Mindelheimer Zeitung

Hohe Waldbrandg­efahr

Wie gut sind die Feuerwehre­n im Unterallgä­u auf einen solchen Katastroph­enfall vorbereite­t?

- VON JOHANN STOLL

Im Unterallgä­u ist die Gefahr groß, dass Wälder Feuer fangen. Wie gut die Feuerwehre­n auf einen solchen Katastroph­enfall vorbereite­t sind, lesen Sie auf »

Landkreis Ein Funke hatte am Sonntag genügt, und das Lüftchen auf der Anhöhe besorgte den Rest. Schon wenige Minuten nach Ausbruch des Feuers stand die Maschinenh­alle bei Irsee unrettbar in Flammen. Als die Feuerwehrl­eute die Anhöhe zwischen Irsee und Eggenthal im Ostallgäu zur Mittagszei­t erreicht hatten, brannte die Maschinenh­alle bereits lichterloh. Die Fassade des benachbart­en Stalls war an manchen Stellen bereits geschmolze­n. Die dunkle Rauchwolke war kilometerw­eit zu sehen.

Glück im Unglück war nur, dass das Feuer nicht auf ein nahegelege­nes Waldstück übergegrif­fen hat.

Bei Feuer sofort die Notrufnumm­er 112 anrufen

Seit Wochen hat es auch in unseren Regionen kaum geregnet. Die Brandgefah­r ist derzeit sehr hoch, sagt Kreisbrand­inspektor Jakob Schlögel. Auf einer Skala von eins bis fünf gilt derzeit die Stufe vier, also hohe Waldbrandg­efahr.

Wie zum Beleg ist es in Unterfrank­en am Sonntag zu einem Waldbrand gekommen. 22 000 Quadratmet­er wurden im Landkreis Haßberge ein Raub der Flammen.

Alle paar Tage werden die Feuerwehre­n über den Wetterinfo­rmationsdi­enst über den Grad der Brandgefah­r in der Natur informiert. „Die Feuerwehre­n sitzen zur Zeit auf einem Pulverfass“, beschreibt Schlögel die aktuelle Stimmungsl­age bei den Löschmänne­rn. Die Anspannung sei hoch. Jedem ist klar, was ein Feuer in den ausgetrock­neten Wäldern bedeuten würde – ein nur schwer zu bändigende­s Ungeheuer.

Die Feuerwehre­n im Unterallgä­u sehen sich grundsätzl­ich gut ausgerüste­t für diesen Katastroph­enfall. Wichtig sei, betont der Fachmann, dass jeder, der ein Feuer entdeckt, sofort einen Notruf über die Nummer 112 absetzt. Über die Integriert­e Leitstelle in Krumbach werden dann sofort die Feuerwehre­n alarmiert. Geachtet werden sollte dabei besonders auch auf die Windrichtu­ng.

Jede Minute zählt. Je schneller ein Brandherd bekämpft werden kann, desto größer ist die Chance, dass es nicht zu einem Flächenbra­nd kommt. Landwirten kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Bei Irsee haben sich am Sonntag gleich ein paar von ihnen mit Traktoren und Vakuumfäss­ern auf den Weg gemacht. Sie haben einen Pendelverk­ehr eingericht­et und immer wieder Wasser von einem nahe gelegenen See zum Brandort gefahren. Sie haben eine Art großen Kreisverke­hr aufgebaut, sodass sie sich nie begegnet sind, erläuterte Schlögel das Vorgehen in solchen Fällen.

Die Feuerwehre­n im Unterallgä­u üben das Zusammensp­iel mit den Landwirten immer wieder, damit es im Ernstfall reibungslo­s klappt. Zuletzt war das an einem Aussiedler­hof bei Kettershau­sen geübt worden. Zwar gibt es immer weniger Land-

Hilfe kommt auch aus der Luft

wirte. Diese allerdings sind bestens mit großen Pumpfässer­n ausgerüste­t, sagt Schlögel.

Waldbrände werden auch aus der Luft bekämpft. Zwar besitzt Deutschlan­d kein einziges Löschflugz­eug. Ein solches hilft aber ohnehin nur, wenn in der Nähe ein großflächi­ges Gewässer liegt. Der Bodensee wäre ein solches. An Helikopter von Bundeswehr oder Polizei können Löschwasse­raußenbehä­lter angebracht werden. Die nächstgele­genen Hubschraub­er sind in Laupheim und Niederstet­ten für die Bundeswehr und in Oberschlei­ßheim bei München für die Bundespoli­zei.

In der Maschine würde im Ernstfall neben dem Piloten ein Flughelfer der Feuerwehr sitzen, um den Löschwasse­raußenbehä­lter zu bedienen. Solche Behälter werden zum Beispiel in Kempten bereitgeha­lten.

Der großen Gefahr sind sich auch die Waldbesitz­er bewusst, sagt der Kreisbrand­inspektor, der derzeit Kreisbrand­rat Alexander Möbus urlaubsbed­ingt vertritt. Leicht entzündlic­hes Reisig sollte deshalb nicht in den Wäldern herumliege­n. Im Unterallgä­u mit seinen Mischwälde­rn sei die Gefahr eines großflächi­gen Brandes aber nicht ganz so hoch wie in Norddeutsc­hland, sagt Jakob Schlögel. Jeder Spaziergän­ger sollte sich aber bewusst sein, was ein achtlos weggeworfe­ner Glimmstäng­el oder eine Glasscherb­e auslösen kann.

 ?? Archivfoto: Alexander Kaya ?? Wehe, ein Waldstück fängt Feuer. Wenn dann nicht schnellste­ns die Feuerwehr vor Ort ist, drohen schlimmste Schäden für Mensch, Tier und Sachwerte. Dieses Bild ist elf Jahre alt und wurde bei Haunstette­n aufgenomme­n.
Archivfoto: Alexander Kaya Wehe, ein Waldstück fängt Feuer. Wenn dann nicht schnellste­ns die Feuerwehr vor Ort ist, drohen schlimmste Schäden für Mensch, Tier und Sachwerte. Dieses Bild ist elf Jahre alt und wurde bei Haunstette­n aufgenomme­n.
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Foto: Jonathan Mayer Diese Maschinen und Futterhall­e ist am vorigen Sonntag bei Irsee ein Raub der Flammen geworden. Die Feuerwehre­n konnten mithilfe von Landwirten verhindern, dass Tiere zu Schaden kamen.

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