Wie sich Johannes Sproll gegen die Nazis stellte
Erinnerung Mahnende Worte zum Gedenken an einen mutigen Mann, der sich gegen die Nationalsozialisten stellte, und an mutige Ordensfrauen in Bad Wörishofen. Warum Johannes Sproll als Vorbild für unsere Zeit gilt
Bad Wörishofen Es war eine schweißtreibende und doch sehr beeindruckende Veranstaltung, die Gedenkfeier für den „Bekennerbischof“Johannes Baptista Sproll. Es ist jener Bischof, der 1938 als unbequemer Kritiker des NS-Regimes von der Gestapo ins Exil geschickt wurde, seine Diözese Rottenburg verlassen musste und auf einer Odyssee durch Süddeutschland im Kurhaus der Mallersdorfer Schwestern in Bad Wörishofen eine sichere Bleibe fand.
Zur Erinnerung an den mutigen Gottesmann und das Geschehen vor 80 Jahren feierten die Bischöfe Gebhard Fürst (Stuttgart-Rottenburg) und Rudolf Vorderholzer (Regensburg) in der Pfarrkirche St. Justina einen festlichen Pontifikalgottesdienst, vor dessen Beginn Stadtpfarrer Andreas Hartmann die Kirchenbesucher zu Kneippschem Armguss und Wassertreten einlud. „Damit sie bei der Hitze erfrischt den Heimweg antreten können“, scherzte er. Gläubige aus drei Diözesen, wie auch Ordensleute in großer Zahl nahmen an der Eucharistiefeier teil, um ihre Verbundenheit mit Bischof Sproll auszudrücken.
Dies war auch Anliegen prominenter Ehrengäste. So sah man in den vorderen Bänken von St. Justina unter anderen den bayerischen Wirtschaftsminister Franz Pschierer, den früheren Bundesfinanzminister Theo Waigel, den Bundestagsabgeordneten Stephan Stracke, Vizebürgermeister Stefan Welzel mit Stadträten, wie auch Robert Antretter, den Ehrenvorsitzenden der Deutschen Lebenshilfe, auf dessen Anregung hin das Andenken an Sproll wach gehalten wird.
In seiner Festpredigt erinnerte der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst an den Wahlspruch seines Vorgängers und dessen Mahnung: „Fortider in Fide“- „Seid wachsam und tapfer im Glauben“. Fürst nannte Bischof Sproll ein „beeindruckendes Vorbild in einer Zeit, in der christliche Werte erneut zusammenzubrechen drohen“.
Andenken und Wirken des Rottenburger „Bekennerbischof“wur- den auch bei einem Festakt im Zelt neben dem Kurhaus der „armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie“(Mallersdorfer Schwestern) lebendig. Deren Generaloberin Jakobe Schmid machte deutlich: „Für unsere Schwestern war es während des Dritten Reiches ein großes Wagnis, einen Bischof zu beherbergen, mussten sie doch damit rechnen, verraten zu werden“. Regensburgs Oberhirte Rudolf Vorderholzer dankte den Ordensfrauen für ihr mutiges Verhalten. Ein herzliches Dankeschön richtete er auch an die vielen Gäste aus nah und fern. Er fand es toll, dass die für eine gute Sache schwitzten und auf den Sprung ins Freibad verzichteten. den gebürtigen Mindelheimer Robert Antretter ist Bischof Sproll „ein Mann, der schon frühzeitig während der NS-Zeit durch sein mutiges Handeln dafür gesorgt hat, dass Deutschland heute wieder aufrecht in der Welt gehen kann“. Ein herzliches Vergelts Gott sagte er den Mallersdorfer Schwestern, dass sie den verfolgten Kirchenmann bei sich aufnahmen.
Auch Staatsminister Franz Pschierer würdigte das mutige Eintreten des siebten Rottenburger Bischofs für christliche und humane Werte. Tapfer habe Johannes Baptista Sproll Position und Haltung bezogen, den nationalsozialistischen Machthabern Parole geboten und sich gegen ihre menschenverachtende und kirchenfeindliche Politik gewehrt, rief er in Erinnerung. „Erstmals kann ich das Grußwort eines CSU-Politikers in allen Punkten unterstreichen“, scherzte darauf der frühere SPD-Abgeordnete Robert Antretter.
Wer war Johannes Baptista Sproll, was prägte sein Leben? Diese Fragen wusste recht profund der Rottenburger Domkapitular und Promotor des Seligsprechungsverfahrend für Bischof Sproll zu beantworten. Thomas Weißhaar schilderte in seiner Festrede facettenreich das Leben, Wirken wie auch die Vertreibung und Flucht des am 4. März 1948 in seiner Heimat verstorFür benen Oberhirten und zitierte am Ende seiner Ausführungen den früheren Frankfurter Generalstaatsanwalt Fritz Bauer mit den Worten; „Wir können aus der Erde keinen Himmel machen, aber jeder von uns kann etwas dafür tun, dass sie nicht zur Hölle wird“. Diese Mahnung zur Wachsamkeit sei auch Bischof Sproll immer wichtig gewesen.
Mit einem musikalischen Bonbon beschenkte Sanni Risch die Festversammlung. Sie hatten zu aller Überraschung einen „Sproll-Marsch“komponiert, den sie mit einer Bläsergruppe uraufführte. Die Partitur dieses Stückes ging als Gastgeschenk an den Rottenburger „Fürstbischof“.