Therapie statt Knast
Ingrid Millgramm muss ins Gefängnis, diesmal für lange. Vermutlich muss sie elf Monate in die JVA einrücken, weil sie immer wieder beim Stehlen erwischt wurde. „Oma Ingrid“muss ins Gefängnis, schon wieder – weil sie offenbar nichts gelernt, nichts begriffen hat aus ihrer ersten, zweimonatigen Haftstrafe.
Wie kann denn das sein? Wie kann jemand mit so viel Lebenserfahrung sich so realitätsfremd verhalten und – kaum aus dem Knast entlassen – wieder auf Diebstahltour gehen? Wo doch spätestens jetzt jeder in Bad Wörishofen die adrette, alte Dame kennt. Und es gibt nicht wenige Bad Wörishofer, die „Oma Ingrid“auch wegen ihrer Präsenz und ihrem stolzen, manchmal arroganten Auftreten argwöhnisch beäugen. Wie kann sie denn wieder stehlen, wo sie doch wissen muss, dass „das Schlimmste“noch lange nicht das Schlimmste war?
Niemand wird dieses Verhalten verstehen, niemand wird es gutheißen. Daran hat Ingrid Millgramm auch selbst Schuld: Sie sonnt sich oft und gerne in der medialen Aufmerksamkeit und erreicht damit das Gegenteil: Sie wird nur noch argwöhnischer beäugt.
Selbst erfahrene Prozessbeobachter können da nur noch den Kopf schütteln. Hat diese uneinsichtige, starrsinnige alte Frau Gnade verdient? Nein. Aber sie hat – immer noch – ein Recht darauf, anständig behandelt zu werden. Und dass eine Gefängnisstrafe bei ihr keine Einsicht bewirkt, ist leider erwiesen. Ingrid Millgramm hilft kein Knast – sie braucht eine Therapie.