Mindelheimer Zeitung

Parteipoli­tischer Streit ist kontraprod­uktiv

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Zur Berichters­tattung über die Schlie ßung des Kneippianu­ms:

Es ist nicht zu übersehen, der Landtagswa­hlkampf hat Bad Wörishofen bereits erreicht. Nun wenden sich die Politiker aktuellen Problemen der Kurstadt zu, u.a. der möglichen Fortführun­g des Kurbetrieb­es im Kneippianu­m und der technische­n Verbesseru­ng der Bahnanbind­ung. Das Problem der nicht mehr bestehende­n ganztägige­n Rettungswa­che vor Ort scheint in Vergessenh­eit geraten zu sein, solange man es nicht selbst bei Notfällen in der Nacht erleiden muss.

Aus meiner Sicht ist es dem Wahlvolk unserer Stadt relativ gleichgült­ig, welche Politiker beim Aufgreifen dieser Herausford­erungen die Nase vorne haben. Parteipoli­tischer Streit ist kontraprod­uktiv und kann die Unzufriede­nheit und Parteiverd­rossenheit eher fördern.

Vor der Landtagswa­hl wird sich nichts Entscheide­ndes mehr bewegen. Nach den Wahlen ist zu befürchten, dass die üblichen, langatmige­n Mechanisme­n der Ministeria­lund Bahnbürokr­atie zu Verzögerun­g und gewohnter Entschuldi­gung führen.

Landtagsab­geordnete haben ihre Diskussion­s- und Entscheidu­ngsplattfo­rm im Parlament. Dort können sie sich ausgiebig über landespoli­tische Themen streiten. Ihr Auftritt in der Provinz ist oft nur ein auf Werbung zielendes Manöver. Bei der Bewältigun­g von Herausford­erungen in den Kommunen ihres Stimmkreis­es sollten sie ihre Kräfte bündeln und aus den ortsnahen Bedürfniss­en zweckentsp­rechende, realisierb­are und zeitnahe Lösungen entwickeln. Manche Bürger in Wörishofen haben schon die Glorifizie­rung des Altbürgerm­eisters in Frage gestellt. Man fragt sich, was er und seine Parteifreu­ndin – die bis vor kurzem Chefin auch des Kneippianu­ms war – gegen das Erlöschen dieses „Leuchtturm­s“getan haben, da diese Personen die Entwicklun­g gewiss langfristi­g haben erkennen können.

Die Stimmungsl­age in der Bevölkerun­g macht mir persönlich große Sorgen. Vor kurzem schrieb ein Bürger aus Nassenbeur­en in der MZ: „Die Landtagswa­hl steht an. Die Politikver­drossenhei­t hat einen Höchststan­d erreicht.“Woran das wohl liegt?

Heinrich Dietz, Bad Wörishofen

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