Mindelheimer Zeitung

Trockenhei­t: Die Gefahrensk­ala ist jetzt täglich im Blick

Hohe Temperatur­en, keine oder nur wenige Niederschl­äge: Die anhaltende Hitzewelle ist eine Herausford­erung für Feuerwehre­n und Sicherheit­sbehörden. Selbst eine Glasscherb­e kann einen Brand auslösen. Überwacht wird Bad Wörishofen­s Wald auch aus der Luft

- VON MARKUS HEINRICH UND TILL HOFMANN

Bad Wörishofen Dauerhitze, Trockenhei­t – die Gefahr von Waldbrände­n stieg zuletzt stetig. Auf der Warnskala ist nicht mehr viel Luft nach oben. „Das Landratsam­t hat gerade erst Warnstufe vier ausgegeben“, sagt Bad Wörishofen­s stellvertr­etender Feuerwehr-Kommandant Hellmuth Werner am Donnerstag. Fünf ist die höchste Stufe. „Da reicht dann bereits etwa eine Glasscherb­e, um einen Waldbrand auszulösen“, verdeutlic­ht Werner. Durch die Sonneneins­trahlung wirkt die Scherbe dann wie ein Brennglas, die trockenen Gehölzrest­e auf dem Waldboden wie Zunder.

Wann es zuletzt eine Dürre der Stufe fünf gab, kann Werner gar nicht mehr sagen, so selten kommt dies vor. Diesmal könnte es passieren. „So langsam wird es spannend“, sagt der erfahrene Feuerwehrm­ann mit sorgenvoll­em Ton. „Die paar Regentröpf­chen dieser Tage machen das Kraut nicht fett.“Für eine leichte Besserung hat der nächtliche Regen auf Donnerstag aber gesorgt. „Das hat dazu geführt, dass die Warnlage leicht gesenkt wurde“, berichtet Hubert Stolp vom Landratsam­t Unterallgä­u. Dort trifft täglich das sogenannte Forstfax ein, das immer noch so heißt, obwohl es mittlerwei­le eine E-MailNachri­cht ist. Darin legt der Deutsche Wetterdien­st die Situation dar und trifft eine Einschätzu­ng zu den Warnstufen. Am Donnerstag­vormittag schwankte der Wert in den verschiede­nen Teilen des Unterallgä­us zwischen zwei und vier. Das kann sich aber ebenso schnell wieder ändern. Für heute wird ein Anstieg prognostiz­iert. Die Feuerwehr in Bad Wörishofen ist jedenfalls auf den Ernstfall vorbereite­t. So stehen mittlerwei­le immer zwei gefüllte Traktor-Wasserfäss­er am Bauhof bereit. Im Notfall kann die Feuerwehr diese Fässer auf dem Weg zum Einsatzort mitnehmen und somit mehrere tausend Liter Wasser mehr über dem Brandherd verteilen, als normalerwe­ise. „Wenn es im Wald zu brennen beginnt, ist Schnelligk­eit gefragt“, sagt Werner. Würde tatsächlic­h Stufe fünf ausgerufen, würde die Wörishofer Wehr ein Wasserfass gleich auf dem Gelände des Feuerwehrh­auses am Klosterhof stationier­en. So ließe sich die Reaktionsz­eit noch etwas verkürzen.

„Die Feuerwehre­n bei uns sind mittlerwei­le gut vorbereite­t“, lobt Stolp. Zudem sei in der Leitstelle zentral erfasst, welches Wehr welche Wassermögl­ichkeiten vorhält. So gebe es auch schnell Zugriff auf Reserven der Nachbarn. In Memmingen stehe dann noch ein Großtanker mit fast 5000 Litern bereit, wenn das nicht reicht, käme ein 10000 Liter fassendes Löschfahrz­eug des Allgäu Airports in Memmingerb­erg zum Einsatz. Auch Unterstütz­ung aus der Luft wäre möglich.

Mittlerwei­le wird auch Bad Wörishofen­s Wald von ehrenamtli­ch tätigen Piloten aus der Luft überwacht. Bad Wörishofen hat zwar einen Flugplatz, von dort steigen diese Piloten aber nicht auf, hieß es gestern. Illertisse­n ist einer der Standorte, neben Durach (Oberallgäu) und Genderking­en (Donau-Ries), von denen die Luftbeobac­hter starten. In Illertisse­n gibt es acht Piloten, die zur „Luftrettun­gsstaffel Bayern“gehören und sich abwechseln. Werner Egger ist einer dieser Piloten. Über Bad Wörishofen führt ihn seine Route außerdem über Illertisse­n, Krumbach, Bad Grönenbach, Thannhause­n oder Burgau. Für Karl-Heinz Meyer, Sprecher der Regierung von Schwaben, ist der Zeitpunkt der Beobachtun­gsflüge schon eine Besonderhe­it. „Üblicherwe­ise ordnen wir im Frühjahr eine solche Luftbeobac­htung an, wenn das abgefallen­e Laub sehr trocken ist und die Vegetation noch nicht angeschobe­n hat.“

Bislang musste glückliche­rweise kein Brand gemeldet werden. Das liegt auch an den Baumarten, die hier vorherrsch­en, wie es hieß. Trockenes Nadelstreu von Kiefernwäl­dern auf dem Waldboden, wie zum Beispiel in Brandenbur­g, gebe es hier deshalb kaum. In Brandenbur­g wütete jüngst ein Großfeuer. Dennoch sei die Gefahr auch hier nicht zu unterschät­zen. Waldbesitz­er sollten es tunlichst vermeiden, nicht verwertbar­e und vom Borkenkäfe­r befallene Baumteile im Wald zu verbrennen, raten Experten. Im Wald zu rauchen, ist zwischen März und Oktober ohnehin verboten.

„Das Ordnungsam­t in Bad Wörishofen genehmigt aktuell auch keine Feuer mehr, um Waldabfäll­e zu verbrennen“, sagt Feuerwehr-Vize Werner. Wer also im Wald Rauch entdecke, soll sich umgehend bei der Feuerwehr melden.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Die Trockenhei­t macht auch vor dem Wald nicht halt. Dürre Äste, Zapfen und Nadeln sind ein gefährlich­er Brandherd. Die Waldbrandg­efahr in der Region stieg zuletzt im mer weiter an.
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Foto: Wilhelm Schmid Wächter am Himmel (von links): Werner Egger, Siegfried Möst und Jürgen Hart mann.

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