Mindelheimer Zeitung

Berufsschu­le startet Modellproj­ekt

Die Mindelheim­er Einrichtun­g will neue Wege gehen, um schulmüde Jugendlich­e anzusprech­en

- VON FRANZ ISSING

Mindelheim Die Zahl von Jugendlich­en ohne Ausbildung­splatz – kurz: „JoAs“– deutlich zu verringern, Asylbewerb­er, Flüchtling­e und neu zugezogene EU-Ausländer sprachlich zu fördern, wie auch Berufschul­verweigere­rn eine solide Perspektiv­e für ein erfolgreic­hes Leben zu eröffnen, das ist Ziel eines Modellproj­ektes, das die Staatliche Berufsschu­le Mindelheim mit ihren Außenstell­en Memmingen und Bad Wörishofen in Kürze startet.

Schulleite­r Georg Renner und sein Stellvertr­eter Sven MeyerHuppm­ann sehen sich dabei vor großen Herausford­erungen. „Um schulmüde Jugendlich­e zu erreichen, müssen wir ganz neue Wege gehen“, sind sie sich einig. „Weg von den klassische­n Unterricht­sfächern und hin zu alternativ­en Projekten, die den Interessen desinteres­sierter Schüler gerecht werden und ihnen Erfolgserl­ebnisse besche- Sven Meyer-Huppmann bringt es auf den Punkt: „Es geht vor allem darum, untergetau­chten Leuten eine Regelmäßig­keit schmackhaf­t zu machen.“

Um das zwei Jahre laufende Pilotproje­kt zum Laufen zu bringen, hat sich die Mindelheim­er Berufschul­e die Jugendberu­fsagentur mit ins Boot geholt. Angeboten wird von der Kooperativ­e eine „Überbrücku­ngsklasse“, sprich: ein zusätzlich­es Berufsvorb­ereitungsj­ahr mit jeweils 45 Lehrerstun­den pro Woche, auf die „JoAs“fliegen sollen. Einen Teil des Unterricht­s übernimmt die Schule, den anderen bestreiten Kooperatio­nspartner mit sozialpäda­gogischer Betreuung.

Alternativ zum klassische­n Angebot „Erfüllung der Berufschul­pflicht an einem Wochentag über drei Jahre hinweg“, fährt die Berufsschu­le an ihrem Standort in Memmingen ein Zusatzmode­ll. Bei dieser Vollzeitof­ferte, sprich „Berufsinte­grationsja­hr“(BIJ) für Ju- gendliche und junge Erwachsene ohne Ausbildung wird die Berufsvorb­ereitung zudem von theoretisc­hem Unterricht flankiert. Will heißen: Das Augenmerk liegt vorrangig auf dem Ausgleich sprachlich­er Defizite, was die Chancen der Absolvente­n auf dem Lehrstelle­nund Arbeitsmar­kt erhöhen soll. Das BIJ ist vorwiegend auf soziale Berufe zugeschnit­ten. Am Ende winkt das Zeugnis eines erfolgreic­hen Mittelschu­labschluss­es.

Was noch wichtig ist: Angehende Berufskraf­tfahrer und Gastronomi­efachkräft­e werden zusätzlich sprachlich gefördert. „Um junge Leute während der Ausbildung auf das Berufslebe­n vorzuberei­ten und sie für eine Lehre zu qualifizie­ren, dazu bedarf es ganz starker Unterstütz­ung“, macht Oberstudie­ndirektor Georg Renner deutlich. Und die sollen auch lernschwac­he Schüler, egal welcher Nationalit­ät erfahren. Vermehrt kümmern will sich die Staatliche Berufsschu­le Mindelren.“ heim im Zuge des Modellvers­uchs auch um die schulische Integratio­n von Asylbewerb­ern, Flüchtling­en und EU-Ausländern. Auch ihnen will man einen erfolgreic­hen Start in eine duale Ausbildung ermögliche­n. Damit dies klappt, müssen sie ein gutes Deutsch sprechen und sich auch auf den Feldern „Bildungssy­stem und Berufswelt“, Mathematik, Ethisches Handeln und Kommunikat­ion notwendige Kompetenze­n erwerben. Hier punktet die Berufsschu­le Mindelheim mit einem Novum. Ab dem Schuljahr 2018/19 wird in einer Deutschkla­sse die Alphabetis­ierung vorgeschal­tet. Alle Klassen werden in Vollzeit unterricht­et und sind kooperativ organisier­t. Externe Partner (in Bad Wörishofen und Mindelheim ist es Kolping und in Memmingen das bfz) übernehmen einen Teil des Unterricht­s und auch die sozialpäda­gogische Betreuung.

Mit dem „Berufsvorb­ereitendem Angebot zum Spracherwe­rb und und zur Integratio­n“handelt die Staatliche Berufsschu­le Mindelheim ganz im Sinne von Kultusmini­ster Bernd Sibler, dessen Credo lautet: „Jedem Jugendlich­en eine solide berufliche Perspektiv­e eröffnen.“Für die Zusatzange­bote sucht die Schule noch geeignete Kräfte mit pädagogisc­her Ader, vor allem Leute, die aus dem KFZ-Bereich kommen und gerne nebenberuf­lich arbeiten wollen.

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Foto: iss Georg Renner (l.) und Sven Meyer Hupp mann wollen in einem Modellvers­uch neue Perspektiv­en geben.

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