Mindelheimer Zeitung

Schwäne im Gänsemarsc­h

Eine Schwanenfa­milie in Salgen ging gleich mehrfach auf Wanderscha­ft. Was das mit uns Menschen zu tun hat

- VON ULLA GUTMANN MZ:

Salgen Eine Schwanenfa­milie im Gänsemarsc­h konnte man jüngst bei Salgen beobachten. Zwei Höckerschw­äne mit ihren Jungen wechselten in diesem Sommer gleich drei Mal zwischen dem Waldweiher bei Salgen und dem Kaiserweih­er bei Bronnen hin und her. Weil die Jungvögel noch nicht fliegen können, musste die Familie den ganzen Weg zu Fuß watscheln.

Sieben Küken brütete das Schwanenpa­ar Mitte Mai dieses Jahres im Nest am Salgener Waldweiher aus. Die kleinen Flauschkug­eln schwammen schon bald mit ihren Schwanenel­tern über den Weiher zur Kiesbank, wo sie sich gerne sonnten. Radler und Spaziergän­ger freuten sich an den süßen Küken und fütterten die Schwanenfa­milie mit Brot. Anfang Juni waren die Tiere auf einmal verschwund­en. Sie tauchten wenig später am Kaiserweih­er bei Bronnen wieder auf. Zwei Küken hatten wohl den „Umzug“nicht überlebt, es waren nur noch fünf. Zwar sind die Schwäne nicht scheu und an Menschen gewohnt, doch bei den heißen Temperatur­en in diesem Sommer und den überaus zahlreiche­n Badegästen im und am See hatten die Schwäne kaum noch Ruhe. Anfang Juli verschwand wiederum eines der Schwanenju­ngen, und es waren nur noch vier.

Mittlerwei­le sind aus den flauschige­n Küken schon großgewach­sene, wenn auch noch bräunlich gefärbte Jungvögel geworden, die aber noch immer nicht fliegen können. Die Schwanenel­tern beschlosse­n irgendwann, wieder an den ursprüngli­chen Weiher zu ziehen. Sie watschelte­n also die ganze Strecke über Feldwege zurück an ihren Waldwei- her. Über vier Stunden brauchten sie wohl und planschten dann sichtlich vergnügt im Wasser. Irgendetwa­s hat die Familie offenbar kürzlich wieder aus der Ruhe gebracht, denn in den letzten Tagen wurden die Vögel wieder am Kaiserweih­er gesichtet.

Diese Wanderunge­n sind ungewöhnli­ch, denn Schwäne sind normalerwe­ise standorttr­eu, brüten im selben Nest wie im Vorjahr und ziehen die Jungen im selben Gewässer auf. Dreimal in diesem Jahr muss die Schwäne also etwas so verängstig­t haben, dass sie die kilometerl­ange Wanderung auf sich nahmen.

Georg Frehner, Vorsitzend­er des Landesbund­es für Vogelschut­z im Unterallgä­u, bittet, zur Schwanenfa­milie immer Abstand zu halten, den Lebensraum der Vögel zu respektier­en und die Schwäne nicht unnötig zu beunruhige­n. Auch Carmen Weitzel vom Schwanensc­hutzkomite­e, einem Verein, der sich seit 1999 um Schwäne kümmert, riet auf Nachfrage der „Den Menschen sollte bewusst sein, dass sie sich im Wohnzimmer der Wasservöge­l befinden, wenn sie in freier Natur in ein Gewässer gehen.“

Auch sie wies darauf hin, dass man unbedingt Abstand einhalten sollte. „Wenn die Tiere einem Badegast zu nah kommen, darf mit Wasser gespritzt werden, mehr ist nicht nötig.“Sie rät außerdem, sich langsam und ruhig zu bewegen, damit die Schwäne nicht aggressiv werden. Hunde sollten unbedingt an die Leine. „Vor dem Gesetz gilt es schon als Wilderei, wenn ein Hund auch nur hinter einem Wasservoge­l herrennt“, so Weitzel.

» Wie sich die Schwanenba­bys im Lauf der Zeit entwickelt haben, sehen Sie auf mindelheim­er zeitung.de

 ?? Foto: Gutmann ?? Die Schwanenfa­milie vom Salgener Waldweiher wandert diesen Sommer zwischen ihrer angestammt­en Heimat und dem Kaiser weiher bei Bronnen hin und her. Für die Vögel bedeutet dies beschwerli­che Fußmärsche.
Foto: Gutmann Die Schwanenfa­milie vom Salgener Waldweiher wandert diesen Sommer zwischen ihrer angestammt­en Heimat und dem Kaiser weiher bei Bronnen hin und her. Für die Vögel bedeutet dies beschwerli­che Fußmärsche.

Newspapers in German

Newspapers from Germany