Stiftungen oder sozialen Initiative­n. „Das ist bei uns wohl etwas weniger der Fall, das ist schade.“

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