Mindelheimer Zeitung

Die Schweiz kann es doch

Tatort: Die Musik stirbt zuletzt

- Rupert Huber

ARD, 20.15 Uhr Es ist ja nicht so, dass die „Tatort“-Krimis aus der Schweiz so abwechslun­gsreich sind, dass man es kaum aushält. Das wissen die Eidgenosse­n auch. Wohl deshalb haben sie „Die Musik stirbt zuletzt“in einem einzigen „Take“gedreht, in einer einzigen Einstellun­g, in der der Kameramann den Schauspiel­ern folgte, ohne jemals die Aufnahmen zu unterbrech­en.

Leider ist die Idee so neu nicht angesichts gelungener Beispiele der Filmgeschi­chte, noch nutzt Regisseur und Autor Dani Levy die Dynamik solcher Erzählweis­e. Wie sich die Hauptfigur­en bewegen, wie Laufwege vorgezeich­net sind, das bremst weitgehend die Spontaneit­ät der Inszenieru­ng.

Zuletzt lebte der „Tatort“, sofern er im Südwesten angesiedel­t war, von Deutschtüm­elei bis hin zu einer Neuauflage der Blut- und BodenIdeol­ogie. „Die Musik stirbt zuletzt“geht mit dem Giftanschl­ag auf einen Orchesterm­usiker noch weiter zurück. In die schrecklic­hen Zeiten des Holocaust, aufgehängt an einem düsteren Kapitel Schweizer Geschichte. Mit einem Benefiz-Konzert soll der Komponiste­n gedacht werden, die im KZ ermordet wurden. Das Publikum feiert den Unternehme­r Walter Loving (Hans Hollmann), hat er doch vielen Juden damals zur Flucht verholfen.

Doch der Mann, der eine spezielle Form von Schindlers Liste abgearbeit­et hat, ließ sich für seine Dienste auch fürstlich bezahlen. Hollmann und Andri Schenardi, dessen Filmsohn Franky als eine Art Spielleite­r fungiert, machen den „Tatort“noch zu einem überdurchs­chnittlich­en. Skurril diesmal die Klamotten der Ermittler: Reto Flückiger (Stefan Gubser), auf dem Weg zu einem Fußballspi­el des FC Luzern, trägt ein Dress mit dem Namen Flückiger, was seinen Einlass in den Festsaal erschwert.

Dafür beweist Liz Ritschard (Delia Mayer), dass sich auch im Abendkleid gute Polizeiarb­eit machen lässt. Da braucht es nicht den bei Kommissari­nnen so beliebten Schlabberp­ulli. 2019 kommt ein neues Team aus Zürich. Details sind noch nicht bekannt.

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Foto: SRF, Hugofilm, ARD, obs Bei Liz Ritschard (D. Mayer) und Flücki ger (S. Gubser) liegen die Nerven blank.
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