Noch zwei tote Kälber im Allgäu
Ein Alpwirt findet am Grünten die neugeborenen Rinder tot auf. Er ist sich sicher, dass sie von einem Wolf gerissen wurden. Doch das ist nicht die einzige mögliche Erklärung
Kranzegg Eine apathische Mutterkuh und zwei tote Kälber hat Alpwirt
Dass seine Kälber bereits tot geboren wurden, glaubt Müller nicht. Er habe auf seiner Alpe noch nie eine Totgeburt gehabt. „Das war hundertprozentig der Wolf. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Das kann kein anderes Tier gewesen sein“, sagt der Landwirt, der seine Tiere nun zur Sicherheit nachts im Stall lässt.
Mitglieder des „Netzwerks Große Beutegreifer“am Landesamt für Umwelt (LfU) haben auch im aktuellen Fall DNA-Proben genommen. Im Gegensatz zum betroffenen Bauern halten es Vertreter des LfU durchaus für möglich, dass die Kälber tot zur Welt kamen und Aasfresser über sie hergefallen sind. Für die Behörde ist in keinem der aktuellen Fälle erwiesen, dass ein Wolf für den Tod der Tiere verantwortlich ist. Man müsse die DNA-Analyse abwarten, sagt ein LfU-Sprecher. Wegen der Häufung der Fälle könne man diese aber nicht beschleunigen. Das Senckenberg-Institut in Geln- hausen bei Frankfurt, das die Proben auswertet, sei für das ganze Bundesgebiet zuständig und müsse zahlreiche Proben auswerten.
Das allerdings will der Oberallgäuer Landrat Anton Klotz so nicht hinnehmen: „Diese lange Wartezeit ist unerträglich, das muss sich ändern“, sagt er und fordert ein Ergebnis binnen acht Tagen. „Bei Tbc-Proben ist das ja auch möglich.“Zur Not trage das Landratsamt die entstehenden Kosten. Der Landrat verweist auf sieben ausgeweidete Kälber im Oberallgäu und in Halblech (Ostallgäu) seit Anfang Juni. In keinem einzigen Fall liege bisher eine DNA-Analyse vor.
Klotz, der sich gestern zu einem Krisengespräch mit Vertretern von Landwirtschaft, Alpwirtschaft und Jagd traf, will heute bei Umweltminister Marcel Huber auf eine sofortige Abschussgenehmigung für Wölfe drängen. „Hier reden wir aber erst einmal über den Raum Wertach, hier muss akut etwas ge- schehen.“Zwar sei derzeit ein Wolfs-Managementplan in Arbeit – man könne aber nicht so lange warten, bis dieser umsetzbar sei.
Auch Leopold Herz, Landwirt in Wertach und agrarpolitischer Sprecher der Freien Wähler im Landtag, fordert, bäuerliche Familienbetriebe und Alphirten nicht mit dem „Problem Wolf“alleinzulassen. Er hat sich deshalb bereits an Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Umweltminister Marcel Huber gewandt. Ebenso wie Landrat Klotz ist es auch ihm wichtig, dass das Wolfs-Monitoring professionalisiert wird. Die Mitglieder des Netzwerks Große Beutegreifer, die am Fundort Proben nehmen, sind nur ehrenamtlich tätig. Besser wären hier laut Herz behördliche Strukturen. „Verdachtsfälle müssen schnell geklärt werden und dazu ist eine raschere Abwicklung nötig.“Auch eine kompetente Beratung der Geschädigten sowie eine 24-Stunden-Notfallbereitschaft seien wichtig.