Berufsschule startet Modellprojekt
Die Mindelheimer Einrichtung will neue Wege gehen, um schulmüde Jugendliche anzusprechen
Mindelheim Die Zahl von Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz – kurz: „JoAs“– deutlich zu verringern, Asylbewerber, Flüchtlinge und neu zugezogene EU-Ausländer sprachlich zu fördern, wie auch Berufschulverweigerern eine solide Perspektive für ein erfolgreiches Leben zu eröffnen, das ist Ziel eines Modellprojektes, das die Staatliche Berufsschule Mindelheim mit ihren Außenstellen Memmingen und Bad Wörishofen in Kürze startet.
Schulleiter Georg Renner und sein Stellvertreter Sven MeyerHuppmann sehen sich dabei vor großen Herausforderungen. „Um schulmüde Jugendliche zu erreichen, müssen wir ganz neue Wege gehen“, sind sie sich einig. „Weg von den klassischen Unterrichtsfächern und hin zu alternativen Projekten, die den Interessen desinteressierter Schüler gerecht werden und ihnen Erfolgserlebnisse besche- Sven Meyer-Huppmann bringt es auf den Punkt: „Es geht vor allem darum, untergetauchten Leuten eine Regelmäßigkeit schmackhaft zu machen.“
Um das zwei Jahre laufende Pilotprojekt zum Laufen zu bringen, hat sich die Mindelheimer Berufschule die Jugendberufsagentur mit ins Boot geholt. Angeboten wird von der Kooperative eine „Überbrückungsklasse“, sprich: ein zusätzliches Berufsvorbereitungsjahr mit jeweils 45 Lehrerstunden pro Woche, auf die „JoAs“fliegen sollen. Einen Teil des Unterrichts übernimmt die Schule, den anderen bestreiten Kooperationspartner mit sozialpädagogischer Betreuung.
Alternativ zum klassischen Angebot „Erfüllung der Berufschulpflicht an einem Wochentag über drei Jahre hinweg“, fährt die Berufsschule an ihrem Standort in Memmingen ein Zusatzmodell. Bei dieser Vollzeitofferte, sprich „Berufsintegrationsjahr“(BIJ) für Ju- gendliche und junge Erwachsene ohne Ausbildung wird die Berufsvorbereitung zudem von theoretischem Unterricht flankiert. Will heißen: Das Augenmerk liegt vorrangig auf dem Ausgleich sprachlicher Defizite, was die Chancen der Absolventen auf dem Lehrstellenund Arbeitsmarkt erhöhen soll. Das BIJ ist vorwiegend auf soziale Berufe zugeschnitten. Am Ende winkt das Zeugnis eines erfolgreichen Mittelschulabschlusses.
Was noch wichtig ist: Angehende Berufskraftfahrer und Gastronomiefachkräfte werden zusätzlich sprachlich gefördert. „Um junge Leute während der Ausbildung auf das Berufsleben vorzubereiten und sie für eine Lehre zu qualifizieren, dazu bedarf es ganz starker Unterstützung“, macht Oberstudiendirektor Georg Renner deutlich. Und die sollen auch lernschwache Schüler, egal welcher Nationalität erfahren. Vermehrt kümmern will sich die Staatliche Berufsschule Mindelren.“ heim im Zuge des Modellversuchs auch um die schulische Integration von Asylbewerbern, Flüchtlingen und EU-Ausländern. Auch ihnen will man einen erfolgreichen Start in eine duale Ausbildung ermöglichen. Damit dies klappt, müssen sie ein gutes Deutsch sprechen und sich auch auf den Feldern „Bildungssystem und Berufswelt“, Mathematik, Ethisches Handeln und Kommunikation notwendige Kompetenzen erwerben. Hier punktet die Berufsschule Mindelheim mit einem Novum. Ab dem Schuljahr 2018/19 wird in einer Deutschklasse die Alphabetisierung vorgeschaltet. Alle Klassen werden in Vollzeit unterrichtet und sind kooperativ organisiert. Externe Partner (in Bad Wörishofen und Mindelheim ist es Kolping und in Memmingen das bfz) übernehmen einen Teil des Unterrichts und auch die sozialpädagogische Betreuung.
Mit dem „Berufsvorbereitendem Angebot zum Spracherwerb und und zur Integration“handelt die Staatliche Berufsschule Mindelheim ganz im Sinne von Kultusminister Bernd Sibler, dessen Credo lautet: „Jedem Jugendlichen eine solide berufliche Perspektive eröffnen.“Für die Zusatzangebote sucht die Schule noch geeignete Kräfte mit pädagogischer Ader, vor allem Leute, die aus dem KFZ-Bereich kommen und gerne nebenberuflich arbeiten wollen.