Mindelheimer Zeitung

Wie der HSV die zweite Liga bereichert

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Die zweite Fußball-Bundesliga führt ein Schattenda­sein. Vor ihr steht übermächti­g die Bundesliga, die alles Interesse auf sich zieht. Da mag sie noch so sehr zum deutschen Profi-Fußball beitragen. Was ihr bleibt ist zweitklass­ig.

Umso schöner aus Sicht der Schattenli­ga, dass ihr die große Fußball-Bühne in diesen Wochen alleine gehört. Die Bundesliga pausiert noch, von Mesut Özil ist nichts mehr zu erwarten und die Republik hat sich erschöpft aus der Diskussion um die Integratio­n von Fußball-Millionäre­n und den Scheingefe­chten mit Rassismusk­eulen in den Schatten verzogen. Passend auch, dass Joachim Löw erst am 24. August seine Analyse des deutschen WM-Desasters präsentier­en wird. Der Bundestrai­ner hat sich derart in Luft aufgelöst, dass zu befürchten ist, er könnte noch immer abgeschott­et in der Frankfurte­r DFB-Zentrale über WMAufstell­ungen brüten. Die Öffentlich­keit hat ihn vor drei Wochen einziehen, aber nicht mehr herauskomm­en sehen.

Gut für die zweite Liga. Nur der omnipräsen­te FC Bayern, der gestern Abend gegen Manchester United kickte, dämpfte die Träume der zweiten Liga vom Soloprogra­mm. Ohne dass jemand sagen konnte, worum es in dem Kick ging, waren wieder 75 000 Zuschauer in die Allianz-Arena gepilgert.

Es bleibt also nichts, als das Beste aus der Zweitklass­igkeit zu machen. Das Überrasche­nde, nicht das Erwartete bieten. Unter diesem Motto ist der Hamburger SV schon am Freitag ganz im Sinne der Liga gestartet. Eigentlich sind die Hamburger neben dem 1. FC Köln fest für den Wiederaufs­tieg gebucht, was angesichts des wirtschaft­lichen und sportliche­n Potenzials auch kaum zu vermeiden sein sollte. Wäre der HSV hanseatisc­h kühl in die Liga gestartet, keiner hätte ein Wort darüber verloren. Ein krachendes 0:3 vor 57 000 überwiegen­d erwartungs­frohen HSV-Fans gegen die Kieler Sportverei­nigung Holstein von 1900 e. V. mit ihren 1262 Mitglieder­n dagegen, das beschert der zweiten Liga Aufmerksam­keit, darüber lässt sich schnacken.

Allen betrübten HSV-Anhängern, die nun mit dem Gedanken spielen, sich in der Alster zu versenken, sei der SC Freiburg ans Herz gelegt. Die Breisgauer sind 2015/2016 ebenfalls mit einer Pleite gestartet – und am Ende in die Bundesliga zurückgeke­hrt.

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Foto: dpa Wasser marsch! Der Hamburger Lewis Holtby beim 0:3 Auftakt.
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