Das Aus für das Kneippianum
Die Kneipp’schen Stiftungen schließen das Haus, das Pfarrer Kneipp noch selbst begründet hatte. Mitarbeiter werden ihre Arbeitsplätze verlieren. Bürgermeister Paul Gruschka spricht von einem schmerzlichen Verlust
Bad Wörishofen Ein Stück Bad Wörishofer Geschichte endet: Die Kneipp’schen Stiftungen schließen das Kneippianum. Damit verbunden ist ein Verlust von Arbeitsplätzen. Wie viele Menschen durch die Entscheidung ihre Jobs verlieren werden, ist derzeit unklar. Die Kneipp’schen Stiftungen haben dazu keine Angaben gemacht. Offen ist auch die Frage, was kommt, wenn das Kneippianum schließt. „Wir hoffen, dass die Kneipp’sche Idee weitergetragen wird und dort keine Wohnungen entstehen“, sagt dazu Thomas Hilzensauer, der Geschäftsführer des Kneipp-Bundes mit Sitz in Bad Wörishofen. Hilzensauer war selbst viele Jahre lang in leitender Funktion bei den Kneipp’schen Stiftungen beschäftigt. „Mir tut es leid für die einstigen Kolleginnen und Kollegen“, sagt er. Es sei aufs „Höchste bedauerlich, dass es so weit gekommen ist.“
Die Kneipp’schen Stiftungen der Barmherzigen Brüder teilten gestern mit, man reagiere mit der Schließung auf „die seit vielen Jahren deutlich rückläufige Nachfrage bei den Reha-Maßnahmen und die unzureichende Ertragssituation in der Hotellerie“. Als Folge daraus werde man künftig „alle Aktivitäten auf das Sebastianeum fokussieren“. Dieser Schritt soll zum 11. Dezember vollzogen werden. Bislang betreiben die Kneipp‘schen Stiftungen in Bad Wörishofen das Sebastianeum und das Kneippianum. Einst gehörte auch das Familie-KindHaus dazu. Diese Einrichtung wurde bereits im Februar dieses Jahres geschlossen. Das Gebäude hat zwischenzeitlich die Stadt angemietet, um dort übergangsweise Kindergartengruppen und den Hort unterzubringen. Bereits im Februar waren im Kneippianum die letzten vier verbliebenen Ordensschwestern der Mallerdorfer in den Ruhestand gegangen. Einst wirkten rund 100 Ordensfrauen im Kneippianum. „Eine Ära geht zu Ende“, sagte damals die damalige Leiterin Christiane-Maria Rapp. Gleiches gilt nun für das Kneippianum. Kneipp selbst hatte den Bau noch vor seinem Tod auf den Weg gebracht. Nach eigenen Angaben hat das Kneippianum derzeit 144 Betten. Zur Zahl der Übernachtungen gab es gestern keine Angaben.
Man werde die bereits vor Jahren auf das Sebastianeum konzentrierten Reha-Angebote „unverändert aufrechterhalten“, teilen die Kneipp’schen Stiftungen mit. Das Kneippianum allerdings werde im Dezember geschlossen. Es werde zu einer „deutlichen Verringerung der Arbeitsplätze bei den Kneipp’schen Stiftungen“kommen. Bürgermeister Paul Gruschka (FW) sagt, nachdem „die Kneipp’schen Stiftungen etwa 185 Mitarbeiter beschäftigen, die Bettenkapazität von Kneippianum und Sebastianeum in etwa gleich ist, dürften geschätzt 70 Arbeitsplätze von der Schließung betroffen sein.“Gruschka unterbrach gestern seinen Urlaub, um die neue Lage zu bewerten. „Schmerzlich“sei diese Schließung, zumal das Kneippianum zum 120. Jubiläum aufwändig renoviert wurde. Der Schritt zur Schließung sei „Provinzial und der Geschäftsleitung nach meinem persönlichen Eindruck sehr schwergefallen“, berichtet Gruschka. Die Mitarbeiter wurden am Dienstag über die Pläne informiert. Eine Schließung des Sebastianeums sei nicht vorgesehen, betonen die Stiftungen. Mit der Konzentration aufs Sebastianeum will man dieses „Vermächtnis des Pfarrers Sebastian Kneipp als zukunftsfähige Einrichtung“fortführen können.
Man müsse nun den Blick nach vorn richten, sagt Bürgermeister Gruschka. „Stadtrat, Bürgermeister und die Verwaltung kümmern sich permanent darum, dass sich neue Firmen ansiedeln und dass zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden“, sagt er. „Wir tun alles, um die Stadt Bad Wörishofen aufzuwerten und unseren Kurort attraktiv zu gestalten.“Man sei auch bei der Suche nach einem eventuellen Investor für das Kneippianum gern behilflich. Er wünsche allen betroffenen Arbeitnehmern, dass sie bald eine neue Anstellung finden. Das Kneippianum wurde 1896 als dritte Stiftung neben dem Sebastianeum und der Kneippschen Kinderheilstätte von Pfarrer Sebastian Kneipp gegründet. Das Kneippianum war immer Anlaufstelle bei Pressereisen oder Filmdrehs, sogar Oscar-Preisträger Michael Moore hat die Arbeit dort schon dokumentiert.