Kritik am Kampf gegen Mückenplage
Forscher sorgen sich um das Ökosystem
Landau Mücken mag eigentlich niemand so wirklich. Insofern vermeldete es jüngst die KABS (Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage) als Erfolg, dass die Mücken entlang der Rheinschiene mit großem Erfolg bekämpft wurden. Dies sehen aber der Bund Naturschutz und Wissenschaftler etwa der Uni Landau kritisch.
Zur Kabs gehören 99 Gebietskörperschaften (97 Gemeinden und Landkreise sowie die Länder Baden-Württemberg und RheinlandPfalz). Das Gebiet der Kabs reicht von Bingen und dem Rheingau im Norden bis zu den Gemeinden am Kaiserstuhl im Süden. Die Aktionsgemeinschaft hat mit Hubschraubern 75 Tonnen Eisgranulat im Einsatzgebiet verteilen lassen. Das Granulat enthält den biologischen Wirkstoff Bti. Dabei handelt es sich um den für Menschen ungefährlichen Bacillus thuringiensis israelensis, der den Darm der Mückenlarven zerstört. So sei eine Mückenplage verhindert worden – was die Menschen in der Region als auch Touristen schätzen würden, teilte die Kabs mit.
Dr. Carsten Brühl, Experte von der Uni Landau in der Pfalz, sieht die Sache kritisch: Stechmücken und Zuckmücken, die an Bti zugrunde gehen, machten in den Rheinauen fast die komplette Biomasse aus und stellen wichtige Nahrungsmittel für Vögel, Frösche und Fische dar. Reduziere man die Zahl der Mücken quasi auf null, dann hätten die genannten Tiere kaum noch Nahrung. „Die Vernichtung der Mücken hat immense Auswirkungen auf das Ökosystem“, sagt Brühl. Nicht umsonst hätten sich etwa Gemeinden am bayerischen Ammersee gegen den Einsatz von Bti entschieden.
Dr. Hans Jürgen Hahn, Mitglied im Bundesarbeitskreis Wasser des Bund Naturschutz, sieht gar politische Gründe für das Vorgehen der Kabs: „Das hat viel mit Wählerstimmen zu tun.“Denn viele Menschen wollten abends auf der Terrasse schlichtweg ihre Ruhe vor den Plagegeistern haben. Deshalb habe das grüne Umweltministerium in Rheinland-Pfalz „nicht das geringste Interesse daran, an der aktuellen Situation irgendetwas zu ändern“. Man lasse also die Kabs gewähren, sagte der Grundwasserökologe, der ebenfalls an der Universität Landau forscht.