Eine Erfolgsgeschichte geht zu Ende
Fünf junge Spanier bestehen im Unterallgäu ihre Prüfungen im Hotelgewerbe. Warum die Aktion nun endet
Mindelheim Vor fünf Jahren wurde die Idee geboren, arbeitslosen Jugendlichen aus der Mindelheimer Partnerstadt Sant Feliu de Guixols eine Perspektive zu eröffnen und ihnen im Unterallgäu eine Berufsausbildung zu ermöglichen. Nun absolvierten fünf der jungen Spanier ihre Gesellenprüfung, drei weitere können im Herbst erneut ihre Prüfung ablegen. Bürgermeister Stephan Winter empfing sie im Rathaus, um ihnen zu gratulieren, aber auch, um das Projekt ein wenig wehmütig abzuschließen. Bisher hatte es die EU mitfinanziert, nun läuft diese Unterstützung aus.
Dritter Bürgermeister Roland Ahne hatte 2013 den Stein ins Rollen gebracht. Während im Unterallgäu händeringend Azubis gesucht wurden, standen auch in der Mindelheimer Partnerstadt viele Jugendlichen auf der Straße. Ahne flog damals sogar nach Sant Feliu, um vor Ort die Möglichkeiten zu erkunden. Mit seiner Idee fand er schließlich auch bei Stephan Winter offene Türen.
Allerdings wusste damals noch niemand, welche Herkulesarbeit auf die Beteiligten zukommen würde, meinte der Bürgermeister beim Empfang rückblickend. Man habe absolutes Neuland betreten. Er erinnerte an das Speeddating zwischen interessierten Spaniern und heimischen Unternehmern, an Deutschkurse, Praktika sowie die zahlreichen Gespräche zwischen Arbeitsamt und Kolping-Akademie, um die Betreuung und Organisation vor Ort zu bewerkstelligen.
Im Rathaus hätten sich unter anderen Alexandra König und Ute Bergmaier um die Aufgaben gekümmert. Und auch die Berufsschule habe sich stark engagiert und sei neue Wege gegangen, indem sie beispielsweise eine eigene Spanierklasse einrichtete.
Neben dem bürokratischen Aufwand habe man einiges nicht vorausahnen können, wie zum Beispiel das Heimweh, das manchen der jungen Leute zu schaffen machte. Brigitte Riedmaier von der KolpingAkademie habe sich zu einer „Ersatz-Mutter“entwickelt, die zum Teil rund um die Uhr zur Verfügung gestanden habe. Dafür dankte ihr Winter herzlich. Er wandte sich dann an die Jugendlichen: „Alle Hochachtung, was Sie geleistet haben. Sie haben ihre Heimat und Familie verlassen und drei Jahre durchgehalten!“Dass es sich gelohnt habe, sehe man an den Berufsabschlüssen.
Jonatan Saura Franco ist froh, mitgemacht zu haben, und bedankte sich bei allen Beteiligten. Es sei die Chance gewesen, über die eigene Kultur hinauszuschauen und neue Freunde kennenzulernen. Er bleibe bei seinem Ausbildungsbetrieb. Abschließend gab er zu, dass ihm die Sprache doch einige Probleme bereitet habe. „Hochdeutsch, bayerisch und schwäbisch, ich kapier’s heute noch nicht ganz“, sagte er in schon recht gutem Deutsch.
Stefan Schulz von der Agentur für Arbeit meinte, im Laufe der Zeit hätten alle dazugelernt. So habe man die Deutschkenntnisse der Ankommenden durch entsprechende Kurse in Spanien stark gesteigert. Auch die Ausbildungsbetriebe seien in den Prozess miteingebunden gewesen.
Alle acht Spanier möchten weiter hier bleiben und in ihrem gelernten Beruf arbeiten, erklärte Brigitte Riedmaier. Aus den vergangenen Jahrgängen seien weitere drei Hotelfachkräfte und zwei Köche noch in Bad Wörishofen und einer in München dauerhaft beschäftigt. Viele der Teilnehmer, die aus dem Projekt ausgestiegen seien, hätten dennoch Vorteile, in Spanien eine Anstellung zu finden. Immerhin können sie sich auf Deutsch verständigen und diese Zusatzqualifikation im Tourismus gut gebrauchen, sagte Riedmaier, die auch dem Vorstand des Förderkreises Städtepartnerschaft angehört. Trotz des großen Aufwands bedauerte sie, dass das Projekt nicht fortgesetzt wird. Die Mittel würden nun in andere internationale und soziale Projekte fließen.
Abschließend freute sich Winter darüber, dass diese Aktion auch in der Partnerschaft mit Sant Feliu zu neuem Elan geführt habe. Man habe nun viel öfter Kontakt nach Katalonien. So habe man die Partnerschaft mit Inhalten gefüllt. Er überreichte den jungen Spaniern jeweils ein Abschiedsgeschenk und sagte mit Bedauern: „Wir hätten gerne weitergemacht.“ Die Absolventen
Diese fünf jungen Spanier haben er folgreich ihre Prüfung bestanden:
● Andrea Casanova Casanova (Hotel fachfrau im Hotel KurOase, in Bad Wörishofen)
● Sonia Lorente Pajares (Hotelfach frau im Kur und Sporthotel Anger hof, Bad Wörishofen)
● Didac Riba de Pouplana (Koch im Kneippianum, Bad Wörishofen)
● David Román Palomera (Restau rantfachmann im Kneippianum, Bad Wörishofen). Er erreichte den zweiten Platz bei der Schulmeisterschaft im Restaurantfach und wurde bei der Frei stellungsfreier für seine besonders guten Leistungen ausgezeichnet. Da neben hat er an einem dreiwöchigen Erasmus Programm in Chester /Eng land teilgenommen, wo er in einem Sprachkurs und einem Betriebsprakti kum die Englische Lebens und Ar beitsweise kennenlernen konnte.
● Jonatan Saura Franco (Koch im Kur sanatorium Dr. Fehrenbach)
● Alle fünf Absolventen haben im Fe bruar eine zusätzliche Deutschprü fung im Niveau B2 bestanden. (un)